22. August 2019, 08:00
Fernweh

Ein Donauwörther in Texas

Jürgen Späth aus Donauwörth zog beruflich in die USA. Bild: privat
Jürgen Späth aus Donauwörth arbeitet als Messtechniker im Flugversuch bei Airbus Helicopters. Vor rund zwei Monaten zog es ihn beruflich in die USA in den Großraum Dallas / Fort Worth in Texas. Uns hat er von seinen ersten Erfahrungen berichtet.

Warum bist du in die USA gegangen?

Die Kollegen von Airbus Helicopters Inc. in Grand Prairie, Texas, waren schon seit einiger Zeit auf der Suche nach einem Ersatz für einen Mitarbeiter, der angekündigt hatte in Rente zu gehen. Mitte letzten Jahres haben sie dann bei mir angefragt, ob ich mir vorstellen könnte, bei ihnen zu arbeiten. Nach einigen Recherchen, was das alles für mich bedeutet und einem Angebot von Airbus Helicopters Inc. habe ich letztlich entschieden, das Angebot anzunehmen. In den letzten Jahren habe ich sehr viele Städte und Länder besucht. Da kam irgendwann der Wunsch, selbst einmal einige Zeit im Ausland zu leben und diese Erfahrung zu machen. Ich war vorher bereits mehrmals beruflich und privat in den USA. Die Zeit dort war immer sehr schön. Auch kannte ich einige meiner Kollegen von früheren Besuchen. Letztlich gefällt mir das ganze Umfeld in den USA besser als zum Beispiel in asiatischen Ländern.

Hast du dich bereits eingelebt und vermisst du etwas?

Ich habe mich bereits sehr gut eingelebt. Ein großer Dank geht dabei an meine Kollegen, die mir vor meinem Umzug und nach meiner Ankunft bei sehr vielen Dingen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Auch gibt es von Airbus umfangreiche Hilfen für den Start in einem neuen Land, zum Beispiel bei Behördengängen. Am meisten vermisst man erst mal die Familie und Freunde. Bei mir kommt noch dazu, dass ich als großer Fan des TSV 1860 München fast alle Spiele der Löwen in den letzten Jahren live im Stadion erlebt habe. Das Stadionerlebnis und die Fahrten mit anderen Löwenfans dorthin fehlen schon. Des Weiteren ist bei jedem längeren Auslandsaufenthalt das Essen ein Thema. Hier in den USA gibt es zum Beispiel fast nur sehr weiches Weißbrot oder Semmeln. Kein Vergleich mit der riesigen Auswahl, die man zu Hause beim Bäcker hat. Allerdings habe ich mittlerweile mehrere Geschäfte gefunden, die vernünftiges Brot anbieten. Dazu gibt es hier sehr viele Aldi, die regelmäßig eine „German Week“ veranstalten. Dann werden verschiedene, typisch deutsche Lebensmittel angeboten.

Dein Hobby ist der Fußball und damit verbunden auch das Groundhopping. Was müssen wir uns darunter vorstellen?

Fußball zu schauen ist kein sehr außergewöhnliches Hobby. Allerdings verbinde ich das Fußballschauen mit Besuchen in verschiedenen Städten und Ländern. In den letzten Jahren war ich so zum Beispiel in Russland, im Baltikum, auf Malta und vielen weiteren Ländern. Hier in den USA versuche ich, etwa einmal im Monat ein verlängertes Wochenende zu nutzen, um in eine andere Stadt zu fahren bzw. zu fliegen.

Welche Stadien hast du in den USA bereits besucht?

In diesem Jahr habe ich bereits zehn größere Stadien besucht. So habe ich in Texas die Fußballstadien in Dallas, Austin und Houston gesehen. Dazu war ich in Oklahoma City, Cincinnati (Ohio), New York, Los Angeles (zwei Stadien) und bei der Stadioneröffnung in Minneapolis (Minnesota). Zuletzt war ich im AT&T Stadion, der Heimstätte des American Football Teams Dallas Cowboys. Dazu kommen noch einige kleinere Stadien hier in der Umgebung. Der nächste Ausflug ist bereits geplant. Es geht Anfang Juli nach Chicago. Dort steht ein Spiel von Chicago Fire und das Finale des Goldcup auf dem Programm. Am meisten beeindruckt hat mich definitiv das AT&T Stadion. Je nach Sitzplatzkonfi guration passen dort über 100.000 Zuschauer hinein. Dazu kann das Stadiondach geschlossen werden und es ist dann eine riesige, klimatisierte Halle. Dazu kommen die zwei Videoleinwände mit je mehr als 1.000 m² Größe. Sitzt man im obersten Rang, hat man die Leinwand direkt auf Augenhöhe und man ist geneigt, dem Spiel eher auf der Leinwand zu folgen, als auf das Spielfeld zu schauen. Wenn man nur die reinen Fußballstadien nimmt, war das beste Stadion das neu eröffnete Allianz Field in Minneapolis. Es ist ein reines Fußballstadion mit etwa 20.000 Plätzen mit einem großen Stehplatzbereich für die Fans hinter einem Tor und auf der gegenüberliegenden Seite die „Brewhall“ mit mehr als 90 Zapfhähnen.

Was unterscheidet ein Stadion in Amerika von einem Stadion in den USA?

Der größte Unterschied ist, dass für viele Amerikaner der Besuch eines Spiels, egal ob Football, Basketball, Eishockey oder auch Fußball, eher ein Zeitvertreib ist. Es gibt viele, die erst nach Anpfiff kommen, deutlich vor dem Schlusspfiff nach Hause gehen oder sich einfach mit anderen Leuten unterhalten. Dadurch gibt es bei vielen Vereinen wenig Anfeuerungsrufe. Vor einigen Wochen war bei einem Spiel des FC Dallas eine Dame hinter mir gesessen, die die gesamte erste Halbzeit telefoniert hat. In der zweiten Halbzeit hat sie sich mit ihren Freunden unterhalten. Zudem sind die Stadien viel mehr auf Konsum ausgelegt. Es gibt viel mehr Essens- und Getränkeverkaufsstellen sowie Fanartikelshops und deutlich mehr Werbung.

Weißt du schon, wie lange du in den USA bleiben wirst?

Nein. Bisher gibt es keinen Zeitpunkt, wann ich zurückkommen werde. Ich habe einen unbefristeten Arbeitsvertrag und ein Arbeitsvisum, das bis zu fünf Jahre gilt. Sollte ich länger bleiben wollen, muss ich eine Greencard beantragen. Ob diese dann genehmigt wird, ist eine andere Frage. Im Moment steht es nicht zur Debatte, dass ich für immer hier bleiben werde. Aber keiner weiß, was die Zukunft bringt. Es kommt natürlich darauf an, wie sich die persönliche und berufliche Situation entwickelt.