Erwähnt wurde die Spitalkirche in Nördlingen das erste Mal im Jahr 1233. Ursprünglich lag das Spital außerhalb der Stadt und wurde erst ab 1327 durch den erbauten Mauerring miteinbezogen. Die Spitalkirche ist somit die älteste erhaltene Kirche in Nördlingen. Deswegen ist der Erhalt und die Sanierung der Spitalkirche sehr bedeutsam. „Die Generalsanierung sowie die bauliche Sicherung hierfür, waren dieses Jahr geplant. Bei der baulichen Sicherung sind jedoch einige Überraschungen aufgetaucht," so Oberbürgermeister Hermann Faul.
Zunächst sollten die Grabungen nur begleitend zur Sanierung stattfinden. Jedoch ist man nicht davon ausgegangen Funde in solchem Ausmaß zu machen, wie man sie nun gemacht hat.
In der Zeit zwischen April und Oktober liefen die Grabungen. Hierbei wurde ein Friedhof auf der Nordseite der Spitalkirche gefunden. Es wurde in einer Tiefe zwischen 0,80 und 1,20 Meter gegraben. Bis zu zehn Lagen an Skeletten, die aufeinandergeschichtet bzw. ineinander verrutscht waren, konnten hierbei gefunden werden. Unter den insgesamt 118 unvollständigen Knochenfunden und 20 vollständigen Skeletten waren sowohl Säuglings, Kinder- und Erwachsenenknochen. Die Experten schätzen, dass zwischen 1233 und 1836 Menschen unter der Spitalkirche vergraben wurden.
„Ein besonders interessanter Fund war das Pilgergrab", so Grabungsleiterin Jessica Gebauer. Sie erläuterte, dass es als Grab eines Pilgers durch die Jakobsmuscheln, die bei der Bestattung beigelegt wurden, zu erkennen wäre. Besonders ist auch eine sogenannte "Wiedergänger Bestattung". Hierbei wurde der Mensch auf dem Bauch liegend und mit einem Stein auf der Schulter begraben. „Die Leute dachten damals, dass sie die Verstorbenen dadurch davon abhalten können, von dem Toten aufzuerstehen“, erklärt Gebauer.
Neben dem Friedhof wurden auch kleiner Funde gemacht. Einerseits sind viel Keramik aus dem Hoch- und Spätmittelalter und auch Flussmuscheln gefunden worden. Zum anderen wurden auch Teile von Rosenkranzketten sowie Glasfunde und ein Knochenring entdeckt worden. Die Grabungen haben insgesamt 200.000 Euro gekostet.
Weitere Pläne
Die Funde sollen nun sowohl akribisch dokumentiert, als auch wissenschaftlich genau untersucht werden. In erster Linie soll hierbei die Herkunft der Skelette festgestellt werden. Die Sanierungen der Spitalkirche sollen im April 2020 beendet werden.