Lebkuchen gehören auf jeden Weihnachtsteller Bild: DRA
Weihnachtszeit ist Lebkuchenzeit. Aber wie lange gibt es die Lebkuchentradition schon? In Oettingen gibt es ein Lebküchnerhaus, was hat es damit auf sich? Im aktuellen blättle haben wir uns zur Weihnachtszeit einmal genauer mit dem Thema beschäftigt.
knusper knusper knäuschen ...
Der Lebkuchen ist heute aus der Advents- und Weihnachtszeit kaum noch wegzudenken. Schon bei den alten Ägyptern wurde süßes Gebäck als Grabbeigabe verwendet, die Römer kannten den Lebkuchen als eine Art gebackenes Honigbrot. Im Mittelalter galt der Lebkuchen als Fastenspeise und wurde nicht nur zu Weihnachten gegessen, sondern kam zu Fastenzeiten zusammen mit starkem Bier auf dem Tisch. Gebacken wurden Lebkuchen vor allem in Klöstern, wo sie wegen ihrer guten Haltbarkeit gerne für magere Zeiten aufgehoben und dann an die Armen und Hungernden verteilt wurden.
In unserer Region sind vor allem Lebkuchen aus Nürnberg und Augsburg bekannt. Diese Städte waren Handelsknotenpunkte, wo unter anderem natürlich auch die für die Lebkuchen notwendigen exotischen Gewürze gehandelt wurden. Lebkuchenbäcker wurden Lebzelter, Lebküchler oder Lebküchner genannte. An diese Bezeichnung erinnert in unserem Landkreis zum Beispiel heute noch das Lebküchnerhaus in Oettingen, wo die Lebküchnerin Frau Stahl ihr Backwerk herstellte. Wie Bäcker und Feinbäcker waren auch die Lebküchner damals in Zünften organisiert.
Die Getreidemühle der Lebküchnerfamilie Stahl im Heimatmuseum Oettingen Bild: Heimatmuseum Oettingen
Die Lebküchnerfamilie Stahl in Oettingen
Im Oettinger Heimatmuseum befindet sich heute noch die alte Gewürzmühle der Familie Stahl. Sie gehörte Johann Emanuel Stahl und stammt aus dem Jahr 1815. Die Familie Stahl war seit 1661 in vier Generationen in Oettingen als Lebküchner ansässig. Ihr Haus in der Ledergasse wird heute bei Stadtführungen als Lebküchnerhaus erwähnt. Neben den Stahls gab es weitere Lebküchner in Oettingen, aus einigen Betrieben sind im Heimatmuseum etliche geschnitzte Modeln zu sehen. Die Stadt Oettingen bietet als kurzweiligen Stadtrundgang eine iPod Tour mit der Lebküchnerin Frau Stahl und dem Perückenmachergesellen Jakob an. Manches war bei dieser Führung zu Frau Stahl zu hören ist, ist frei erfunden.
Dennoch gab es die Lebküchnerin Frau Stahl tatsächlich, die Informationen dazu befinden sich ebenfalls im Heimatmuseum. Frau Stahl wurde im Jahr 1688 als Tochter der Metzgerfamilie Reußner geboren. Sie wuchs mit sechs Geschwistern auf, die Familie wohnte am Schlossbuck und in der Manggasse. Mit 25 Jahren heiratete sie den Lebküchner Georf Jakob Stahl, der da bereits 46 Jahre alt war. Die Stahls betrieben ihre Lebküchnerei in der Ledergasse und waren auch als Kauf- und Handelsleute tätig. In den 1720er und 1730er Jahren stieg Herr Stahl zunächst zum äußeren und dann zum inneren Bürgermeister auf und seine Frau genoss als Bürgermeistergattin ein hohes Ansehen. Sie übernahm ettliche Patenschaften. Als Georg Stahl mit 74 Jahren verstarb, war seine Witwe erst 53 Jahre alt und war unter anderem bei Hof als Küchenschreiberin tätig. Ihren Lebensabend verbrachte sie im Witwenhaus der Stadt Oettingen und verstarb dort in ihrem 70. Lebensjahr. Ihr Grabstein ist heute im Kircheninneren von St. Jakob aufgestellt. Laut Inschrift war sie "ein Weib, andächtig wie Maria, emsig wie Martha, klug wie Ruth".
Aus Lebkuchen werden auch die beliebten Lebkuchen- oder Pfefferkuchenhäuschen zusammengesetzt. Im Volksmund heißen sie auch Knusperhäuschen, ein Begriff aus dem Märchen Hänsel und Gretel.