In Deutschland fehlen Technikfachkräfte. Unternehmen befürchten einen Fachkräftemangel und langfristig den Verlust von Innovationspotenzial. Der Verein Deutscher Ingenieure e. V. (VDI) unterstützt daher seit Jahren gezielt den naturwissenschaftlichen MINT-Unterricht allgemeinbildender Schulen durch Fördermittel aus dem VDI-Technikfonds mit bis zu 5000 Euro.
Deiningen - Gefördert wird technisch-experimenteller Unterricht. Durch anschaulich und spannend gestaltete Projekte, die den regulären Unterricht ergänzen, soll der Spaß und das Interesse an Technik und Naturwissenschaft geweckt und gefördert werden. Daneben sollen Talente gezielt gefördert und die Berufswahlorientierung junger Menschen erleichtert werden, denn: „Deutschland braucht dringend mehr Ingenieure“, so VDI-Bezirksvorstand Stefan Wieser, der sich bereits während seiner Studienzeit in Deggendorf beim Verein „Technik für Kinder“ als Tutor nach dem Motto „Begeistern durch Machen“ engagierte.
Schulen und Unternehmen vernetzen
Neben Wieser war und ist auch Jens Ueckert aus Hüssingen ein MINT-begeisterter Schüler. Jens Ueckert führt heute mit „Kompetenz und Leidenschaft“ ein sehr erfolgreiches und leistungsstarkes Unternehmen in Sachen Elektro- und Sicherheitstechnik und ist auch VDI-Mitglied der Bezirksgruppe Nordschwaben. Regelmäßig trifft sich Ueckert mit gleichgesinnten Studenten und Jungingenieuren beim VDI-Stammtisch zum Erfahrungsaustausch. Als „alter Hase“ studiert Ueckert derzeit zusätzlich im Nebenberuf am Nördlinger Technologie Centrum Westbayern (TCW) den berufsbegleitenden Teilzeitstudiengang „Systems Engineering“. Zusammen mit Stefan Wieser, dem Leiter der VDI-Bezirksgruppe Nordschwaben, der gleichzeitig auch am TCW als „Master of Engineering“ und dort als Teamleiter in Sachen Robotik tätig ist, war Ueckert „Drahtzieher“ der Idee, die VDI-Fördergelder künftig praxisgerechteter einzusetzen und gleichzeitig Schulen und Unternehmen zu vernetzen. Als diesjähriger „Modell“-Projektpartner konnte die Montessori-Schule Deiningen und als Mentor die SPN Schwaben Präzision Fritz Hopf GmbH (SPN) gewonnen werden.
Experimentieren und forschen
An sechs Nachmittagen haben die Montessori-Schüler der fünften bis achten Klasse die Möglichkeit, nachmittags zu experimentieren und zu forschen und ohne Lerndruck in die faszinierende Welt der Elektrotechnik einzutauchen. Beim Basiskurs des Technikbegeisterungsprojektes werden spannende elektronische Bausätze von den Kindern selbst gelötet: Eine selbstgebaute LED-Taschenlampe, ein Wechselblinker und eine Sirene dürfen am Ende des Kurses von den Kindern mit nach Hause genommen werden. „Solche Erfolgserlebnisse prägen die Kinder und legen oft den Grundstein für eine spätere Berufswahl“, erläuterte Peter Kuhberger, Leiter der SPN-Ausbildungswerkstatt. Unterstützung erhalten die Technikbegeisterten von zwei engagierten SPN-Tutoren. Veronika Seitz und Florian Kotz, beide derzeit technische Auszubildende bei SPN, geben den Kindern praktische Hilfestellung im Umgang mit dem Lötkolben und stärken in ihrer Rolle als Tutor gleichzeitig ihre eigenen sozialen Kompetenzen. „Aus Lernenden werden Lehrende“, ergänzte Stefan Wieser, der selbst nach seinem Hauptschulabschluss eine Berufsausbildung bei SPN absolvierte und nach dem Abitur über den zweiten Bildungsweg an der Technischen Hochschule Deggendorf studierte.
Für Technik begeistern
Bereits während seiner Studienzeit in Deggendorf engagierte sich Stefan Wieser als studentischer Tutor beim Verein „TfK - Technik für Kinder e. V.“. Unter dem Motto „Begeistern durch Machen“ erleben dort seit 2009 jährlich über 6.000 Kinder im Alter zwischen 8 und 17 Jahren in Schulen, bei Ferienprogrammen und in TfK-Technikhäusern in verschiedenen Kursangeboten, wie spannend und faszinierend „Technik“ sein kann. Johanna Hirtreiter vom Deggendorfer Verein TfK erläuterte die sehr hohe Akzeptanz des Konzeptes: „Wir haben 5 Tage in der Woche nachmittags geöffnet. Und auch am Samstag. Meistens feiern wir samstags im TfK-Technikhaus sogar Kindergeburtstage. Mit einem Tutor werden Wunschmodelle gebastelt, die die Gäste mit nach Hause nehmen dürfen.“
VDI-Bezirksvorstand Stefan Wieser plant die Intensivierung und Fortsetzung des erfolgreichen Konzeptes durch verstärkte Zusammenarbeit mit weiteren interessierten Schulen in Nordschwaben: „Es ist uns ein großes Anliegen, dass wir noch mehr Schüler für Technik, auch Technik-Wettbewerbe und letztendlich auch für das Ingenieurswesen begeistern können.“