Cybercrime

Polizei gelingt Schlag gegen Investment-Betrug im Internet

Gemeinsam mit kosovarischen Justiz- und Polizeibehörden durchsuchten Beamte aus Nordschwaben mehrere Callcenter im Kosovo. Bild: Polizei
Vergangene Woche durchsuchten Beamte des Polizeipräsidiums Schwaben Nord und des Bundeskriminalamtes (BKA) gemeinsam mit den kosovarischen Justiz- und Ermittlungsbehörden insgesamt 14 Objekte in Pristina und Ferizaj (Kosovo). Die Polizei nahm 20 Personen vorläufig fest. Das Netzwerk soll in den vergangenen Jahren Anleger aus Deutschland und anderen Staaten um hohe Millionenbeträge betrogen haben.

Seit dem Frühjahr 2023 führt die Kriminalpolizei Augsburg unter Sachleitung der Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) umfangreiche Ermittlungen wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betru-ges gegen eine international agierende Gruppierung. Im Zuge der intensiven Ermittlungen gelang es den Beamten gemeinsam mit den kosovarischen Ermittlungsbehörden, zahlreiche Tatbeteiligte zu identifizieren und drei im Kosovo betriebene Callcenter zu lokalisieren.

Anlass der Ermittlungen waren zahlreiche Strafanzeigen von betrogenen Anlegern aus ganz Bayern in den vergangenen Jahren. Sie hatten zuvor teils hohe Summen auf vermeintlichen Trading-Plattformen im Internet investiert. Insbesondere zu Beginn der Geschäftsbeziehung wurden ihnen beträchtliche Gewinne wahrheitswidrig vorgespiegelt. Auch unter Einsatz simu-lierter, professionell wirkender Charts wurde bei den Anlegern der Eindruck erweckt, durch weitere Investitionen den erzielten Gewinn noch um ein Vielfaches steigern zu können. Tat-sächlich wurden die investierten Gelder jedoch niemals angelegt, sondern wanderten aus-nahmslos in die Taschen der Betrüger.

Die Tätergruppierung, gegen die sich die operativen Maßnahmen am 26. November richteten, soll nach den bisherigen Ermittlungen in ihrem Kern bereits seit – spätestens – 2017 bis in die jüngste Vergangenheit mehr als zwei Dutzend solcher betrügerischer Trading-Plattformen im Internet betrieben haben (z. B. Banqoin, OptionFX, IQToro, ProToro, TradoFX).

Bild: Polizei

Anlegerin aus NRW wurde um 1,9 Millionen Euro betrogen

Der von der Tätergruppierung angerichtete Schaden ist erheblich. Derzeit liegen Anzeigen von etwa 350 Geschädigten aus Deutschland vor. Der bekannte Gesamtschaden liegt im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Es ist allerdings von einem beträchtlichen Dunkelfeld und damit von einer Vielzahl weiterer Fälle auszugehen. Den höchsten Einzelschaden erlitt eine Anlegerin aus Nordrhein-Westfalen; sie wurde ab Mai 2020 binnen eines Zeitraum von neun Monaten
um einen Betrag von knapp 1,9 Millionen Euro betrogen.

Bei den Durchsuchungen stellten die Beamten Bargeld im niedrigen sechsstelligen Bereich fest. Bild: Polizei

Beante es Polizeipräsidiums Schwaben Nord waren an Ermittlungen beteiligt

Die konzertierte Aktion gegen das Betrugsnetzwerk erfolgte in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden der Republik Kosovo, wo parallele Ermittlungen gegen die Beschuldigten geführt werden. An den Maßnahmen nahmen neben einer Staatsanwältin und einem Staatsanwalt der ZCB mehr als ein Dutzend Beamte des Polizeipräsidiums Schwaben Nord teil. Auch zwei IT-Forensiker aus Bayern leisteten Unterstützung. Auf kosovarischer Seite waren mehr als 120 Kräfte an dem Einsatz beteiligt.

Die Beamten nahmen im Rahmen des Action Days 20 Personen vorläufig fest. Zehn Personen wurden im weiteren Verlauf einem Ermittlungsrichter vorgeführt.

Bei den Durchsuchungen wurden u.a. drei in Betrieb befindliche Callcenter in Pristina und Ferizaj angetroffen. Die Beamten stellten dort und in den elf durchsuchten Privatwohnungen Bargeld im niedrigen sechsstelligen Bereich, Mobiltelefone, PCs, Laptops, USB-Sticks, eine Schusswaffe sowie weitere Unterlagen sicher. Zudem froren die Ermittlungsbehörden sämtliche Konten der Beschuldigten ein. Außerdem wurden Immobilien der Beschuldigten und fünf Fahrzeuge der Oberklasse beschlagnahmt.

Die komplexen und aufwändigen Ermittlungen der Zentralstelle Cybercrime Bayern und der Kriminalpolizei Augsburg dauern an und erfolgen auch in Zukunft in enger Abstimmung mit den kosovarischen Strafverfolgungsbehörden. (dra)

Um sich vor derartigen Callcenter-Betreibern zu schützen rät die Polizei:

  • Gehen Sie nicht auf angebotene Anlagemöglichkeiten in den sozialen Netzwerken ein!
  • Seien Sie alarmiert, wenn besonders hohe oder nicht branchenübliche Gewinnmargen garantiert und versprochen werden.
  • Seien Sie vorsichtig bei Überweisungen von Geld auf ausländische Bankkonten.
  • Viele dieser Cybertrading-Plattformen sind täuschend echt nachgemacht, sodass sie von einem Laien nicht von Echten unterschieden werden können. Prüfen Sie die Plattformen genau!
  • Geben Sie niemandem über einen sogenannten Fernzugriff den Zugang zu Ihrem PC oder Konto.