Blaulicht

Was ist eigentlich Erste Hilfe?

Symbolbild Bild: pixabay
Wer als erster an eine Unfallstelle kommt, ist dazu verpflichtet Erste Hilfe zu leisten. Aber was bedeutetet Erste Hilfe eigentlich? Und was, wenn ich dabei nicht alles richtig mache? Polizeihauptkommissar Stephan Roßmanith erklärt.

Am Donnerstagabend kam es zu einem schweren Verkehrsunfall bei Tapfheim. Eine Frau ist gestorben, zwei weitere Männer wurden schwer verletzt. „Unmittelbar nachdem der Unfall passiert ist, haben laut Zeugenaussagen einige Verkehrsteilnehmer auf der B16 gewendet und sind von der Unfallstelle weggefahren, ohne einen Notruf abzusetzen bzw. Erste Hilfe zu leisten. Der Polizei sind hier Kennzeichen der Fahrzeuge bekannt und im Nachgang wird wegen eines Anfangsverdachts der unterlassenen Hilfeleistung ermittelt,“ berichtet Polizeihauptkommissar Stephan Roßmanith, Pressesprecher der Donauwörther Polizeiinspektion. Im Strafgesetzbuch steht unter §323c: „Danach wird derjenige mit einer Freiheitsstrafe von bis zu 1 Jahr oder mit Geldstrafe bestraft, der einem anderen bei einem Unglücksfall keine Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und möglich war.“

So leistet man Erste Hilfe

Eigenschutz hat immer Priorität. „Deshalb sollte man zuerst die Unfallstelle und sich selbst sichern. Dafür stellt man die Warnblinkanlage an und stellt ein Warndreieck in ausreichender Entfernung auf. Im nächsten Schritt wählt man den Notruf. Egal ob man die 110 oder die 112 ruft. In der Leitstelle sitzen kompetente und engagierte Kolleginnen und Kollegen, die in solchen Situationen auch helfen“, erklärt Roßmanith weiter. „Von Seiten der Leitstellen wird einem notfalls detailliert gesagt, was als nächstes zu tun ist. Das heißt, niemand muss sich den gesamten Ablauf unbedingt auswendig einprägen, am Telefon wird man bei Bedarf auch durch die Erste Hilfe geführt.“

Nachdem die Unfallstelle gesichert ist und der Notruf abgesetzt ist, geht es dann tatsächlich ans Helfen. „Je nach Unglücksfall geht es darum Menschen aus dem Auto zu helfen, Wunden zu verbinden oder im Extremfall eine Reanimation durchzuführen. Dabei gilt: Nur wer nichts macht, macht alles falsch. Entscheidend ist vor allem das kontinuierliche Pressen auf die Brust, damit das Blut weiter zirkuliert. Ob nun fünfzehn Mal oder dreißig Mal gepresst wird und danach beatmet wird, ist nicht in höchstem Maß entscheidend. Die Hilfe ist entscheidend. Im Idealfall wechselt man sich bei der Wiederbelebung ab“, so der Hauptkommissar weiter. Roßmanith räumt auch mit dem Gerücht auf, dass man im Falle eines unabsichtlich zu starken Reanimationsversuches eine Körperverletzung begeht. Selbst wenn etwas passiert, sei ihm kein Fall bekannt, bei dem eine nach bestem Wissen durchgeführte Erste-Hilfe-Leistung nach einem Verkehrsunfall sanktioniert worden wäre, auch wenn diese vielleicht im Nachgang gesehen nicht zu 100 Prozent korrekt ausgeführt wurde, betont Roßmanith. "Wenn die Rettungskräfte eintreffen, sollte man auch nicht einfach verschwinden, sondern seine Daten bei der Polizei hinterlassen, da man möglicherweise als Zeuge gebraucht wird", so der Polizeihauptkommissar weiter.

Was würde ich mir wünschen?

Polizeihauptkommissar Stephan Roßmanith Bild: PI Donauwörh

Das einige Autofahrer*innen trotz eines Unfalls umdrehen ist für den Pressesprecher unbegreiflich. „Die Rechtslage hier ist eindeutig. Wer davon fährt, begeht möglicherweise die Straftat der ´Unterlassenen Hilfeleistung` und wird unter Umständen angezeigt. Dabei ist es unerheblich, ob ich als Erster, oder als Fünfter an die Unfallstelle komme. Nachfragen, ob noch Hilfe gebraucht wird, ist ein absolutes Muss.“ Dann stellt er eine wichtige Frage: „Was würde ich mir wünschen, wenn ich oder ein naher Angehöriger in einer solchen Situation bin? Dann würde ich mir doch auch wünschen, dass mir geholfen wird. Es gibt keinen Grund, warum man keine Erste Hilfe leistet.“

Beim Unfall am Donnerstagabend gaben die Ersthelfer*innen alles, um das Leben der Frau zu retten. Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr, die privat unterwegs waren, kamen an den Unfallort. Gemeinsam mit dem Rettungsdienst kämpften sie viele Minuten um das Leben der schwerverletzten Frau. Leider konnte der Frau nicht geholfen werden, aber zumindest wurde es versucht,“ so Roßmanith abschließend.

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