Gebietsreform

50 Jahre Donau-Ries: Die Oberbürgermeister der beiden großen Kreisstädte im Interview

Nördlingens Oberbürgermeister David Wittner (links, Bild: Fotohaus Hirsch) und Donauwörths Oberbürgermeister Jürgen Sorré (Bild: Gregor Wiebe). Bild: DRA
Am 1. Juli 2022 feierte das Donau-Ries, so wie wir es heute kennen, Geburtstag. Was schätzen die Oberbürgermeister der beiden großen Kreisstädte Nördlingen und Donauwörth eigentlich an der Region des jeweils anderen und welche Sichtweise haben die beiden auf die Gebietsreform?

David Wittner

Bild: Foto Hirsch

Hallo Herr Wittner, vielen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen für ein kleines Interview. Der Landkreis Donau-Ries und somit auch viele Städte und Gemeinden feiern in diesem Jahr 50. Geburtstag. Werfen wir zuerst einen Blick über den Riesrand. Was gefällt Ihnen denn am besten in Donauwörth?

David Wittner: Einmalig ist freilich der Donauspitz, wo sich die Wörnitz nach ihrer Reise durch das schöne Ries mit der Donau vereinigt.

Im Zuge der Gebietsreform sollte eigentlich der Sitz der Kreisbehörde in Nördlingen sein, letztendlich wurde der Beschluss aber gekippt und das Landratsamt zog nach Donauwörth. Ein schwerer Start für Nördlingen?

DW: Sicherlich ist es ein Gewinn für eine Stadt, wenn eine große Behörde ihren Sitz dort hat. Mit dem Ämterausgleich sollten beide Städte mit entsprechenden Behörden und Einrichtungen ausgestattet werden. Darauf werden wir auch weiterhin ein wachsames Auge werfen. Erfreulich ist z.B. die Nutzung des sanierten Nördlinger Bahnhofs durch das Landratsamt. Im Alltag und im Bewusstsein der Menschen spielt die Gebietsreform heute keine große Rolle mehr.

Sind seitens der Stadt Nördlingen Aktionen zum Jubiläum geplant?

DW: Eine eigene Veranstaltung anlässlich des Jubiläums der Gebietsreform haben wir derzeit nicht geplant. Feiern kommen jedoch in diesem Jahr nicht zu kurz. Nach unserer Mess’ steht im Herbst das Historische Stadtmauerfest an. Gerne begrüßen wir hier Besucherinnen und Besucher aus dem ganzen Landkreis und darüber hinaus.

Jürgen Sorré

Bild: Gregor Wiebe

Hallo Herr Sorré, ein Dank gilt auch Ihnen, dass Sie sich Zeit nehmen, um uns ein paar Fragen zu beantworten. Werfen wir zuerst einen Blick ins Ries. Was schätzen Sie denn persönlich am meisten in Nördlingen?

Jürgen Sorré: Da fällt mir spontan der Daniel ein und der von dort oben wunderbare Blick weit ins Ries hinein, aber auch speziell auf die Altstadt. An dieser gefällt mir besonders die vollständig erhaltene und rundherum begehbare Stadtmauer.

Welche Verbesserung haben sich durch die Gebietsreform im Jahr 1972 speziell für Donauwörth ergeben? Haben sich dadurch Ihrer Meinung nach auch Dinge verschlechtert?

JS: Diese Frage ist für jemanden, der die Gebietsreform nicht als Zeitzeuge miterlebt hat, am besten unter Zuhilfenahme von historischer Forschung zu beantworten. Auf jeden Fall ergaben sich für Donauwörth neue Möglichkeiten zur städtebaulichen Entwicklung, aufgrund des vergrößerten Gemeindegebiets. Dieses Wachstum an Gebiet und Einwohnern war langfristig auch eine Grundlage für die Erhebung zur Großen Kreisstadt. Die Stadtteile wiederum hatten zwar schon vor den Eingemeindungen mit der Modernisierung ihrer Infrastruktur begonnen, jedoch waren für eine rasche Durchführung nicht immer die notwendigen Gelder und personellen Ressourcen vorhanden. Nach den Eingemeindungen konnten Projekte wie Kanalisationsbau und Straßenpflasterung in der Regel rasch vorangetrieben werden. 

Auf der anderen Seite der Medaille ist zu sehen, dass die neuen Stadtteile ihre eigenständigen Gemeinderäte aufgeben mussten, was natürlich kein leichter Schritt war. In Donauwörth wiederum brachten die gewachsenen Aufgaben eine vergrößerte Stadtverwaltung mit sich und damit ein Mehr an Kosten und Personalaufwand. Inwieweit dieses Mehr durch die dezentralen Verwaltungen in den einzelnen Gemeinden kompensiert worden wäre, wird sich nie seriös berechnen lassen.

Welche Aktionen anlässlich des Jubiläums gab es in Donauwörth?

JS: Von Ende Januar bis April war heuer die Ausstellung „1971 – 1978 Gemeindegebietsreform – Die heutige Stadt Donauwörth entsteht“ des Stadtarchivs Donauwörth am VHS-Gebäude im Spindeltal zu sehen. Ebenfalls in Kooperation von Vhs und Stadtarchiv hielt Anfang Mai Frau Dr. Julia Mattern vom Freilichtmuseum Glentleiten den Vortrag „Dörfer nach der Gebietsreform“. Und selbstverständlich hat sich auch Donauwörths Stadtarchivarin mit dem Thema der Eingemeindungen befasst. Ihr Text „1971 – 2021: 50 Jahre Eingemeindungen: Ergebnisse der Gebietsreform im Raum Donauwörth“ ist online auf der Homepage der Stadt zu lesen.

Redakteurin. Recherchiert und schreibt für online und im blättle. Immer unterwegs, ob bei einer politischen Diskussion, einem Unfall oder im Eins-zu-eins Gespräch mit ihren Interviewpartnern. Zimmerpflanzenbeauftragte im Redaktionsbüro. Steht in ihrer Freizeit auf dem Tennisplatz.
Telefon: 0906 / 977 598 - 22,  E-Mail: jwagner@donau-ries-aktuell.de