Zeitpyramide

Alles zur seiner Zeit

Die Wemdinger Zeitpyramide. Bild: Mara Kutzner
Die Wemdinger Zeitpyramide wird voraussichtlich im Jahr 3183 fertig gestellt. Alle zehn Jahre soll die Pyramide um einen Stein erweitert werden. Bei einer Veranstaltung am Samstag, 9. September, um 15:00 Uhr, 30 Jahre nachdem der erste Steinquader mit einem Kran auf die Wemdinger Platte gehoben wurde, kommt nun der vierte Stein hinzu.

Wer dort oben auf der Wemdinger Platte steht und die großen Steinquader betrachtet, setzt sich mit dem Lauf der Zeit auseinander. Wird dieses Kunstwerk jemals fertiggestellt? Wer stellt es fertig? Oder was passiert, dass es nicht vollendet werden kann? Wie viele solche Steinsetzungen werde ich selbst noch miterleben? Wer die Steinblöcke der Wemdinger Zeitpyramide betrachtet, blickt in die Vergangenheit und in die Zukunft.

Anlässlich der 1 200-Jahrfeier der Stadt Wemding wurde 1993 mit dem Bau der Pyramide begonnen, und heuer, genau 30 Jahre später, wird das Kunstprojekt auf einer Hügelkuppe am nördlichen Stadtrand Wemdings, fortgeführt.

Die Pyramide besteht aus 120 Steinquadern mit den Maßen 1,20 Meter x 1,20 Meter x 1,80 Meter. Die erste Ebene soll aus 8 x 8 Steinblöcken, also 64 Steinblöcken bestehen, die zweite Ebene aus 36 Blöcken, die dritte Ebene aus 16 und die vierte Ebene aus vier Quadern. Die 120 Quader, die in Abständen von zehn Jahren gesetzt werden, entsprechen somit genau dem Zeitraum von 1200 Jahren. Diese Berechnung ist sogar eine mathematische Besonderheit. Denn wie der Künstler Manfred Laber einmal erklärte, wäre eine vergleichbare Konstellation zuletzt auf der Berechnungsgrundlage von 7 x 7 Steinen im Jahr 1633 gegeben, und erst 2442 wäre die Berechnung mit 9 x 9 Steinen möglich.

Modell zeigt Zeitpyramide der Zukunft

Manfred Laber begann 1993 mit dem Bau der Pyramide. Der Künstler wurde 1932 in Wemding geboren und absolvierte ein Studium der Malerei an der Bildenden Künste in Berlin. Dort legte er 1954 seine Meisterprüfung ab. Auch andere Kunstwerke ließ er von Einflüssen der Zeit und der Natur, wie Sonne, Wind und Stau gestalten. So zum Beispiel seine Skulpturen und Werke auf der Insel San Antoni in Spanien, auf seiner Finca in Alcanar bei Barcelona oder im Skulpturenpark von Mormoiron in Frankreich. Am 17. August 2018 verstarb Manfred Laber im Alter von 86 Jahren in Wemding. Die Steinsetzung im September wird die erste sein, die der Künstler selbst nicht mehr miterleben kann. Wie die Pyramide einmal aussehen soll, hat Laber in einem Modell der fertigen Pyramide dargestellt. Modelle mit allen 120 Quadern sind im KunstMuseum Donau-Ries und bei Führungen im Gästebereich des Haus des Gastes in Wemding zu besichtigen.

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Künstler Manfred Laber vor dem Modell seiner Zeitpyramide. Bild: Stadt Wemding

In Wemding gibt es eine ganze Reihe an Engagierten und Freund*innen der Zeitpyramide, die Labers Idee weitertragen. Die von Laber, der Stadt Wemding, dem Verein lebendiges Wemding, der RaiffeisenVolksbank Wemding, der Sparkasse Donauwörth, Reiner Dittrich, Franz Leinfelder und Klaus Schlecht 2003 gegründete Stiftung Wemdinger Zeitpyramide hat sich zum Ziel gesetzt, die Errichtung der Pyramide nach dem Konzept Manfred Labers zu fördern. Zu den Förderern gehören ganz besonders die Stiftungsvorsitzende Heidi Dietrich und Stiftungsratsvorstand Werner Waimann. Vor allem die Auseinandersetzung mit der Zeit, mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist es, was sie an der Wemdinger Zeitpyramide so fasziniert. Für sie geht es auch ums „Aushalten“, dass man nicht sehen kann, nicht wissen kann, ob die Pyramide jemals fertiggestellt werden kann. Ihnen ist auch wichtig, die Idee des Kunstprojekts der Zukunft an nachkommende Generationen weitergeben.

Vierte Steinsetzung am 9. September

Bei einer Veranstaltung am Samstag, 9. September, um 15:00 Uhr, 30 Jahre nachdem der erste Steinquader mit einem Kran auf die Wemdinger Platte gehoben wurde, kommt nun der vierte Stein hinzu. Die Wemdinger Zeitpyramide wird fortgesetzt, sie verändert sich!