16. Januar 2022, 08:00
Fritz-Hopf-Technikerschule Nördlingen

Bereit für die digitalisierte Arbeitswelt

An der Produktionsanlage 4.0 lässt sich anwenden, was im Fach „Digitale Transformation“ gelehrt wird. Bild: Fritz-Hopf-Technikerschule
An der Fritz-Hopf-Technikerschule in Nördlingen wird das Wissen über digitale Systeme nicht nur gelehrt, das entsprechende Unterrichtsfach „Digitale Transformation“ hat hier sogar seinen Anfang genommen und bayernweit Schule gemacht.

An der Fritz-Hopf-Technikerschule in Nördlingen kann man sich nach seiner Ausbildung und mindestens einem Jahr Berufspraxis in einem technischen Beruf, zum Beispiel Mechatroniker, Elektroniker, Mechaniker, einem Bauberuf oder aus dem Fahrzeugbereich, zum Staatlich geprüften Techniker bzw. zur Staatlich geprüften Technikerin weiterbilden. Diese Weiterbildung vermittelt den Fachkräften vertieftes Wissen in ihren Fachbereichen, aber für die moderne Arbeitswelt braucht es mehr als nur Spezialisten: Techniker*innen sollten heutzutage auch darüber Bescheid wissen, wie die einzelnen Schritte im Wertschöpfungsprozess und die beteiligten digitalen Systeme zusammen funktionieren.

Nehmen wir als Beispiel ein Unternehmen, das 3D-Schriftzüge herstellt. Was muss alles passieren, damit ein Kunde einen individualisierten Schriftzug erhält? Nach der Bestellung im Webshop müssen die für den Auftrag benötigten Daten in firmeninterne Datenbanken und das ERPSystem (Enterprise-Ressource-Planning-System, zuständig für die Ressourcenplanung eines Unternehmens, z.B. SAP) eingespeist werden. Dafür sind Netzwerk- und Softwaretechnik nötig, außerdem gilt es, Belange des Datenschutzes und der Datensicherheit zu beachten. In einem digitalisierten Auftragsprozess kommt auch Künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz, zum Beispiel bei der Prozessüberwachung und -optimierung. Durch Sensoren an der Produktionsanlage kann eine KI beispielsweise den Zustand der Maschine überwachen und Vorhersagen über sie treffen. Dadurch lassen sich Ausfallzeiten verringern und die Effizienz erhöhen. „Das werden die neuen Geschäftsmodelle sein, mit denen man neue Märkte gewinnen kann“, sagt Raimond Eberle, der Schulleiter des Staatlichen Beruflichen Schulzentrums in Nördlingen, an dem die Fritz-HopfTechnikerschule angesiedelt ist

Bild: Fritz-Hopf-Technikerschule

Blick auf das große Ganze

Bisher wurden nur die einzelnen Teile dieses Prozesses gelehrt, mit dem neuen Unterrichtsfach „Digitale Transformation“ kann Fachschülerinnen und -schülern der komplette Zusammenhang vermittelt werden. Das Wahlpflichtfach gibt es seit dem Schuljahr 2019/2020 an Technikerschulen in ganz Bayern, nachdem es ein Jahr zuvor exklusiv an der Fritz-Hopf-Technikerschule erprobt wurde. Das Fach greift die Entwicklungen der Digitalen Transformation in allen Fachbereichen, wie Mechatronik, Elektro- und Maschinenbautechnik auf und vermittelt den Umgang mit modernster Hard- und Software auf Industriestandard. Damit die Fachschüler*innen das Erlernte auch praktisch anwenden können, haben der Freistaat Bayern und der Landkreis Donau-Ries als Träger der Schule kräftig investiert. Mehrere Hunderttausend Euro kostete die Produktionsanlage Industrie 4.0, die sich für verschiedene Arbeitsschritte programmieren lässt. Sie besteht aus einem Laufband mit mehreren programmierbaren Stationen, an dem sich ein Produktionsprozess simulieren lässt. In eine ähnliche Richtung geht der „Digitale Zwilling“: Am Computer wird ein bewegliches 3D-Modell einer Produktionsanlage erstellt und rein virtuell getestet. So können Fehler schon vor der Inbetriebnahme einer echten Maschine entdeckt werden. Man lernt nur, was man auch braucht Das Fach „Digitale Transformation“ wird mittels mehrerer Unterrichtsmodule gelehrt, die sich mit den Teilbereichen des Themas beschäftigen. Zum Beispiel gibt es einzelne Module für Netzwerktechnik, für MenschMaschine-Kommunikation anhand moderner Standardsysteme, für Identifikationssysteme (z.B. für einen Chip auf dem Produkt, der der Produktionsanlage sagt, was damit zu tun ist) und mehr. Neben den technischen Aspekten stehen auch betriebswirtschaftliche und ethische Gesichtspunkte auf dem Stundenplan.

Nicht alle Schülerinnen und Schüler müssen sich mit jedem der Themen befassen, sie erhalten nur Unterricht in den Modulen, die für ihre Fachrichtung wichtig sind.

Die ersten Rückmeldungen zum Wert des neuen Fachs sind positiv. Wolfgang Breu, Leiter der Fritz-Hopf-Technikerschule, hat festgestellt, dass viele junge Absolventinnen und Absolventen schnell in Führungsverantwortung kommen. Das Angebot der Schule stellt eine sehr gute Qualifikation dar und vermittelt Fähigkeiten, die in der Wirtschaft gefragt sind.

Der nächste Schritt ist das Schulfach „Künstliche Intelligenz“. Deren Stellenwert in der Arbeitswelt steigt immer weiter und daher wird es im kommenden Jahr an der Fritz-Hopf-Technikerschule auch Ausbildungsmaterial dazu geben. Damit sollen den Schülerinnen und Schülern auch weiterhin beste Startvoraussetzungen für die digitalisierte Arbeitswelt geboten werden.