Feuerwehr

"Dankbarkeit und Wertschätzung waren schon immer der Ansporn"

Bild: FFW Herkheim
2024 ist ein wichtiges Jahr für die Feuerwehren im Landkreis Donau-Ries. Der Grund: Insgesamt acht Feuerwehren feiern heuer ihr 150-jähriges Jubiläum. Wir haben mit Kreisbrandrat Heinz Mayr über die Feuerwehrlandschaft im Donau- Ries, die Bedeutung des Ehrenamts und die Feierlichkeiten in den kommenden Monaten gesprochen.
Heinz Mayr, Kreisbrandrat Bild: privat

Herr Mayr, Sie sind seit Anfang dieses Jahres als Kreisbrandrat tätig. Was sind Ihre Aufgabenfelder und wie ist Ihre Anfangszeit als Kreisbrandrat verlaufen?

Heinz Mayr: Die Anfangszeit war schon mit vielen neuen Herausforderungen verbunden. Trotzdem war die Zeit auch sehr angenehm. Besonders auch deshalb, weil ich schon immer ein sehr gutes Verhältnis zu meinem Vorgänger habe und er mich bei Rückfragen voll unterstützt. Zu meinen aktuellen Aufgabenfeldern gehören unter anderem das Erstellen von Stellungnahmen zu Bauplänen, Neubauten und Sonderbauten. Dabei geht es immer um den Brandschutz. Hinzu kommt sehr viel Verwaltung und die Organisation der Verabschiedung unseres ehemaligen Kreisbrandrates. Damit ist ein großer zeitlicher Aufwand verbunden, den ich nur leisten kann, weil ich von meinem Arbeitgeber 16 Stunden pro Woche freigestellt wurde. Das heißt, ich arbeite morgens und der Nachmittag und Abend gehört ganz der Feuerwehr.

Sie sind für insgesamt rund 7 500 „aktive“ Feuerwehrleute verantwortlich. Welche Bedeutung hat dieses Ehrenamt für unsere Gesellschaft und was macht für Sie die „Faszination Feuerwehr“ aus?

H.M.: In einer Zeit, in der Bürgerinnen und Bürger oft recht schnell die Feuerwehr oder den Notdienst rufen, ohne groß darüber nachzudenken, ob ein Einsatz überhaupt notwendig ist, ist der ehrenamtliche Einsatz unserer Feuerwehren nicht hoch genug einzuschätzen. Ich bin sehr froh, dass wir nach wie vor so viele Ehrenamtliche hier im Landkreis haben, die freiwillig anderen Menschen helfen. Die Feuerwehr hat schon immer einen sehr hohen Stellenwert in meinem Leben. Davon war ich schon seit meiner Kindheit fasziniert. Besonders faszinierend und entsprechend auch motivierend finde ich seit jeher die danksagenden Blicke, wenn man jemandem wirklich helfen konnte. Dankbarkeit und Wertschätzung waren schon immer der Ansporn und sind es noch.

In diesem Jahr feiern gleich acht Feuerwehren ihr 150-jähriges Jubiläum. Warum haben sich um das Jahr 1874 so viele Feuerwehren im Donau-Ries gegründet?    

H.M.: In der damaligen Zeit erkannten die Bürger, dass man Selbsthilfe-Organisationen gründen muss, um das eigene Dorf bzw. die Gemeinde zu schützen. Die Feuerwehren sind damals hauptsächlich aus Turnvereinen entstanden. (Anm. d. Red.: 1868 wurde der bayerische Landesfeuerwehrverband gegründet. Das galt weitläufig als Art Initialzündung. 1872 gründete sich die Landesunterstützungskasse: Die Feuerwehrvereine wurden ein Stück weit von ihrer Haftung freigestellt. Stieß den freiwilligen Löschern bei ihrem Einsatz also etwas zu, waren sie versichert und erhielten finanzielle Unterstützung.) 

Sportvereine klagen immer mehr über mangelnden Nachwuchs – im Bereich Feuerwehr scheint dies anders zu sein. Können Sie sich dieses Phänomen erklären?

H.M.: In der Regel trifft dieses Phänomen tatsächlich zu. In vielen Feuerwehren und auch auf Kreisebene haben wir seit Jahren eine hervorragende Jugendarbeit, das macht sich jetzt positiv bemerkbar. Wer den Trend „Jugendfeuerwehr“ früh genug erkannt hat, hat aktuell absolut keine Probleme mit seinem Nachwuchs, natürlich existiert aber auch das Gegenteil. Bei unserem alljährlichen Zeltlager nehmen regelmäßig rund 300 Jugendliche teil, genießen die gemeinsame Zeit und messen sich in Leistungswettbewerben – das ist schon beeindruckend. Deshalb predige ich auch seit Jahren, auch wenn es nicht immer jeder hören will: Jeder Cent, den wir in die Jugend stecken, kommt irgendwo doppelt zu uns zurück.

Welche Herausforderungen sehen Sie für Freiwillige Feuerwehren in der Zukunft?

H.M.: Wir merken immer mehr, dass es zu einem Engpass bei den Führungsgraden kommt. Es ist zu beobachten, dass immer weniger Leute diese große Verantwortung übernehmen möchten. Die große Herausforderung wird sein, dass wir aktiv die Jugend heranziehen, um für jede Feuerwehr einen kompletten Zug zu garantieren. Es wird zwar noch einige Zeit ins Land gehen, aber möglicherweise wird auch die Freiwillige Feuerwehr nicht mehr die Fülle an Aufgaben ausüben können, die sie heute macht. Um das zu verhindern, müssen auch wir uns ständig verändern und dürfen uns nicht auf den aktuellen Lorbeeren ausruhen.

Herr Mayr, vielen Dank für dieses Gespräch!