Guten Tag Herr Dr. Mack, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für unser Gespräch nehmen! Zur Person: Wo sind Sie geboren und aufgewachsen?
Dr. Andreas Mack: Ich bin in Buchdorf aufgewachsen, geboren bin ich in Donauwörth.
Vervollständigen Sie bitte folgenden Satz: Typisch für mich ist:
AM: Ich bin fleißig, beharrlich, zielstrebig.
Haben Sie ein Lebensmotto?
AM: Ich habe ein Zitat, das mir immer wieder begegnet ist. Es ist zurückzuführen auf den chinesischen Philosophen Konfuzius und zweieinhalbtausend Jahre alt: „Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.“ Das war immer so eine Art Leitmaxime für mich.
Was ist Ihr Lieblingsort im Landkreis Donau-Ries?
AM: Mein Lieblingsorte sind eigentlich Wemding und Rain. Wemding hat eine wunderbare Altstadt, das gefällt mir ganz gut. Aber Lieblingsorte entstehen nicht durch Gebäude, sondern durch persönliche Bekanntschaften. Und in Rain war ich fünfzehneinhalb Jahre in der Schulleitung, da ist das wie ein zweiter Wohnort.
Zunächst einige Entweder-Oder-Fragen
Kaffee oder Tee?
AM: Da kann ich klar sagen: Kaffee.
Krimi oder Komödie?
AM: Komödie gefällt mir am besten, ist für mich angenehmer als ein Krimi.
Urlaub daheim oder in der Ferne?
AM: Ich würde sagen beides. Mit daheim meinen Sie Bayern, oder? Bayern ist daheim für mich.
Optimist oder Pessimist?
AM: Ich bin im Grunde meines Wesens Optimist.
Reden wir über Ihre Zeit als Lehrer und Schuldirektor
Wie lange und wo haben Sie als Lehrer gearbeitet?
AM: Ich muss da etwas vorwegschicken: Ich habe zwei Berufe. Ich bin in meinem ersten Beruf Diplom-Verwaltungswirt – FH, in der Inneren Staatsverwaltung, und habe dann noch Wirtschaftswissenschaften, Staatswissenschaften und Soziologie studiert, und abgeschlossen mit dem Lehramt an Realschulen, 1. und 2. Staatsexamen. Im Anschluss an diese Zeit war ich von 1979 bis 1983 an der Universität Eichstätt als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für politische Wissenschaften und christliche Soziallehre. Dann war ich zwölf Jahre an der Realschule in Wertingen, und dann in Rain. Meine Fächer waren Wirtschaftswissenschaften und Sozialkunde.
Wollten Sie immer schon Lehrer werden?
AM: Ich war eigentlich in der Inneren Staatsverwaltung, habe fünf Jahre bei der Regierung von Schwaben in der Sozialabteilung gearbeitet. Und da ist diese Fächerverbindung neu eingeführt worden, und die hat mich eigentlich spontan angesprochen. Aber der Lehrberuf hat mich immer schon gereizt. Ich habe bereits 1977 begonnen, an der VHS Donauwörth Kurse zu halten, die es heute noch gibt. Ich habe die Vorbereitungskurse gemacht für die Auswahlverfahren für die innere Verwaltung und für den Justizaufsichtsdienst. Zehn Jahre habe ich sie selber gehalten und dann abgegeben, weil es zeitlich nicht mehr ging.
Von 1999 bis 2011 waren Sie Leiter der Realschule Rain. Wie kam es dazu?
AM: Vorher war ich schon Vize, von Ende 1995 an, meine ich. Da war ich in der Schulleitung. Rein kommt man nur über Ausschreibungen und Bewerbungen, die Stellen werden vom Kultusministerium ausgeschrieben. Was bei mir vielleicht eine gewisse Rolle gespielt hat: Ich habe mir in der damaligen Zeit schulpolitisch schon einen gewissen Namen gemacht. Ich war als Referent auf der Lehrerfortbildung tätig, in Dillingen an der Akademie, in Tutzing an der politischen Akademie, in Gars am Inn, in Eichstätt an der Uni. Ich habe da eine Zeit lang Studenten betreut, die Betriebspraktika machen mussten, das war so um die 2000er Wende. In einer meiner Beurteilungen damals steht: „Der Beamte kann als Experte in seinen Fächern landesweit angesehen werden.“
Sie sind der Autor mehrerer Schulbücher. Wie kommt man dazu, Schulbücher zu schreiben?
AM: Mein erstes Schulbuch „Demokratie verpflichtet“ ist 1984 erschienen, da war ich noch sehr jung. Es ist ein Sozialkundebuch, zugelassen für Realschulen. Mit der Zulassung ist es nicht so ganz einfach: Man kann schon eines schreiben, aber gedruckt wird es vom Verlag nur, wenn es zugelassen ist zum Unterricht. Und das Zulassungsverfahren ist kompliziert. Die Bücher habe ich auch nie ganz allein gemacht, sondern immer im Team. Und wie ich dazu gekommen bin: Es war damals so, dass Herr Kastner, Verlagsdirektor beim Verlag Auer in Donauwörth, mich einfach eines Tages angerufen und gefragt hat, „Wie wär’s, könnten Sie ein Schulbuch machen für uns?“ Dann haben wir das geprüft (Anm. d. Red.: Dr. Mack und sein Mitautor Jürgen Fehn), und gesagt, fangen wir mal an, probieren wir’s.
Was wollten Sie Schülerinnen und Schülern in Ihren Büchern beibringen?
AM: Mit einem Schulbuch muss man erst einmal den Lehrplan erfüllen, sonst kriegt man keine Zulassung. Ansonsten ist es wichtig, dass im Bereich der politischen Bildung die jungen Leute an die Demokratie herangeführt werden. Wir haben das immer stark praxisorientiert gemacht. Ich war CSU-Mandatsträger, mein Mitautor Jürgen Fehn war SPD-Stadtrat in Münchberg. Die Gutachter haben immer geschrieben: „Die Bücher sind sehr ausgewogen.“ Wichtig war einfach, dass man aus den jungen Leuten mündige, couragierte Staatsbürger macht.
Das Schulzentrum in Rain wird für 60 Millionen Euro neu gebaut bzw. umgestaltet, der Weg dahin war aus mehreren Gründen holprig. Wie beurteilen Sie die Maßnahme?
AM: Es sind ja zwei Schulen, das darf man nicht vergessen, die Mittelschule und die Realschule. 60 Millionen Euro wird es wohl nicht ganz kosten, aber deutlich über 50 Millionen. Die Mehrheit hat entschieden, einen großen Bau hinzustellen. Man hätte es auch im Campus-Stil machen können, aber das ist so auch eine vernünftige Lösung. Man kann gewisse Synergieeffekte nutzen, ich glaube es ist so geplant, dass man zentrale Dinge wie Aula und Mensa gemeinsam nutzen kann. Schön ist, dass beide Schulen eigentlich eine neue, tolle Schule kriegen. Und das ist nicht selbstverständlich. In meiner Zeit haben vier Baumaßnamen an der Realschule stattgefunden. Allgemein muss man sagen, dass wir die Schule gewaltig entwickelt haben. Als ich nach Rain kam hatte die Schule 270 Schüler, und als ich aufgehört habe über 900. Ein Quantensprung war der Bau der Mensa im Jahr 2007. Der Geist der Schule hat gestimmt.
Nun zu Ihrem politischen Wirken
Sie waren 30 Jahre im Gemeinderat in Buchdorf und 42 Jahre im Kreistag Donau-Ries, außerdem Kreisvorsitzender der Jungen Union. Was begeistert Sie so an Kommunalpolitik?
AM: Ich bin eigentlich immer ein politisch denkender Mensch gewesen. Meine erste Gemeinderatssitzung habe ich 1966 besucht, als Zuhörer. Dann bin ich in die Politik gekommen, da hat sicher auch die Ausbildung bei der Staatsverwaltung im Landratsamt zum Diplom-Verwaltungswirt eine Rolle gespielt. Und die Leute, mit denen ich zusammengekommen bin. Damals gab es schon eine Junge Union Donauwörth, und ich habe auch immer wieder mal mit meinem Chef, Landrat Dr. Popp, gesprochen und mich ausgetauscht. Er hat mich in diese Richtung motiviert. Aber es muss auch Interesse da sein. Was mich immer schon interessiert hat – und das mache ich auch jetzt noch nach meiner Pensionierung – ist das soziale Engagement, die Solidarität mit den Menschen. Das war für mich immer ein Thema. Auch damals schon habe ich die Leute unterstützt, wenn irgendwas war. So kommt man ins Politische rein.
Erzählen Sie uns ein bisschen von Ihrem Werdegang.
AM: Ich habe mich der Jungen Union angeschlossen, das war 1969. Am 1. Januar 1970 bin ich dann zur CSU. Und dann war ich relativ schnell stellvertretender JU-Kreisvorsitzender, da haben wir in allen Feldern agiert, die politisch bearbeitet wurden, im Ort und darüber hinaus. 1978 bin ich Kreisvorsitzender der Jungen Union geworden und habe auch schon die ersten Mandate bekommen für Gemeinde und Kreistag. Bei der Gemeinderatswahl 1978 in Buchdorf habe ich damals mit Abstand die meisten Stimmen unter allen 80 Kandidaten bekommen, 930. Das hatte ein bisschen damit zu tun, dass wir in der JU uns damals unwahrscheinlich eingemischt haben. Wir haben uns politisch geäußert und auch gesellschaftlich etwas gemacht, z.B. erstmals Seniorenausflüge veranstaltet, durch Spenden finanziert. Damals sind die älteren Leute sonst nicht fortgekommen, das hat eine unwahrscheinliche Resonanz ausgelöst. Es ist uns auch gelungen, in der JU damals viele kluge und engagierte Köpfe zu vereinen. Das sind alles Leute geworden, die später Verantwortung übernommen haben, als Bürgermeister, Abgeordnete, in Staat und Gesellschaft in leitenden Funktionen. Ich hatte oft das Glück, dass ich mit vielen gescheiten Menschen zu tun hatte. 1984 wurde ich dann stellvertretender Landrat. Es ging dann um die Frage: Berufspolitik - ja oder nein? Aber man kann nicht auf allen Hochzeiten tanzen. In der zweiten Hälfte der 80er Jahre habe ich schon gedacht, dass ich vielleicht in die Berufspolitik gehe, es gab auch Angebote. Es hat dann letztlich nicht funktioniert, denn Politik ist immer etwas Streitbares und ich bin ein Mensch, der harmoniebedürftig ist. Ich habe in dieser Zeit große Freude an meinem Beruf gefunden und habe mir dann gedacht, dass man auch da gut weiterkommen kann, was ja auch relativ schnell der Fall war. Und der Realschuldirektor ist dann auch das höchste, das man in dieser Laufbahn erreichen kann. Aber ich habe die Politik nie aus den Augen verloren, bin ihr die ganze Zeit mit meinen Mandaten verbunden gewesen und war dann auch 24 Jahre stellvertretender Vorsitzender der Kreistagsfraktion.
Was war für Sie die bedeutendste Entscheidung oder Entwicklung Ihrer politischen Laufbahn?
AM: Eine bedeutende Entscheidung war natürlich schon das gKU, der Zusammenschluss der Krankenhäuser unter einem Dach und vielleicht vorher noch der Bau des Kreiskrankenhauses Donauwörth, der Donau-Ries- Klinik. Mein besonderes Augenmerk war immer das Bildungswesen im Landkreis. Der Kreis hat 14 Schulen in seiner Trägerschaft. Ich habe immer darauf geschaut, dass Voraussetzungen da sind, die top sind. Es ist gelungen, bei allen Schulen, für die der Landkreis zuständig ist, ein sehr gutes Niveau zu erreichen.
Gibt es auch kuriose Begebenheiten, an die Sie sich gerne erinnern?
AM: Es ist ja heute gar nicht mehr vorstellbar, dass man früher im Kreistag rauchen durfte. Ausgehend von einem Antrag des SPD-Manns Kurt Benedikter, damaliger 2. Bürgermeister von Donauwörth, haben wir über die Parteigrenzen hinweg einen Beschluss herbeigeführt, dass Rauchverbot ist. Ich schätze das war Ende der 80er Jahre. Es gab Gegenstimmen, starke Raucher. Ulrich Jaumann aus Belzheim, Rieser Bauer und Bruder des Ministers, saß zwölf Jahre neben mir im Kreisausschuss, und hat trotz des Verbots noch bei jeder Sitzung seine Zigarette rausgezogen, Salem ohne Filter, und hat sie geraucht. Man hat das toleriert damals. Heute ist das unvorstellbar.
Die Altlandkreise Donauwörth und Nördlingen waren gerade einmal sechs Jahre lang zum Landkreis Donau-Ries vereint, als Sie erstmals in den Kreistag gewählt wurden
Was bedeutet Ihnen das Jubiläum 50 Jahre Landkreis Donau-Ries?
AM: Das ist einfach ein Zeichen, dass jetzt 50 Jahre vergangen sind, und es im Großen und Ganzen ordentlich funktioniert hat. Das muss man sagen. Die beiden mussten sich finden, aber das war nicht nur hier so, sondern in ganz Bayern.
Was ist Ihnen im Zusammenhang mit dem Zusammenschluss besonders in Erinnerung geblieben?
AM: Dass man immer wieder den Interessenausgleich suchen musste. Und das muss man auch heute noch.
Was ist Ihre wichtigste Erkenntnis aus über vier Jahrzehnten Kommunalpolitik?
AM: Dass man, wenn man sich engagiert, schon auch einiges bewegen kann. Man kann nicht erwarten, dass alles schnell läuft, man muss in gewisser Weise beharrlich bleiben, darf nicht so schnell nachgeben, und muss immer auch den Blick für das Machbare haben – sparsam, aber nicht geizig. Man darf im politischen Alltag nicht überdrehen in den Forderungen. Und man muss vielleicht ein Gespür für Problemlösungen haben. Man muss immer schauen, dass die Leute die Dinge mittragen, sie mitnehmen.
Wie hat sich die politische Arbeit während Ihrer aktiven Zeit verändert?
AM: Ich selber meine: Wir hatten, als ich noch jung war, mehr Respekt und Achtung vor denen, die 20, 30 Jahre älter waren. Das hat sich mit Sicherheit geändert, dass das heute lockerer, unverbindlicher ist. Und man sieht es an meinen langen Jahren: Die Nachwachsenden sind schon engagiert und tun was, aber eher punktuell, für ein bestimmtes Projekt. Aber sich über Jahre, Jahrzehnte, ein ganzes Berufsleben lang zu engagieren, ist eher selten. Und ich kann das sogar verstehen, nebenbei bemerkt.
Was machen Sie mit der vielen Zeit, die Sie seit der Niederlegung Ihrer politischen Ämter gewonnen haben?
AM: Ich habe eigentlich nicht viel Zeit. Ich bin jetzt zwar seit zwei Jahren politisch in Pension, aber ich schreibe nach wie vor noch. Dazu habe ich endlich mal mehr Zeit zu lesen. Ich laufe jeden Tag, gehe einmal die Woche zum Schwimmen. Es ist angenehm, morgens aufzustehen und sagen zu können, dass ich keine Termine habe. Mein soziales Engagement mache ich nach wie vor, gebe zum Beispiel Nachhilfe. Die Zeit ist ausgefüllt.
Kommen wir zum Self-Rating Test. Schätzen Sie bitte Ihre Fähigkeiten von null Punkten - völlig unbegabt - bis zu zehn Punkten - maximale Begabung- ein
Zuhörer?
AM: 6 Punkte.
Musiker?
AM: Passiv, ich spiele kein Instrument. Aber ich bin Musikhörer, insofern 4 Punkte.
Lehrer?
AM: 8 Punkte.
Schüler?
AM: Schüler war ich nicht gern – 5 Punkte.
Vermittler?
AM: Da würde ich fast 10 sagen. Ich habe eine Gabe, Leute zusammenzubringen. Aber 10 ist arrogant, also sage ich 9 Punkte.
Vielen Dank für das freundliche Gespräch!