Titelthema

Den Geopark erleben

Herrliche Sonnenuntergänge kann man im Geopark Ries - hier im Kohlenbachtal - erleben. Bild: Diana Hahn
Im Unesco Global Geopark Ries gibt es für Groß und Klein einiges aus der Erd- und Besiedlungsgeschichte oder der Flora und Fauna zu sehen und erleben. Ob man das auf eigene Faust macht oder sich einer geführten Wanderung anschließt, kann jeder ganz nach der eigenen Fasson entscheiden.

Ganz neu ist zum Beispiel das achte Geopark Ries Geotop mit Lehrpfad, das im ehemaligen Amerdinger Steinbruch eröffnet wurde und die Bedeutung und Schutzwürdigkeit des geologischen Erbes besonders anschaulich verdeutlicht. „Der ehemalige Amerdinger Steinbruch ist unser erstes ausschließliches Suevit-Geotop. Dieses durch den Einschlag neu entstandene Gestein, das erstmals im Ries gefunden und wissenschaftlich beschrieben wurde, ist das absolute geologische Aushängeschild des Rieskraters. Es gibt bis heute viele Rätsel auf und ist nach wie vor Objekt wissenschaftlicher Arbeiten. Kein derzeit bekannter Krater hat mehr Suevit-Gestein. Mit diesem kleinen und wunderbar idyllischen, ehemaligen Steinbruch kann nun auch der südwestliche Teil des Unesco Global Geoparks Ries den Stolz auf unser einmaliges erdgeschichtliches Erbe weitertragen und von dessen Erschließung profitieren“, ist sich Heike Burkhardt, Geschäftsführerin Geopark Ries e. V., sicher.

Wer den Geopark auf eigene Faust erkunden möchte, hat mit den Geotopen, Lehrpfaden und Infozentren und -stellen vielfältige Möglichkeiten. Wer es allerdings etwas persönlicher mag, der kann sich auch mit einem der Geoparkführer*innen auf eine geführte Tour begeben.

Auf Geoparkwanderung im Kohlenbachtal

Einer der Geoparkführer ist Andi Seel. Huisheimer Original, Wanderwegbetreuer und Naturliebhaber. Zusammen mit ihm kann man sich zum Beispiel auf eine abendliche Geoparkwanderung durch das Kohlenbachtal südwestlich von Huisheim begeben. Seit 2021 ist Andi Geoparkführer und vermittelt den Teilnehmer*innen auf seinen Touren nicht nur sehr viel Wissenswertes über das Riesereignis, Geschichte und Botanik der Gegend, sondern gibt auch den ein oder anderen Schwank aus seiner Kindheit und Jugend in Huisheim, von der Fahrt auf der Ackerschiene oder dem Campieren im Freien, zum Besten. Genau dieses Lokalkolorit, das die Geoparkführer*innen mitbringen, macht diese Führungen so besonders.

Von „Flädle“ und kopflosen Reitern

Andi Seel ist Geoparkführer aus Leidenschaft. Bild: Diana Hahn

Auf der rund vier Kilometer langen Wanderung durchs Kohlenbachtal gibt es einiges zu entdecken. Bemerkenswerte Natur sowie herrliche Ausblicke, sogar bis zum Rollenberg in Hoppingen kann man von hier aus sehen. Unterwegs ist die Gruppe nicht nur auf den Wegen, sondern auch etwas abseits, denn Andi kennt den ein oder anderen versteckten Ort, den er den Teilnehmer*innen zeigen möchte. Damit nicht unnötig Pflanzen niedergedrückt werden, kommt von Andi dann die Anweisung „im Gänsemarsch hinter mir her“. In einer Reihe geht es dann durch hüfthohes Gras auf eine kleine Anhöhe. Denn von dort oben habe man eine besonders gute Aussicht, aber nicht nur das, dort gibt es auch die sogenannten „Flädle“ zu sehen. Keine Suppeneinlage, wie der Schwabe jetzt denken könnte, sondern die nur im Suevit oder Schwabenstein, dem im Rieskrater typischsten Gestein, vorkommenden Glasbomben, die komplett geschmolzenes Grundgebirge darstellen. So erkunden wir in der gut dreistündigen Wanderung das Niedermoor und lernen dort etwas über die Entstehung von Torf, entdecken einen Biberbau und treffen sogar noch auf ein Wildenten-Paar, während uns das Zirpen der Grillen die gesamte Wanderung über begleitet. Fast schon interaktiv wird es dann gegen Ende der Wanderung, wenn Andi einige hundert Meter von dort, wo einst die Ritterburg auf dem „Hänslesbuck“ stand, die Legende vom Wilden Hans erzählt, der noch heute als kopfloser Reiter dort sein Unwesen treiben soll. Aus einem sorgfältig versteckten Lautsprecher sind währenddessen nämlich die Hufgeräusche einer galoppierenden Meute und Geistergeheul zu hören.

Der Rückweg führt uns wieder vorbei am Kohlenbach in Richtung unseres Ausgangspunktes, der direkt am Sonderhof, unterhalb des sogenannten Salzberges liegt. Auf den Salzberg geht es dann zum krönenden Abschluss der Wanderung, denn dort wartet noch ein besonderer Moment auf die Teilnehmer*innen. Wer sich gutes Wetter für die Wanderung ausgesucht hat, wird am Ende des Tages mit einem wunderbaren Sonnenuntergang belohnt, der das Kohlenbachtal, ein Stück Erdgeschichte, in ein magisches Licht taucht.

Redaktionsleitung. Unterwegs für blättle und online. Ob Wirtschaft, neue Technologien oder Historisches aus dem Landkreis – sie fühlt sich in allen Themen zu Hause und mittlerweile auch in unserem Landkreis, als „Zugreiste“ aus dem Raum Dillingen. Hinterfragt gründlich und bringt Dinge auf den Punkt.

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