„Wir stehen global an der Schwelle epochaler Veränderungen!“ So drastisch warnt der Freistaat Bayern in der Präambel seines Klimaschutzprogramms aus dem Jahr 2022. Demnach seien steigende Temperaturen und Dürreperioden sowie Hochwasser und Starkregenereignisse nur einige der Folgen des Klimawandels, die bereits heute in Bayern zu spüren sind. In dieselbe Kerbe schlägt Professor Dr. Christoph Beck, der an der Universität Augsburg im Institut für Geographie zum Thema Physische Geographie mit Schwerpunkt Klimaforschung forscht und unterrichtet. „Der Klimawandel kommt nicht irgendwann, sondern ist gerade im Gange“ – Anzeichen, die diese Aussagen untermauern, gibt es mehr als genug. Heimische Tierarten stehen aufgrund der Veränderungen mittlerweile auf der Roten Liste, während andere Arten zuziehen. So hat es unter anderem die Tigermücke bis nach Bayern geschafft. Bislang geht von diesen Tieren noch keine Gefahr aus. Dies kann sich mit einem zunehmenden Temperaturanstieg jedoch ändern, da dann auch tropische Viren überlebensfähig wären.
Mehr Hitze, dafür weniger Frost
Um dies zu verhindern, müsse man nun Klimaschutzmaßnahmen ergreifen, „auch wenn diese nicht dafür sorgen, dass kein Klimawandel stattfindet“, fordert Beck. Denn die Aussichten für die Zukunft sind mehr als trüb, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden. Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LFU) hat in seiner Broschüre „Bayerns Klima im Wandel“ aus dem Jahr 2021 für die Klimaregion Donau bereits massive Änderungen festgestellt. Im Untersuchungszeitraum von 1951 bis 2019 ist demnach die Jahresmitteltemperatur um 2,1 Grad angestiegen. Zudem gibt es zehn zusätzliche Tage im Jahr, in denen das Thermometer die 30-Grad Marke knackt. Die Schätzungen des LFU gehen davon aus, dass ohne Klimaschutzmaßnahmen im Jahr 2055 im Schnitt elf zusätzliche Hitzetage in der Donauregion zu notieren sind, während es 2085 dann bereits 24 wären.
Auch die Winter werden immer wärmer. Die Untersuchungen ergaben, dass es mittlerweile 16 Tage weniger im Jahr sind, in denen die Temperatur unter den Gefrierpunkt fällt. Daher geht das LFU davon aus, dass die Jahresmitteltemperatur in Bayerns Donauregion bis zum Ende des Jahrhunderts im schlimmsten Fall um 4,7 Grad ansteigen wird, sollten jedoch geeignete Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden, könne der Anstieg auf maximal 1,6 Grad begrenzt werden.
Die Einschätzungen des LFU kann Prof. Beck nur bestätigen. Die Klimaveränderung in Bayern „umfasst vor allem im Winter, Frühjahr und Sommer deutliche Erwärmungstendenzen. Diese beinhalten nicht nur einen Anstieg der Temperaturmittelwerte, sondern auch Häufigkeitszunahmen und -abnahmen von Ereignistagen – also etwa eine Zunahme von Hitzetagen über 30 Grad. Diese treten in Bayern schon häufiger auf.“ Zudem könne man beobachten, dass der Temperaturwandel in Bayern sogar stärker stattfinde als im globalen Mittel. Zwar sind im globalen Mittel auch Wasserflächen integriert und Landmassen erwärmen sich grundsätzlich stärker als Ozeane. Aber es „erwärmen sich vor allem die Landflächen der mittleren und höheren Breiten der Nordhemisphäre sehr stark“, wovon Bayern und damit das Donau-Ries betroffen sind.
Der Niederschlag wird umverteilt
Doch nicht nur in der Temperaturentwicklung ist der Klimawandel im Donau-Ries spürbar. Auch der Niederschlag ist von Bedeutung für das Leben in der Region, die ein landwirtschaftlich geprägter Raum ist. In puncto Niederschlag ist die Situation jedoch unklarer. „Da sehen wir die Änderungssignale nicht so deutlich wie bei der Temperatur“, gibt Beck zu bedenken, weist aber auf Änderungstendenzen hin.
Zwar habe sich die Niederschlagsmenge über das Jahr verteilt nicht groß verändert, „aber die Umverteilung über das Jahr: Zunahme im Winter und Reduktion im Sommer“. Zum gleichen Ergebnis kommt auch die LFU-Untersuchung. Ein Grund dafür könnte die geographische Lage Bayerns sein. In Südeuropa zeigen Messungen eine Abnahme des Niederschlags, während er in Nordeuropa hingegen zunimmt. Bayern und das Donau-Ries liegen genau in der Übergangszone, weswegen hierzulande Einflüsse zweier Klimaregionen aufeinanderprallen.
Extremwettereignisse werden zunehmen
Was sich jedoch für die Donauregion abzeichnet: Es wird in Zukunft zu mehr Extremwetterereignissen kommen. Ein Beispiel dafür ist die Jahrhundertflut, die Anfang Juni den südlichen Landkreis Donau-Ries heimgesucht hat. Zwar sei ein einzelnes Ereignis „nicht zwingend ein Ausdruck des Klimawandels“, betont Beck und weist auf die Unterschiede zwischen Wetter und Klima hin. „Das Wetter ist der Augenblickszustand. Klima ist der mittlere Zustand der Atmosphäre über einen längeren Zeitraum, üblicherweise schaut man sich da dreißig Jahre an.“ Daher könne man erst bei einer Häufung solcher Ereignisse von einem Klimawandel sprechen. Doch genau diese Häufung kann man beobachten. Das LFU erwartet eine Zunahme von bis zu 1,7 Starkregentagen pro Jahr für die Donauregion bis Ende des Jahrhunderts, sollten keine weiteren Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt werden.
Es werden also Veränderungen auch hier im Donau-Ries auf uns zukommen. Die Frage ist jedoch: Zu welchen Veränderungen sind wir bereit, um das Ausmaß des Klimawandels zu begrenzen?
So hat sich das Klima in der Donauregion von 1951 bis 2019 verändert
- Steigende Jahresmitteltemperatur: +2,1° C
- Heiße Sommer: +10 Tage im Jahr über 30° C
- Warme Winter: -16 Tage im Jahr unter 0° C
- Jahresniederschlag: keine großen Veränderungen in der Gesamtmenge
- Starkregen: +0,4 Tage mindestens 30 mm Niederschlag
- Trockene Sommer: -14 % Niederschlag