Spaziergang durch Auhausen

Die nördlichste Gemeinde im Donau-Ries

Die Klosterkirche und der Klosterhof sind der Dorfmittelpunkt der kleinen Gemeinde. Bild: Jenny Wagner
Die Gemeinde Auhausen liegt am Rande des Rieskraters, circa sechs Kilometer nördlich von Oettingen. Auhausen ist die nördlichste Gemeinde im Landkreis Donau-Ries und im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben. Von Harburg aus hat sich unsere Volontärin Jenny Wagner auf den Weg nach Auhausen in die Gemeindeverwaltung, um sich mit Bürgermeister Martin Weiß und Robert Kaußler zu treffen.

Ich parke direkt auf dem Parkplatz vor der Gemeindekanzlei und der Mehrzweckhalle und werde gleich darauf von Robert Kaußler und Martin Weiß begrüßt. Geografisch gehört die Gemeinde Auhausen zum Landkreis Donau-Ries und zum Bezirk Schwaben, doch schon an der fränkischen Mundart hört man die Nähe zu anderen Regionen. „Die Gemeinde Auhausen liegt zwar im Landkreis Donau-Ries, grenzt aber auch an die Landkreise Ansbach und Weißenburg-Gunzenhausen an“, so Bürgermeister Martin Weiß.

Gemeinsam betreten wir das historische Gebäude und Robert Kaußler macht mich auf ein Fresko im Flur der Kanzlei aufmerksam: „Der Legende nach wurde das Kloster Auhausen im Jahre 958 gegründet. Urkundlich wurde die Gemeinde Auhausen erstmalig im Jahr 959 erwähnt.“ Laut Überlieferung soll Otto I. am 12. Juni 959 seinem Getreuen Hartmann Güter in Auhausen und Westheim zum Erbrecht geschenkt haben. „Im Jahr 2009 haben wir das Jubiläum ‚1050 Jahre Auhausen‘ gefeiert. Auf der Suche nach den Wurzeln der Gemeinde sind wir damals in das Bayerische Staatsarchiv nach Nürnberg gefahren und haben die Original-Urkunde begutachten dürfen“, erzählt Gemeindeexperte Robert Kaußler stolz.

Wir nehmen im Büro des Bürgermeisters Platz und Robert Kaußler beginnt zu erzählen, wie die 1000-Seelen-Gemeinde eigentlich seinen Namen erhalten hat: „Der Name Auhausen, mittelhochdeutsch Ahusen geschrieben, bedeutet ‚Siedlung zum Haus an der Au‘. Namensgeber war schließlich die ‚Au‘, ein kleines sumpfiges Waldgelände, das heute im benachbarten Mittelfranken liegt. Es war der erste Sitz der Herren von Auhausen, wovon noch heute der Überrest eines alten Wasserschlosses zeugt, und zeitgleich der späteren Stadtgründer von Jena.“

Mit ganz viel Informationen im Gepäck mache ich mich anschließend auf den Weg zum Herzstück der kleinen Gemeinde. Gespannt bin ich vor allem auf die ehemalige Benediktiner-Klosterkirche „St. Maria und St. Godehard“, die die Silhouette der Gemeinde Auhausen seit Jahrhunderten ausmacht und auch das Wappen des Dorfes ziert. Aus dem Parkplatz des ehemaligen Schulgeländes heraus und am Kindergarten vorbei laufe ich nach rechts an der Klosterstraße und der Klostermauer entlang und sehe zu meiner Linken das neugestaltete Freizeitareal samt Volleyballplatz. Dieses steckt zwar gerade noch im Winterschlaf, es lässt sich jedoch erahnen, wie viel Spaß nicht nur die Kinder und Jugendlichen der Gemeinde im Sommer dort haben. „Unser Beachvolleyballplatz befindet sich direkt am Wörnitzradweg zwischen Donauwörth und Dinkelsbühl“, so Bürgermeister Martin Weiß. Dieser verläuft von der Quelle in Schillingfürst über Dinkelsbühl und Wassertrüdingen zunächst in Franken. Bei Auhausen erreicht der Radweg schließlich das Donau-Ries und folgt dem Flussverlauf über Oettingen, Harburg bis zur Mündung in Donauwörth.

Direkt neben dem Freizeitareal finde ich das kleine, altehrwürdige Predigthäuschen. Das quadratische Häuschen wurde im Jahr 1776 für den damaligen Pfarrer erbaut und ursprünglich als sommerlicher Rückzugsort der Auhausener Pfarrer für ihr Predigtstudium genutzt. „Nachdem das Predigthäuschen viele Jahre lang brach lag, haben im Jahr 2007 die Jugendfeuerwehr von Auhausen mit der Kirchengemeinde dieses in einer gemeinsamen Aktion saniert“, erklärte mir Robert Kaußler.

Ich drehe mich um und sehe vor mir direkt die Einfahrt zum Klosterhof. Ich laufe ein paar Schritte in den Hof und schon sehe ich den prunkvollen Bau. Doch zuvor möchte ich mich noch auf die Suche nach dem Klosterbrunnen machen, von dem mir Robert Kaußler bereits erzählt hat. Sonderlich lange muss ich nach der Wasserquelle nicht suchen, denn ein älterer Herr mit zwei leeren Kanistern kommt mir alsbald entgegen und läuft geradewegs auf den Klosterbrunnen zu. Bekannt ist der Brunnen aber nicht nur bei den Bürgern in Auhausen für sein kalkfreies und eisenhaltiges Wasser, sondern weit über das kleine Dorf hinaus. Robert Kaußler scherzt: „Bei uns in Auhausen sterben die Kaffeemaschinen wenn, dann nur den Alterstod – ohne einmal entkalkt worden zu sein.“ Außerdem erzählt er mir, dass der Brunnen von den Benediktinermönchen gebaut wurde: „Sogenannte Deichteln, also ausgebohrte Holzstämme, wurden von den Mönchen als Rohleitungen genutzt, um so das Wasser vom ehemaligen Mönchswald, dem heutigen Oettinger Forst, bis zur Klosteranlage hin zu fördern.“ Zwar war es im Laufe der Jahrhunderte mehrmals notwendig, Teile der Leitung zu ersetzen, trotzdem liegt der Leitungsstrang noch im gleichen Verlauf wie eh und je. Bis heute fließt das bekannte „Klosterwasser“ ohne Pumpe bis in den Dorfkern nach Auhausen.

Der Klosterbrunnen ist für sein kalkfreies Wasser bekannt. Bild: Jenny Wagner

Gespannt schaue ich mich im Klosterhof um und gehe zielstrebig durch den Klosterhof und auf die Klosterkirche zu. Durch eine kleine Seitentüre gelange ich in das Innere der Kirche. „Die ehemalige Klosterkirche und der Klosterhof sind der Dorfmittelpunkt“, erklärte mir Robert Kaußler. Anfang des 16. Jahrhunderts befand sich das Kloster Auhausen auf seinem Höhepunkt. Im Jahr 1519 wurden zahlreiche Investitionen getätigt, wie zum Beispiel die Fertigstellung des neuen Hochaltars von Hans Schäufelin. „Der Überlieferung nach wurde im Jahr 958 das Kloster gegründet, mit Sicherheit bestand zu dieser Zeit bereits ein sakraler Bau“, ist Robert Kaußler überzeugt und führte weiter an: „Die Kirche wurde über mehrere Epochen errichtet und immer wieder erweitert. Durch ein prosperierendes Wachstum hat das Kloster über mehrere Jahrhunderte funktioniert, ehe es durch den Bauernaufstand von 1525 ein jähes Ende fand. Der Hass der Bauern wendete sich in erster Linie gegen den Klerus“, erzählte Kaußler, „und somit auch gegen die Klöster.“

Bild: Jenny Wagner

Faszinierende Klostergeschichte

Laut Überlieferung nahmen die markgräflichen Bauern am 24. April 1525 die Stadt Wassertrüdingen ein. Zusammen mit den Rieser Bauern zogen etwa 12 000 Mann gegen das Kloster Auhausen.

Am 6. Mai erreichten die Bauern das Klostertor und plünderten bis zum Morgen des 7. Mai die reichen Vorräte des Klosters an Lebensmitteln, Wein, Hausrat und Vieh. Ganze 200 schwer beladene Wagen standen in der Früh zum Abzug bereit. Vorher hatten die Bauern jedoch noch ein Ziel: Das Kloster in Brand stecken. Laut Überlieferung konnte auf Zureden des Priors Taubner die Meute davon abgehalten werden und das Kloster Auhausen blieb in seinen Mauern erhalten.

„Über unsere Klosterkirche in Auhausen könnte ich stundenlang referieren“, schmunzelt Robert Kaußler und verrät mir noch ein paar spannende Details über die Glocken der Klosterkirche: „In der ehemaligen Klosterkirche befinden sich insgesamt fünf Bronze-Glocken, die bereits während des 1. und 2. Weltkrieges schon so einen historischen Wert innehatten, dass sie nicht eingeschmolzen wurden. Die älteste Glocke, die ‚Zwölfuhrglocke‘, stammt aus dem Jahr 1264.“

Ich trete aus der Kirche heraus und verlasse über den Friedhof das Klosterareal. Bevor ich nach rechts auf die Hauptstraße abbiege, erspähe ich zu meiner Linken ein altes Kriegerdenkmal. Das Denkmal erinnert an die gefallenen Soldaten der Gemeinde Auhausen aus den beiden Weltkriegen. Ich laufe nun die Mühlstraße entlang und gelange über die Oettinger Straße zurück in die Klosterstraße. Ich drehe mich noch einmal um und bestaune die wunderschöne Silhouette der Gemeinde, bevor ich mich zurück auf den Weg nach Harburg in unser Redaktionsbüro mache.

Steckbrief Auhausen:

Bürgermeister: Martin Weiß (FWG/Unabhängige Liste)
Höhe: 422 m ü. NHN
Fläche: 15,55 km²
Ortsteile: Dornstadt, Lochenbach
Weiler: Wachfeld, Heuhof, Pfeifhof und Zirndorf
Einwohner: 1008 (Stand: 31. Dezember 2017)
Verwaltung: Klosterstraße 12, 86736 Auhausen
Webpräsenz: www.auhausen.de

Redakteurin. Recherchiert und schreibt für online und im blättle. Immer unterwegs, ob bei einer politischen Diskussion, einem Unfall oder im Eins-zu-eins Gespräch mit ihren Interviewpartnern. Zimmerpflanzenbeauftragte im Redaktionsbüro. Steht in ihrer Freizeit auf dem Tennisplatz.
Telefon: 0906 / 977 598 - 22,  E-Mail: jwagner@donau-ries-aktuell.de