Heimat & Tradition

Donau-Rieser Geschichtsstunde: Auf Spurensuche im Donauwörther Stadtarchiv

Seit 1. August 2019 ist Dr. Cathrin Hermann die Leiterin des Donauwörther Stadtarchivs. Bild: Jenny Wagner
Seit 1. August 2019 ist Dr. Cathrin Hermann die Leiterin des Donauwörther Stadtarchivs. Sie hat uns einen Blick in das Archiv gewährt.

Leiterin Dr. Cathrin Hermann

Seit 1. August 2019 ist Dr. Cathrin Hermann die Leiterin des Donauwörther Stadtarchivs. Sie hat Geschichte und Kunstgeschichte in Tübingen und Wien studiert, ehe sie anschließend sieben Jahre im Stadtarchiv in Linz arbeitete. Bevor sie Leiterin des Donauwörther Stadtarchivs wurde, war sie stellvertretende Archivleiterin des Instituts für Zeitgeschichte in München. Warum sie sich für Donauwörth entschieden hat? „Erstens mal ist Donauwörth eine Stadt am Wasser. Das gefällt mir einfach. Die Stadt hat ein ganz besonderes Flair, auch durch die historische Bebauung. Beruflich gesehen: Ich komme aus einem Stadtarchiv, in einer anderen Donaustadt, in Linz, und von daher weiß ich, dass Stadtarchive etwas ganz Spannendes sind. Sie decken alles ab vom Mittelalter bis zur Gegenwart und versammeln auch inhaltlich eine ganz breite Mischung vom Verwaltungsakt bis zum Nachlass. Was mir besonders wichtig ist und für meine Bewerbung eine große Rolle spielte: Dass man auch einen intensiven Kontakt mit Besuchern hat, zum Beispiel mit Leuten, die Familienforschung machen oder Unterlagen für ein Bauvorhaben benötigen. Oder mit Menschen, die für wissenschaftliche Forschung Quellen brauchen – und natürlich  gibt es auch sehr interessante Ansatzpunkte füreigene Forschung.“

Kaiserurkunde aus dem Jahr 1030

Bild: Jenny Wagner

Das älteste Dokument im Donauwörther Stadtarchiv ist fast 1 000 Jahre alt. Die Kaiserurkunde aus dem Jahr 1030 ist das älteste Schriftstück im Archiv. Unterzeichnet wurde es am 17. Januar von Kaiser Konrad II. Die Urkunde wurde von einem Schreiber fein säuberlich auf das Pergament aus Tierhaut geschrieben. Kaiser Konrad hat die Urkunde lediglich munterschrieben, denn Lesen und Schreiben war zu dieser Zeit keine sehr verbreitete Tätigkeit. In der Urkunde wird von Kaiser Konrad II. bestätigt, dass um das Jahr 1 000 Kaiser Otto III. Aribo von Werd (ehemaliger Name von Donauwörth) das (Wochen-)Markt-, Münz- und Zollrecht verliehen hat. Zudem steht geschrieben, dass der Marktsiedlung Werd ein Jahrmarkt verliehen wird. „Dies zeigt, dass Donauwörth bereits um das Jahr 1 000 schon ein bedeutender Handelsort war“, sagt Dr. Cathrin Hermann.

Kaiserlicher Wappenbrief aus dem Jahr 1530

Am 21. Oktober 1530 verlieh Kaiser Karl V. mit diesem Wappenbrief Donauwörth den zweiköpfigen Adler als Stadtwappen, das es bis heute führt. Auf der Urkunde, die auf Tierhaut geschrieben wurde, wird das Wappen genau blasoniert. Bei genauerer Betrachtung lassen sich auf der Urkunde Hilfslinien des Schreibers erkennen. Die Sigel auf dem unteren Teil der Urkunde sind heute nicht mehr vorhanden.

Bild: Jenny Wagner

Merkurbrunnen in der Donauwörther Reichsstraße

Bild: Jenny Wagner

Vor Jahrhunderten stand auf dem heutigen Merkurplatz in der Donauwörther Reichsstraße ein Brunnen mit einem bronzenen Standbild Merkurs, der vor Gefahren für Handel und Verkehr schützen sollte. Die Zeichnung bildet den Brunnen ab. Was genau mit dem Brunnen passiert ist, ob er zerstört wurde oder ähnliches, ist derzeit nicht bekannt.

Registerauszug von Juli 1857

Bild: Jenny Wagner

Wer sich in Donauwörth niederlassen wollte, sei es privat oder mit einem Geschäft, musste bei der Stadt einen Antrag stellen. Nicht jedem wurde das sogenannte „Heimatrecht“ verliehen. „Die Stadt war sehr restriktiv“, berichtet Dr. Cathrin Hermann. Für jeden Bürger und jede Bürgerin, die ein Geschäft eröffnen oder heiraten wollten, wurde eine Akte angelegt. Wenn der Magistrat es als erwiesen angesehen hat, dass ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stunden, wurde das Anliegen genehmigt. „Das hat die Menschen in ihren Leben schon sehr stark eingeschränkt“, sagt die Stadtarchivleiterin. Auf dem Bild zu sehen ist die Akte des ledigen Schreinergesellen Johann Attinger. Er war ansässig im Einflussbereich des Landgerichts Dillingen, genauer gesagt in Weisingen. Er wollte eine Frau aus Donauwörth heiraten, die eine Wirtschaft gepachtet hat und alleinerziehende Mutter von zwei Kindern war. Der Magistrat hat nach der Überprüfung der Heirat zugestimmt.

Großer Plakatbestand im Donauwörther Stadtarchiv

Bild: Jenny Wagner

Das Donauwörther Stadtarchiv darf sich über einen großen Plakatbestand erfreuen. Die Plakatsammlung umfasst unter anderem auch politische Plakate verschiedener Parteien und Organisationen. Die Aufgabe der Sammlung besteht darin, möglichst viele Veranstaltungen zu dokumentieren und zu veranschaulichen. Auf dem Bild zu sehen ist ein Plakat aus dem Jahr 1949, das zu einem Märchensingspiel an der Knaben-Bürgerschule Heilig-Kreuz einlädt.

Niederschriften des Donauwörther Stadtrats

Bild: Jenny Wagner

Mehrere Regale werden im Donauwörther Stadtarchiv von den Niederschriften des Donauwörther Stadtrats gefüllt. Jede Sitzung muss protokolliert werden und vom (Ober-) Bürgermeister unterschrieben werden. „Es gibt durchaus Beschlüsse aus dem 19. Jahrhundert, die heute noch relevant sind“, erzählt Dr. Cathrin Hermann.

Die letzten Überreste der Burg Mangoldstein im Jahr 1818

Die Burg Mangoldstein entstand zu Beginn des 10. Jahrhunderts. Die Burg war einst Stammsitz der Edelfreien von Werd und ist benannt nach Mangold von Werd. Bis zum Jahre 1301 stand darauf die Burg Mangoldstein, in der Maria von Brabant, Herzogin von Bayern, durch ihren eifersüchtigen Gatten hingerichtet wurde. Von hier aus wurde der Donauübergang bewacht. 1301 durch Albrecht I. von Österreich zerstört, wurde die damalige Ruine Mangoldstein 1308 abgetragen. Teile der Stadtbefestigung wurden 1810 abgebrochen, die letzten sichtbaren Reste der Burg 1818 beseitigt. Heute befindet sich am Fuße des Mangoldfelsens die Donauwörther Freilichtbühne.

Bild: Jenny Wagner

Redakteurin. Recherchiert und schreibt für online und im blättle. Immer unterwegs, ob bei einer politischen Diskussion, einem Unfall oder im Eins-zu-eins Gespräch mit ihren Interviewpartnern. Zimmerpflanzenbeauftragte im Redaktionsbüro. Steht in ihrer Freizeit auf dem Tennisplatz.
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