Donauwörther Brauhaus

Donauwörther Brautradition erlebbar machen

Simon Baumer hat sich das Bierbrauen während des Biologie-Studiums selbst beigebracht. Bild: Wolfgang Felkl
Früher gab es in Donauwörth bis zu elf Brauereien gleichzeitig. Diese Tradition ging spätestens mit der Schließung der „Krone-Brauerei“ 1981 komplett verloren – zumindest bis 2019. Vor ziemlich genau drei Jahren haben die Jungunternehmer Simon Baumer, Robert Heinrich und Bernhard Strauch das Donauwörther Brauhaus gegründet. Ende Juni 2022 fand nach zweijähriger Umbauzeit dann endlich das große Eröffnungswochenende statt.

Doch fangen wir von vorne an. Bereits Anfang 2017 reifte bei Simon Baumer die Idee, sein eigenes Bier zu kreieren. „Während einer Chemie-Vorlesung kam mir die spontane Idee, eigenes Bier im heimischen Keller herzustellen. Also habe ich mir ein Brauset bestellt und direkt am nächsten Wochenende mein Elternhaus in Kaisheim belagert“, erklärt Baumer die Anfänge seiner Brauer-Karriere. Baumer, der sich das Brau-Handwerk im Anschluss komplett autodidaktisch beibrachte, war bereits nach den ersten Suden überzeugt von seiner Idee. „Das Bier hat einfach gut geschmeckt, also habe ich weitergemacht“, erklärt er. Bereits während des Biologie-Studiums in München sei er fasziniert davon gewesen, hochwertige Produkte selbst herzustellen. So wurde aus einer kleinen Biogemüse-Farm schnell eine Hobby-Brauerei mit der Ambition auf schnelles Wachstum.

Gründer-Trio setzt Vision gemeinsam um

Nach dem abgeschlossenen Studium kam Baumer 2018 mit einem Business-Plan für die eigene Brauerei in der Tasche zurück nach Donauwörth und fand in Gastronom Robert Heinrich (Inhaber La Kami, Donauwörth) und Unternehmensberater Bernhard Strauch schnell zwei Mitstreiter, die genauso für die Idee brannten. Dabei könnten die beruflichen Hintergründe der Gründer nicht unterschiedlicher sein. Baumer, der Betriebswirt und Biologe, Heinrich, der Gastronom, und Strauch, der Bänker und Unternehmensberater, vereint in ihrer Vision für das Donauwörther Brauhaus. So wurden bereits kurz darauf die ersten Probe-Sude in einer Küche über dem Café La Kami gebraut.Schnell war für die Unternehmer klar: Donauwörth braucht nach so langer Zeit endlich wieder eine eigene Brauerei. Auch was das Bier anging, war man sich schnell einig: Charaktervoll und aus regionalen und möglichst hochwertigen Zutaten gebraut sollte es sein.

Bild: Wolfgang Felkl

Breites Sortiment und Traditionelle Brauverfahren

Mittlerweile hat das Donauwörther Brauhaus fünf verschiedene Biersorten auf den Markt gebracht. Neben den Brauhaus-Klassikern Weizen, Landbier und dem Dunklen Radler "Pilgerlust", gibt es seit neustem auch Helles Bier. Ergänzt wird das Sortiment außerdem durch „Sonderbiere“, die zu verschiedenen Anlässen und Jahreszeiten angeboten werden. Das Erfolgsgeheimnis: Das Brauhaus setzt beim Brauvorgang unter anderem auf die offene Gärung, ein Arbeitsschritt, der in Großbrauereien aus Effizienzgründen bereits seit Jahren durch das sogenannte Eintank-Verfahren ersetzt wurde. „Der offene Gärvorgang hat für uns mehrere Vorteile. Zum einen können Gase, die während des Gärens entstehen, einfach ausdampfen. Außerdem kann sich die Hefedecke immer wieder mit bitteren
Gerbstoffen abheben. So entsteht ein klareres und für uns viel besseres Endprodukt“, erklärt Baumer.

Pandemie bereitet schlaflose Nächte

Gebraut wird seit Anfang des Jahres im neuen Brauhaus in der Zirgesheimer Straße in Donauwörth. Dem vorausgegangen waren nicht nur langwierige Umbauarbeiten, sondern auch eine ungewisse Zukunft aufgrund der Corona-Pandemie. „Natürlich war die Situation alles andere als optimal, besonders weil wir bereits Bier in großen Mengen für verschieden Veranstaltungen in der Region gebraut hatten. Das bereitet schon mal schlaflose Nächte“, so Baumer. Spätestens seit dem Eröffnungswochenende am 25. und 26. Juni 2022 sind aber auch diese Zweifel ausgeräumt. Mit dabei waren Vertreter*innen aus Politik und Wirtschaft und natürlich Freunde, Familie und Förderer, die im Vorfeld von dem Konzept überzeugt werden konnten. „Natürlich gab es in der Vergangenheit auch Rückschläge und Tiefen, aber wir haben unsere Entscheidung nie bereut. Zu sehen, welch positive Resonanz wir von so vielen unterschiedlichen Menschen erhalten, war wohl der bislang emotionalste Moment der gemeinsamen Reise“, so die Gründer.

Bild: Thomas Oesterer

Bereits 2023 der eigene Biergarten

Trotz der ersten Erfolge hat die Reise für das Trio gerade erst begonnen. Jetzt heißt es, das Produkt und die Marke in Donauwörth und im Landkreis Donau-Ries zu etablieren. Dabei soll unter anderem das Produktionsvolumen erhöht und so ein niedrigerer Preis für den Konsumenten erzielt werden. „Aktuell kostet der Liter Bier für uns in der Produktion das Vielfache einer Großbrauerei, das ist leider eine der ‚Schwächen‘ unserer Kleinbrauerei“, erklärt Baumer. In Zukunft will man diese Schwächen aber in Stärken umwandeln und vor Ort Brauseminare und Brauereiführungen anbieten und „so in Donauwörth Brautradition erlebbar machen“.
In einem ersten Schritt wurde außerdem bereits der Engelkeller angemietet, der sich nur einen Steinwurf vom Brauhaus entfernt befindet. Hier soll spätestens im Sommer 2023 ein eigener Biergarten entstehen.