Im Jahr 1763 war Carl Gottlob Beck aus Johannesgeorgenstadt in Sachsen nach Nördlingen gekommen und erwarb die Buchdruckerei und Buchhandlung von Georg Gottfried Mundbach in der heutigen Turmgasse 1 in Nördlingen für 5.000 Gulden. Er ließ sich in Nördlingen nieder und heiratete zwei Jahre später die Tochter eines Zuckerbäckers und Spezereihändlers. Insgesamt hatte das Paar 13 Kinder, sechs Buben und sieben Mädchen. Beck führte sein Geschäft 15 Jahre lang, ehe er sich entschloss, die Druckerei und den Verlag in die Bergergasse zu verlegen. Die nächsten Jahre standen vollkommen im Zeichen der Expansion.
1781 kaufte Carl Gottlob Beck die fürstliche Hofbuchdruckerei in Wallerstein und pflegte einen intensiven Kontakt zu hiesigen Geschäftsleuten. Diese Gruppe an Intellektuellen, zu denen Vertreter aus Kirche und Schule gehörten, war es, die ihre Werke bei Beck drucken und verlegen ließen und so den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens sicherten.
Am 20. Dezember 1802 verstarb Carl Gottlob Beck und seine Witwe übernahm die Weiterführung des Betriebs, ehe im Jahr 1815 der älteste Sohn Carl Heinrich Beck die Leitung übernahm. Auf ihn geht die Namensgebung C.H. Beck zurück.
Verlag zieht nach München - Druckerei bleibt in Nördlingen
Überraschend starb Carl Heinrich Beck im Jahr 1834 und so übernahm seine Witwe Catharina Magdalena Zorn die Geschäfte ihres Mannes. Zwei Jahre später übergab sie ihrem Sohn Carl den elterlichen Betrieb. Unter ihm, so heißt es in der Festschrift zum 250-jährigen Jubiläum der Druckerei C.H. Beck, die auf einem Vortrag von Dr. Wilfried Sponsel beruht, „fand neben der Rechtswissenschaft vor allem die Theologie Eingang in den Verlag.“
Mit nur 36 Jahren verstarb Carl Beck. Auf Empfehlung des Nördlinger Bürgermeisters Karl Brater trat Ernst Rohmer in das Unternehmen ein und ehelichte im Jahr 1857 die Witwe Eugenie Beck. Unter Rohmers Führung wuchs das Ansehen der Druckerei über die Grenzen Deutschlands hinaus. Nach dem Tod Ernst Rohmers übernahm Sohn Oskar Beck die Unternehmensgeschäfte. 1889 wurde unter ihm der Verlag nach Schwabing verlegt. Die Druckerei verblieb am Stammsitz in Nördlingen. Nach dem Tod von Oskar Beck übernahm sein Sohn Heinrich die Leitung.
Die Firma kämpfte in dieser Zeit um ihr Überleben, da in der Inflationszeit der Buchabsatz sank. In der Jubiläumsschrift heißt es: „Dabei lag die Rettung eigentlich auf der Hand, denn der Bedarf an Geldscheinen musste ja irgendwie gedeckt werden. Kurz: Die Firma erhielt von der Reichsdruckerei den Auftrag, sich am Druck der Inflationsscheine zu beteiligen.“
Mehrere neugegründete Zeitschriften halfen in den folgenden Jahren mit, den Ruf des Unternehmens neu zu festigen. Großen Anteil hatte dabei auch die Wiederbelebung alter Werke, wie z.B. das Bürgerliche Gesetzbuch. Die technische Weiterentwicklung nahm im 20. Jahrhundert Fahrt auf, sodass der Einzug von EDV, des Lichtsatzes und einer Offset-Rollen-Rotationsmaschine ab 1975 die Konsequenz war. Bereits Anfang der 1970er Jahre übernahm Hans Dieter Beck die Leitung des juristischen und wirtschaftlichen Bereichs und die Leitung der Nördlinger Druckerei. Seinem jüngeren Bruder Wolfgang obliegt der Bereich Literatur, Sachbuch und Wissenschaft.
Modernität und Erfahrung sind des Schlüssel zum Erfolg
Heute ist das Traditionsunternehmen erfolgreicher denn je. Printprodukte haben zwar im Gegensatz zu elektronischen Medien an Aufmerksamkeit verloren, haben jedoch nach wie vor einen hohen Stellenwert. Den Erfolg des Unternehmens erklärt Dr. Oliver Kranert, Geschäftsleiter: „Die Druckerei C.H. Beck ist dem Hype der Druckindustrie in den 90er und 2000er Jahren mit Augenmaß begegnet. Diese Vorgehensweise, der klare Fokus auf die Herstellung von Büchern mit Dünndruckpapier und die Tatsache, dass der moderne Satzbereich und die Abteilung elektronische Medien in Nördlingen gegenüber Wettbewerbern deutliche Vorteile bieten, zahlt sich jetzt, in Zeiten eines spürbaren Rückgangs von Printprodukten, aus.“
Vor allem die jahrzehntelange Erfahrung mit Dünndruckpapier mache das Unternehmen so besonders. Zu den Druckprodukten gehören unter anderem Festeinbände, Taschenbücher, Loseblattwerke für Fachverlage, Bibeln und auch Bedienungsanleitungen für die Automobilproduktion. Rund dreißig Prozent der Druckwerke werden für die eigene Verlagsgruppe in München produziert, circa fünf Prozent für Kund*innen innerhalb der EU – allen voran Frankreich. „Im Jahr 2021 war die Nachfrage nach Bibeln besonders hoch, wohingegen die Produktion von Bedienungsanleitungen eher rückläufig tendierte“, sagt Kranert.
Noch heute ist Dr. Hans Dieter Beck im Nördlinger Unternehmen aktiv tätig und unterstützt die Geschäftsleitung mit seiner Expertise. Im Jahr 2022 feiert er seinen 90. Geburtstag.
Alle geschichtlichen Informationen stammen aus der Festschrift zum 250-jährigen Jubiläum von C.H. Beck. Diese beruht auf einem Vortrag von Stadtarchivar Wilfried Sponsel.