DKMS

Ein Kampf für das Leben: "Da kann man nicht mehr aufhören"

Für ihr Engagement wurde Brigitte Lehenberger mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Bild: Manuel Habermeier
Seit 22 Jahren engagiert sich Brigitte Lehenberger im Kampf gegen Blutkrebs. In dieser Zeit hat sie zahlreiche Veranstaltungen organisiert. Einem Menschen zu helfen, wiegt jedoch alles auf.

Jeder kann zum Lebensretter werden!“ Dieser Satz ist für Brigitte Lehenberger zum Leitspruch geworden. Die 60-Jährige aus Münster im Donau-Ries organisiert seit 22 Jahren Typisierungsaktionen für die DKMS Donor Gmbh im Donau-Ries sowie den angrenzenden Landkreisen. Mittlerweile stammen allein aus dem Donau-Ries, Dillingen, Augsburg Stadt/Land, Neuburg-Schrobenhausen und Aichach-Friedberg 135 000 Typisierte und 1 585 Stammzellenspender*innen. „Aus den von mir initiierten Aktionen kommen rund 59 000 Typisierte und 700 Spender“, erzählt Lehenberger. „Ein herzliches Dankeschön gilt allen, die dazu in irgendeiner Weise beigetragen haben!“

Die Zahlen bedeuten ihr viel. „Ein Spender ist das schönste Geschenk, das man betroffenen Familien machen kann.“ Denn die Diagnose Blutkrebs ist nicht nur für den Patienten selbst ein Schock. Auch die Familie leidet. Daher ist ihr ein Satz in besonderer Erinnerung geblieben. „Ihr rettet nicht nur meinen Mann, ihr rettet eine ganze Familie“, schrieb die Ehefrau eines Erkrankten, der über die DKMS einen Spender gefunden hatte. Dafür lohnt sich der Aufwand – oder wie es Lehenberger ausdrückt: „Man sieht, was man bewirken kann. Da kann man nicht mehr aufhören.“ Und dass sie etwas bewirkt, steht außer Frage. Vor 15 Jahren wurde sie mit der Bayerischen Staatsmedaille ausgezeichnet, zwei Jahre später folgte der DKMS-Ehrenpreis. Den Ritterschlag erhielt sie 2022 mit dem Bundesverdienstkreuz.

Viele kleine Bausteine führen zum Erfolg

Jede Stecknadel steht für einen Spender. Bild: Brigitte Lehenberger

Begonnen hat die Reise 1996 mit der Typisierungsaktion für Melissa aus Donauwörth. Durch diesen Aufruf wurde Brigitte Lehenberger auf die DKMS aufmerksam. Rund 3 500 Menschen nahmen an einer der ersten großen Typisierungsaktionen der DKMS teil – darunter Brigitte Lehenberger. Die Aktion hatte ein doppeltes Happy End. Für Melissa war der passende Spender dabei und Lehenberger begann ihr Engagement für die DKMS. Dabei werde sie von ihrem Umfeld tatkräftig unterstützt, wie sie betont. Sei es ihre Arbeitskollegin, die für sie Stunden in der Verwaltung einer Augsburger Mittelschule übernimmt, oder ihr Mann: „Es sind viele kleine Bausteine, die das möglich machen.“ Vor allem ihrem Mann, dem manchmal mehr Ruhe lieber wäre, sei sie dankbar. „Wenn ich ihn brauche, ist er immer zur Stelle.“

Dass dafür andere Dinge auf der Strecke bleiben, gibt sie zu. „Der Garten ist nicht so perfekt wie bei anderen. Die Natur hat mehr Chancen“, erzählt sie lachend. Und die Natur wird wohl auch in Zukunft zu ihrem Recht kommen, denn Lehenberger will sich nicht so schnell aus der DKMS zurückziehen. Vor allem die Schulaktion „Dein Typ ist gefragt!“ gilt es ständig neu anzuschieben. „Das ist genau unsere Zielgruppe. Berufsschulen, Fachoberschulen, Gymnasien, wo die jungen Leute ab 17 sind.“ Gerade die seien so wichtig, da jedes Jahr Tausende mit dem Erreichen der Altersgrenze von 61 Jahren als potenzielle Spender ausscheiden. 

Allzeit bereit: Jeder soll die Möglichkeit zur Typisierung haben

Daher gibt es zahlreiche Veranstaltungen an Schulen, um immer wieder neue Spender zu rekrutieren. Mittlerweile sind alle infrage kommenden Schulen im Landkreis an Bord, allein von der Berufsschule Donauwörth kommen 4 439 Typisierte und 103 Stammzellenspender. „Die anderen Schulen haben eine ähnliche Entwicklung. Das sind  beeindruckende Zahlen“, freut sich Lehenberger, hinter denen jedoch viele Schicksale stehen. Seit Beginn der Schulaktionen wurden über 500 000 Schüler in die Datei aufgenommen. 100 000 davon kommen aus Bayern und 25 000 aus den Landkreisen Donau-Ries, Dillingen, Aichach-Friedberg, Neuburg-Schrobenhausen und Augsburg-Stadt/Land. „Wir haben eine engagierte Jugend. Aber man muss es ihnen genauso einfach machen wie uns Erwachsenen“, begründet sie den Erfolg der Aktion.

Und der nächste Traum ist schon in der Umsetzung. Mit dem Bayerischen Landessportverband (BLSV) soll eine weitere Typisierungsaktion organisiert werden. Bislang gibt es die DKMS-Fußballhelden. Unter dem Motto „Gemeinsam Blutkrebs ins Aus kicken“ können alle Vereine, die im DFB oder als Hobbymannschaft organisiert sind, an der Aktion teilnehmen. Mit dem BLSV würden Menschen aus anderen Sportarten ebenfalls erreicht werden.

Aber auch im Alltag lässt Lehenberger keine Chance verstreichen. In der Reha hatte sie spontan die Feuerwehr von Bad Gögging, einem Ortsteil von Neustadt an der Donau, typisiert. „Ich habe die Stäbchen immer in der Tasche“, zeigt sie sich allzeit bereit. Angst vor negativen Reaktionen hat sie dabei nicht. Hin und wieder käme dies zwar vor, aber „das ist verschwindend“. Es zählt das Gute, das man bewirken kann. Aktuell finden immer noch rund zehn Prozent der Patienten keinen passenden Spender. Das ist besser als in der Vergangenheit, aber jeder Patient ohne Spender ist einer zu viel. Daher wird Brigitte Lehenberger den Kampf gegen den Blutkrebs vorerst weiterführen – unterstützt von ihrem Mann und anderen Helfern. Denn: „Man freut sich mit jedem, der es geschafft hat.“
 

DKMS

Die DKMS ist eine gemeinnützige Organisation, die in Deutschland mehr als 7,7 Millionen Menschen als Stammzellenspender registriert hat. Bis heute konnte über die DKMS weltweit rund 115 000 Patienten geholfen werden. Unterstützt die Arbeit der DKMS, vor allem die Finanzierung der Typisierungen unserer engagierten Jugend mit einer Geldspende:
DKMS-Spendenkonto: VR Bank Neuburg-Rain eG
IBAN: DE80 72169756 0000627569
Verwendungszweck: für die Jugend (aus eurer Gemeinde)

Ihr möchtet euch selbst auf dem Postweg bei der DKMS aufnehmen lassen oder einen Aufruf in eurem Umfeld starten?
Dann findet ihr viele Informationen unter www.dkms.de. Vor Ort hilft gerne auch Brigitte Lehenberger, Tel. 08276/1567.

Redakteur. Unterwegs für blättle und online. Geboren in Augsburg ist er über Freiburg, Wien und München endlich im schönen Donau-Ries angekommen. Hier hat er besonders die Themen Kunst, Kultur, Geschichte und Sport im Blick.

Telefon: 0906/977598 – 27
mhabermeier@donau-ries-akutell.de