Interview

Eine Donauwörther Institution hat Schluss gemacht

Seit gut 40 Jahren prägt Sibylle Lutzkat das Leben an der Mangold-Grundschule. Bild: Manuel Habermeier
Fast ihr gesamtes Arbeitsleben verbrachte Sibylle Lutzkat in verschiedenen Positionen an der Mangold-Grundschule in Donauwörth. Mittlerweile zur Rektorin aufgestiegen, kann man sie schon als eine Donauwörther Institution bezeichnen. Zum Ende des vergangenen Schuljahres ging sie jedoch in den verdienten Ruhestand. Mit unserem Redakteur Manuel Habermeier hat Sibylle Lutzkat über ihre Arbeit als Lehrerin und Rektorin gesprochen und worauf sie im Schulleben besonderen Wert legt. Dazu gewährte sie auch einen Blick auf den Privatmensch Sibylle Lutzkat – und verriet, welches Hobby sie in den vergangenen Jahren wiederentdeckt hat.

Hallo Frau Lutzkat und vielen Dank, dass Sie sich heute die Zeit für unser Gespräch nehmen. Viele Leserinnen und Leser aus dem Donauwörther Raum werden Sie aus der eigenen Schulzeit kennen. Ihr Berufsleben ist eng verbunden mit der Mangold-Grundschule, seit 2007 stehen Sie der Grundschule als Schulleiterin vor, 2009 wurden Sie zur Rektorin ernannt. Lassen Sie uns dennoch mit einigen kurzen Fragen beginnen, um einen ersten Eindruck von der Person Sibylle Lutzkat zu bekommen.

Sind sie eher der Morgen- oder Abendmensch?
Sybille Lutzkat: Morgenmensch.

Selbst kochen oder Restaurant?
S. L.: Selbst kochen. Ich mache gern Kaspressknödel und Spinatknödel.

Hund oder Katze?
S. L.: Ich habe selbst keine Haustiere, aber am ehesten noch Hund.

Schulhof oder Tennisplatz?
S. L.: Es gibt auch andere Lieblingsplätze. Die haben beide ihren Charme, aber es ist auch schön in der Natur. Rausgehen, Fahrrad fahren, einfach was unternehmen.

Sie waren Rektorin der Mangold- Grundschule. Was bedeutete Ihnen diese Arbeit?
S. L.: Ich mag es, Dinge an der Schule zu bewegen und Kinder zum Lernen zu motivieren. Auch der Umgang und die Zusammenarbeit im Kollegium ist ein schöner Aspekt.

Sie haben jetzt schon das Gemeinsame erwähnt. Das ist auch ein Punkt im Leitgedanken der Mangold-Schule: ‚Gemeinsam etwas bewegen‘. Dabei sind vor allem offene Kommunikation und innovative Lernwege aufgeführt. Was verstehen Sie unter diesen Begriffen?
S. L.: Wir wollen eine offene Kommunikation mit den Schülern und Kollegen, um zu vermitteln, warum wir Dinge so machen, wie wir sie machen. Dazu wird viel Wert auf Transparenz gegenüber den Eltern gelegt, damit diese nachvollziehen können, wie an der Schule gearbeitet wird. Innovative Lernwege beinhaltet natürlich Digitalisierung. Aber Schule besteht nicht nur aus Digitalisierung. Auch der Umgang mit Papier und Stift ist wichtig. Ein wichtiger Schritt in Richtung einer zukunftsfähigen Grundschule waren die Renovierungsarbeiten 2022, die auch anlässlich des 70-jährigen Schuljubiläums stattfanden. Hier wurden alle Möglichkeiten geschaffen, innovativ zu arbeiten.

So hat sich die Arbeit als Lehrerin verändert

Wie hat sich die Arbeit als Lehrerin im Vergleich zu früher verändert?
S. L.: Die Anforderungen, mit der Zeit zu gehen, waren schon immer Bestandteil des Lehrerberufs. Und Modernisierungstendenzen gab es schon vor der Digitalisierung. Da musste man sich auch immer wieder auf Neuerungen einlassen.

Das Lehrerbild hat sich also eher nicht verändert?
S. L.: Es war schon immer ein ständiges Dazulernen. In dem Sinne hatte es sich nicht verändert. Aber es ist schon eine andere Art der Weiterentwicklung und auch der Umgang mit den Kindern hat sich verändert. Grundsätzlich sind Lehrer aber immer noch Vorbilder für die Kinder und Lernmotivatoren. Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben – ob mit oder ohne Digitalisierung.

Und die Anforderungen?
S. L.: Da hat sich gerade in der Erziehung etwas geändert. Im Erziehungsbereich gibt es sicherlich mehr Aufgaben als früher. Da wird aber auch vom Kultusministerium mehr auf die Schulen abgewälzt.

Viele Jahre als Abteilungsleiterin des VSC Donauwörths aktiv, fährt Sibylle Lutzkat heute nur noch privat Ski. Bild: Sybille Lutzkat

Wenn Sie schon das Kultusministerium ansprechen, was würden Sie als Erstes ändern, wenn Sie dort was zu sagen hätten?
S. L.: Ich würde nicht ins Kultusministerium gehen. Das ist nur Organisation und zu weit weg von der Praxis.

Dann bleiben wir bei Ihnen und Ihren Schülern. Haben sich diese im Laufe der Jahre verändert?
S. L.: Sicher, aber das hängt mit der gesamtgesellschaftlichen Veränderung zusammen. Es gibt schon mehr schwierige Schüler als früher, speziell im Verhalten. Das ist ein Spiegel der Gesellschaft. Ich will das Wort Respekt nicht zu hoch hängen, aber der Umgang untereinander ist in meinen Augen etwas rauer geworden. Das soziale Miteinander hat sich verändert.

Da wären wir dann auch wieder beim Leitbild der Schule. Dort werden auch Wertschätzung und Toleranz betont.
S. L.: Wir legen den Fokus auf einen respektvollen Umgang miteinander. Das geht schon im Kleinen los. Wir halten die Schüler an, alle Erwachsenen im Schulhaus zu grüßen. Auch unter den Schülern achten wir auf einen Sprachgebrauch, der angemessen ist – auch wenn er sich geändert hat. Es sollen nicht nur Schimpfwörter und unflätige Ausdrücke durch die Schule fliegen. Klar gibt es kleinere Rangeleien, aber da wird, so gut es geht, eingegriffen, damit es bei kleinen Rangeleien bleibt. So viele Möglichkeiten hat die Schule aber nicht.

Bei all diesen Veränderungen, was macht diesen Beruf, den Sie so viele Jahre ausgeübt haben, aus?
S. L.: Der Beruf generell macht wahnsinnig viel Spaß. Als Rektorin hatte ich viel mit Organisation zu tun, aber ich habe auch immer darauf geachtet, eine eigene Klasse zu haben, um den Bezug zu den Kindern nicht zu verlieren. Das wollte ich auch bis zu meinem letzten Arbeitstag nicht missen.

Was gab Ihnen dieser enge Kontakt mit einer Klasse?
S. L.: Es entsteht ein persönlicher Bezug zu den Kindern. Natürlich gelang das nicht mit jedem Kind gleich eng, aber das ist normal. Dennoch sieht man die Erfolge und wie die Kinder die Tipps annehmen. Daher war mir diese direkte Arbeit mit den Kindern so wichtig. Ich wollte ihnen ein gutes Rüstzeug für ihr weiteres Leben mitgeben. Ich treffe immer wieder auf ehemalige Schüler von mir, die im Berufsleben angekommen sind und einen guten Werdegang genommen haben. Das freut mich, wenn sie erfolgreich ihren Weg gegangen sind. Erfolgreich bedeutet für mich hierbei nicht unbedingt die große Karriere, sondern dass sie ihren Mann oder ihre Frau stehen.

Eine Donauwörther Institution? - "Irgendwo stimmt das schon"

Gefühlt hatte Sie jeder Donauwörther als Lehrerin oder zumindest Rektorin. Viele bezeichnen Sie als eine Donauwörther Institution. Können Sie mit diesem Begriff etwas anfangen?
S. L.: Irgendwo stimmt das schon. Ich bin in Donauwörth auf die Welt gekommen, habe meine komplette Schulzeit hier verbracht und sogar während meines Studiums in Augsburg habe ich weiter in Donauwörth gewohnt. Selbst meine Lehrerinnenzeit habe ich komplett im Donau-Ries verbracht – die meiste Zeit davon an der Mangold-Schule. Auch sportlich war ich immer in Donauwörth aktiv. Daher kann man schon sagen, dass ich eine Ur-Donauwörtherin bin und ich werde auch nie mehr von hier weggehen. Daher empfinde ich den Begriff ‚Donauwörther Institution‘ nicht als übergestülpt.

Neben Ihnen als Donauwörther Institution wartet die Mangold-Schule auch mit einem Namen aus der Donauwörther Geschichte auf. Er erinnert an die Mangoldburg. Wie wichtig sind Ihnen Tradition und eine derartige Erinnerungskultur?
S. L.: Sehr wichtig! Daher bin ich auch eine große Verfechterin des Schwäbischwerder Kindertags. Es ist mir ein großes Anliegen, diesen weiterzuführen und zu bewahren. Daher plane ich auch, mich nach meiner Pensionierung für diesen Kindertag ehrenamtlich zu engagieren.

Da Sie schon die Pensionierung ansprechen: Für Sie war es das letzte Schuljahr. Können Sie uns einen kleinen Einblick in Ihre Gefühlswelt geben?
S. L.: An manchen Tagen habe ich mir schon gedacht, dass ich das nicht mehr haben muss, was heute passiert ist. Aber ich habe nicht die Tage bis zur Pensionierung gezählt. Ich kam immer gern rein und hatte Spaß an meinem Job. Mein Engagement blieb bis zu meinem letzten Tag gleich.

Sind Sie gegen Ende etwas altersmilder geworden?
S. L.: (lacht) Bei Kleinigkeiten ja. Aber die große Linie habe ich beibehalten.

Was werden Sie am meisten vermissen?
S. L.: Natürlich werde ich das Kollegium vermissen. Aber ich gehe davon aus, dass der Kontakt weiterhin bestehen bleibt.

Schulamtsdirektor Michael Stocker, Schul- und Familienreferentin des Donauwörther Stadtrates Bärbel Stahl, Schulleiterin Sibylle Lutzkat und Oberbürgermeister Jürgen Sorré. Bild: Stadt Donauwörth / Mirko Zeitler

Über die Eltern zum Sport gekommen - "Ging immer um den Spaß"

Mit dem Ruhestand geht ein großer Lebensabschnitt zu Ende. Füllen Sie diese Lücke dann mit sportlichen Aktivitäten?
S. L.: Teilweise. Ich gehe im Sommer gern schwimmen und Rad fahren. Ich möchte auch vermehrt Tagesausflüge machen. Dazu habe ich während Corona die Handarbeit wieder für mich entdeckt. Meine Mutter hatte früher in Donauwörth ein Handarbeitsgeschäft und daher rührt meine Leidenschaft für Stricken und Häkeln. Das macht mir großen Spaß. Dazu bin ich ehrenamtlich im Stadtladen Donauwörth aktiv. Und da ich dann Zeit habe, wird auch der ein oder andere mit Ideen kommen. Mir wird also nicht langweilig.

Um noch etwas beim Sport zu bleiben, Ihre Anfänge im Tennis liegen nun schon über 50 Jahre zurück. Was macht für Sie die Faszination Tennis aus?
S. L.: Ich bin vor kurzem erst für 60 Jahre Mitgliedschaft im Tennisclub geehrt worden. Mit fünf Jahren habe ich mit Tennis begonnen. Meine Eltern haben beide Tennis gespielt und die Wochenenden fanden auf dem Tennisplatz statt. Da blieb mir gar nichts anderes übrig. Aber es hat mir auch von Anfang an Spaß gemacht. Es gab dann als Jugendliche die ersten Erfolge, aber ich musste nie Tennis spielen. Dabeigeblieben bin ich auch, weil es sowohl in jungen als auch in älteren Jahren immer von den Mannschaften her gepasst hat. Die Gemeinschaft war immer gut. Mein Tenniseinsatz hat in letzter Zeit allerdings immer mehr nachgelassen. Aber ich habe einiges erreicht im Tennis. Die Titel sind mir jetzt jedoch nicht mehr wichtig. Es war alles schön zu seiner Zeit, aber grundsätzlich ging es immer um den Spaß am Sport.

Wie groß war der Ehrgeiz, Titel zu gewinnen?
S. L.: Wenig Ehrgeiz! Klar, wenn ich auf dem Platz stehe, will ich gewinnen. Aber ich wurde nie zum Training gezwungen und habe mich auch selbst nie gezwungen. Wenn ich keine Lust mehr hatte oder müde war, habe ich aufgehört. 

Neben dem Tennis sind Sie auch auf der Skipiste aktiv, waren lange Jahre Abteilungsleiterin beim VSC Donauwörth. Woher kommt die Leidenschaft zum Skisport?
S. L.: Zum Skifahren bin ich ebenfalls über meinen Vater gekommen. Ich habe als Kind angefangen und bin dann mit Bussen aus Donauwörth zu Skiausflügen gefahren. Durch den Freundeskreis bin ich dann in die Skischule reingerutscht und habe die Ausbildung zur Grundstufenskilehrerin gemacht. 1991 wurde die VSC Abteilung gegründet, wo ich von 1993 bis 2021 Abteilungsleiterin war. Da habe ich jedoch komplett aufgehört und gehe nur noch privat Skifahren.

Was macht für Sie den Unterschied zwischen Tennis und Skifahren aus?
S. L.: Beim Skifahren war immer eher die Sorge da, dass hoffentlich nichts passiert. Zudem geht es um die Freude an der Bewegung. Auf dem Tennisplatz geht es um Sieg oder Niederlage.

Zum Abschluss noch eine letzte Frage: Nach Ihrem letzten Schultag, wird man Sie noch hin und wieder hier sehen?
S. L.: Ich denke schon. Wenn das Kollegium mich einlädt … (lacht) Ich habe angeboten, dass ich zu Vorlesetagen und anderen Veranstaltungen gern komme.

Frau Lutzkat, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Redakteur. Unterwegs für blättle und online. Geboren in Augsburg ist er über Freiburg, Wien und München endlich im schönen Donau-Ries angekommen. Hier hat er besonders die Themen Kunst, Kultur, Geschichte und Sport im Blick.

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