Guten Morgen Frau Reißer, vielen Dank, dass Sie sich für unser Gespräch Zeit genommen haben. Um Sie besser kennenzulernen, zunächst einige Entweder-Oder-Fragen. Museum oder Volkshochschule?
Gudrun Reißer: Volkshochschule.
Optimistin oder Pessimistin?
G.R.: Keines von beiden. Am besten beschreibt mich wohl Realistin.
Krimi oder Komödie?
G.R.: Krimi.
Nach der Arbeit ab auf die Couch oder lieber eine aktive Abendgestaltung?
G.R.: Aktive Abendgestaltung, auf alle Fälle etwas mit Bewegung.
Kaffee oder Tee?
G.R.: Kaffee.
Typisch für mich ist ...?
G.R.: Ich bin immer „auf Trab“, dabei empathisch, hilfsbereit, begeisterungsfähig, zuverlässig, aber auch ehrgeizig. Erfahre ich in meiner Umgebung Ungerechtigkeit oder undemokratisches Verhalten, ist mit mir allerdings „nicht gut Kirschen essen“. Das sind auch die Werte, die wir als Vhs nach außen vertreten wollen.
Was würden Ihre Familie bzw. Ihre engsten Freunde/Kolleg*innen sagen, wenn man ihnen die gleiche Frage stellt?
G.R.: Das weiß ich nicht, da müssen Sie bitte Kollegen oder meine Mitarbeiter selbst fragen. Eine Schwäche ist sicher, dass ich immer alles gleich erledigt haben will. Aber nachdem ich in der Vergangenheit zur stellvertretenden Bezirksvorsitzenden gewählt worden bin und aktuell als stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende des Bayerischen Volkshochschulverbandes tätig bin, kann es nicht so schlimm sein. Im Büro pflegen wir ein vertrauensvolles Verhältnis. Wobei trotzdem immer klar ist, wer „die Chefin“ ist, wie meine Mitarbeiter mich nennen.
Haben Sie ein Lebensmotto?
G.R.: Kein Lebensmotto, aber eine Lebensphilosophie. Da ich in Bayern eine gute Schul- und Berufsausbildung sowie ein großartiges Studium kostenfrei genießen durfte, ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, mich auch ehrenamtlich zu engagieren. Ich war viele Jahre im Donauwörther Alpenverein aktiv und bin seit fünf Jahren Schöffin am Landgericht Augsburg. Wenn ich mal in Rente gehe, möchte ich eine Ausbildung zur Sterbebegleiterin absolvieren und mich auch für die Stadt Donauwörth weiterhin einbringen.
Welchen Weg haben Sie nach der Schule eingeschlagen und wie gestaltete sich Ihr Lebensweg bis zur Geschäftsführerin der Vhs Donauwörth?
G.R.: Aufgewachsen bin ich bei meiner Oma in Augsburg. Dort bin ich auch zur Schule gegangen. Ich habe schon als Schülerin in den Ferien im Landesamt für Bodendenkmalpflege und im römischen Museum in Augsburg gearbeitet. In den „kleinen Ferien“ war ich hauptsächlich dort zu finden oder jeden Samstag und in den großen Ferien auf archäologischen Ausgrabungen in Deutschland und Österreich. So war es für mich nur eine kurze Überlegung, dass ich eine handwerkliche Ausbildung zur Restauratorin machen möchte – an der Archäologischen Staatssammlung in München und am Germanischen Museum in Nürnberg. Danach, bzw. schon parallel habe ich ein Vollstudium mit den Fachrichtungen Bayerische Landesgeschichte, Mittelalterliche Geschichte und Volkskunde an der Universität Augsburg belegt. Sehr gerne wäre ich nach meinem Studium noch ins Ausland gegangen, aber das konnte ich mir finanziell nicht leisten.
Während meiner Anstellung als Museumsleiterin habe ich dann drei Museen neu konzipiert und in den rund zwanzig Jahren 26 Ausstellungen kreiert.
Mittlerweile sind Sie zwölf Jahre als Geschäftsführerin der Vhs Donauwörth tätig. Was zeichnet Ihre berufliche Tätigkeit aus und woher kam das Interesse?
G.R.: Was mich an Volkshochschule bis heute begeistert, ist das vielseitige Programm eines regional verankerten Instituts mit umfangreichen Bildungsangeboten für alle Menschen. Damit und mit unserer Beratung leisten wir wirklich einen elementaren Beitrag zu einer lebendigen, entwicklungsorientierten Kommune. Vhs ist ein absoluter Standortfaktor. Pro Jahr bieten wir in der Geschäftsstelle im Spindeltal und in den acht Außenstellen rund 1 200 Kurse, Seminare, Bildungsreisen, Vorträge und Tagesfahrten an.
War für Sie in den vergangenen Jahren immer klar, dass Sie Ihren Beruf weiter ausüben möchten?
G.R.: Ich hatte kurz nach meiner Anstellung bei der Vhs die Option, die Nachfolge als Direktorin des Nürnberger Spielzeugmuseums anzutreten. Außerdem hatte ich ein Angebot aus der Schweiz, ebenfalls an einem bedeutenden Spielzeugmuseum. Aber nach vielen Abwägungen habe ich mich für den Verbleib bei der Vhs entschieden, da die Tätigkeit der Geschäftsführerin wahnsinnig vielseitig und abwechslungsreich, spannend, aber auch sehr fordernd ist – und das brauche ich und möchte es nicht mehr missen. Die Entscheidung pro Donauwörth habe ich daher bis heute nicht bereut.
Können Sie uns durch einen typischen Arbeitstag führen?
G.R.: Eines vorweg, jeder Tag ist anders – mal härter, mal entspannter. Dennoch schildere ich jetzt mal in Stichpunkten einen Tag mit geringerem Stresspotential: Mails checken und beantworten, Fragen meiner Büroverwaltung klären. Dazu gehören Dozentenanfragen, Raumbedarfe, Raumausstattung und -belegungen, Kursberechnungen bzw. die Kostendeckung für Kurse prüfen, Pressearbeit – dies vor allem, während die Einschreibung läuft – Nachfragen für Firmenkurse aufgreifen und bearbeiten, gleiches gilt für das betriebliche Gesundheitsmanagement. Investitionen klären (irgendetwas ist immer kaputt), mit dem Vorstand besprechen, im Bereich Integration Neuerungen und Bedarfe klären, Außenstellenleiterbesprechungen, Zoom-Konferenzen mit Kunden oder dem Volkshochschul-Hauptverband... und wenn ich Glück habe, komme ich am späteren Nachmittag zu Projektarbeiten: Neue Seminarideen aufgreifen und Konzepte kreieren, Dozentenbewerbungen bearbeiten, Trends beobachten, eigene Kurse vorbereiten. Oftmals sind dann am Abend noch Veranstaltungen zu besuchen, auch um Kontakte zu knüpfen.
Sie waren vor Ihrem Engagement bei der Vhs über 20 Jahren Leiterin von damals fünf Städtischen Donauwörther Museen. Wie leicht/schwer fiel Ihnen der Wechsel und wie verbunden sind Sie den Museen noch immer?
G.R.: Ich bin im Frühjahr 2011 von Konrad Böswald gefragt worden, ob ich mich nicht als Geschäftsführerin für die Vhs bewerben möchte. Vor allem, weil die Stelle gerade wieder einmal frei geworden war. Die Jahre zuvor war ich noch zu sehr in Projekte als Museumsleiterin involviert, z.B. in die Baubegleitung „Geschichte, Sanierung und Umbau“ des ehemaligen Hotel Krebs zum Fachärztezentrum Maximilium. Mancher kann sich vielleicht noch an die vielbesuchte Ausstellung und den Katalog erinnern.
Als allerdings die Stadt keine denkmalgeschützten Großprojekte mehr auf der Agenda hatte und es damals relativ unwahrscheinlich war, dass meine detaillierten Vorschläge für eine Neukonzeption aller städtischen Museen „unter einem Dach“ zum Tragen kommen würden, gab es für mich im Herbst 2011 keine großen Überlegungen mehr. Wichtig war es mir, dass sich der langjährige Journalist Paul Soldner als erster Vorsitzender einbringt. Ohne ihn hätte ich diese Aufgabenfülle und die riesigen Herausforderungen nicht geschafft und so ist es immer noch. Vorstandschaft wie die Kuratoriumsvorsitzenden wissen: „Die Volkshochschule bewegt sich auf der Erfolgsspur“. Natürlich bin ich den städtischen Museen und meinem Nachfolger Thomas Heitele weiterhin vielfach verbunden. Eine Museumskollegin stemmt sogar als Projektleiterin ehrenamtlich das Vhs-Projekt „Bio-Gärtnern in der Stadt“.
Ein anderes Thema ist die finanzielle Förderung durch Staat und Gemeinden. Wir sind keine kommunale Einrichtung, sondern haben die Vereinsform. Für diese werde ich immer um Fürsprecher werben, denn die Volkshochschulen besitzen sogar Verfassungsrang – was viele gar nicht wissen. Dies steht im Artikel 57 der Bayerischen Gemeindeordnung. Und im Artikel 83 der Bayerischen Verfassung sind Volkshochschulen dezidiert genannt. Leider können die Volkshochschulen nicht vom Digitalisierungspakt der Bundesrepublik profitieren. Tablets für Lernende müssen von unseren finanziellen Reserven angeschafft werden sowie auch die Ausstattung unserer Kursräume.
Welchem Leitmotto folgt die Vhs Donauwörth mit ihren zahlreichen Außenstellen?
G.R.: Seit der Gründung vor 75 Jahren greifen wir flexibel gesellschaftliche Entwicklungen auf. Unsere Vhs unterstützt Menschen dabei, sich erforderliche Kenntnisse, Fähigkeiten und Wertmaßstäbe anzueignen. Als Einrichtung des lebenslangen Lernens ist unsere Vhs prädestiniert, generationenübergreifende Bildungsmöglichkeiten in der Kommune zur Verfügung zu stellen – und dies zu sozial verträglichen Preisen und in verlässlicher Qualität.
Was macht das Konzept Vhs aus Ihrer Sicht so besonders und sehen Sie aktuell Entwicklungspotential?
G.R.: Volkshochschule führt zusammen. Es gibt Kurse, die bestehen seit Jahrzehnten. D.h. die Menschen genießen das Miteinander vor Ort. Das heißt aber nicht, dass wir nicht auch zahlreiche Online-Angebote im Portfolio haben, gerade für Teilnehmer*innen, die aus beruflichen oder persönlichen Gründen nicht um eine bestimmte Uhrzeit vor Ort sein können. Dies betrifft in vielfacher Weise den Sprachenbereich und die berufliche Weiterbildung, gefolgt von der Gesundheitsbildung. Dennoch lebt und fördert die Vhs das persönliche, gesellschaftliche Miteinander. Mit unserem Engagement wirken wir letztlich auch dem Auseinanderdrifte der Gesellschaft entgegen. Entwicklungspotential sehen wir bei den Themen Demokratiebildung, kommunale Nachhaltungsstrategie (BNE) und berufliche Weiterbildung, auch im Bereich Schulabschlüsse. Mit unseren speziell auf die Erfordernisse der der Unternehmen angepassten Firmenkursen (vorwiegend im Bereich Sprachen und EDV) tragen wir zu sicheren Beschäftigungsverhältnissen in der Region bei.
Hat sich die Vhs in den zwölf Jahren Ihrer Tätigkeit verändert?
G.R.: Die heutige Vhs-Arbeit ist nur noch wenig mit dem Tun von vor zwölf Jahren zu vergleichen. Es ist alles viel schnelllebiger geworden und auch das Anspruchsdenken unserer Teilnehmer sowie die Beratungsintensität hat sich vervielfacht. Die Anmeldungen kommen kurzfristiger, was uns große Probleme bereitet, da wir ja gemeinsam mit unseren Dozenten im Austausch stehen. Immer öfter melden sich Teilnehmer noch am Freitagabend online an und sind enttäuscht/ verwundert, wenn sich am Samstagmorgen Änderungen ergeben haben. Wir versuchen zwar immer unser Möglichstes, aber wir sind eine kleine Crew, überwiegend mit Teilzeitkräften besetzt. Auch die Außenstellenleiter sind nicht rund um die Uhr erreichbar und unsere Dozenten sind alle berufstätig.
Der ehemalige Vhs-Vorsitzende Konrad Böswald hat Ihre Anstellung 2011 als „absoluten Glücksfall“ bezeichnet. Was glauben Sie waren die Attribute, die Herrn Böswald so überzeugt haben?
G.R.: Für mich hat der Tag gefühlt immer zu wenig Stunden; mein Zeitmanagement ist vermutlich noch optimierbar. Die ersten zweieinhalb Jahre waren sehr hart, denn durch die häufigen Wechsel in der Geschäftsführung war so Manches vernachlässigt worden. Außerdem kann man Volkshochschule nicht qua Berufsausbildung erlernen. Man muss sich mit Fleiß und Ideenreichtum einbringen. Das Semesterprogramm mit allein rund 600 Kursen habe ich nahezu im Kopf und auch die Dozenten dazu. Das macht aber nur die Erfahrung möglich. Meine Arbeit ist für mich nicht nur Beruf, sondern Berufung. Wenn ich im Landkreis auf Veranstaltungen unterwegs bin, fühle ich mich geehrt, aber auch geschmeichelt, dass die Leute – wenn sie meinen Namen nicht kennen – sagen: Ah, das ist die „Frau Vhs“. Das zeigt, dass unsere Arbeit von der Gesellschaft und der Politik geschätzt wird. Im Team habe ich auch klasse Mitarbeiter und Außenstellenleiter sowie eine Vielzahl an Dozenten, die sich voll einsetzen und auf die ich mich verlassen kann.
Über die Jahre haben Sie zahlreiche Vhs-Kurse und deren Leiter*innen kennenlernen dürfen. Gibt es einzelne Personen, Erlebnisse oder Kurse, die für Sie eine besonders bedeutende Rolle gespielt haben oder an die Sie sich gerne zurückerinnern?
G.R.: Durch meine Tätigkeit im Aufsichtsrat habe ich viele Politiker* innen kennengelernt. Sehr beeindruckt war ich von Annegret Kramp-Karrenbauer, der Vorsitzenden der deutschen Volkshochschulen, sowohl in ihrer Zeit als Ministerin wie jetzt noch „sozusagen im ministeriellen Ruhestand“. Sie ist eine sehr gute Zuhörerin, blitzgescheit und hat uns in Donauwörth über ihre noch vorhandenen Kanäle in die hohe Politik bei einem „Flüchtlingsdrama“ wesentlich unterstützt. Sehr geschätzt habe ich unsere verstorbene Präsidentin Barbara Stamm. Sie hat sich über die Maßen für die bayerischen Volkshochschulen im Landtag und beim Ministerpräsidenten eingesetzt. Ihr verdanken wir die wesentliche Erhöhung des EbFöG (Erwachsenenbildungsförderungsgesetz). Außerdem war sie sehr empathisch. Insgesamt gesehen habe ich bisher viele interessante Menschen kennenlernen dürfen. Sehr beeindruckt war ich von Klimaforscher Prof. Dr. Markus Rex und seinem letztjährigen Vortrag „Eingefroren am Nordpol – mit der Polarstern“.
Was ist Ihr Highlight aus dem aktuellen Programm der Vhs Donauwörth?
G.R.: Das fällt mir schwer hier eine Auswahl zu treffen, aber ich versuche es: ChatGPT für Kommunen, der 7-Sprachen-Schnuppertag, Klimaschutz mit Messer und Gabel, ETFs – Börsengehandelte Fonds, Propaganda- und Friedenskompetenz, Kurse an unserer Yogaschule (ich mache selbst einen mit), Erlebnistag Islandpferde, Quellen erforschen mit der Bezirksheimatpflege oder der Vortrag zum römischen Kastell Burghöfe bei Mertingen.
Sie sind nur Geschäftsführerin der Vhs Donauwörth, sondern auch Mitglied im Aufsichtsrat des BVV. Wie viel Raum bleibt da noch für Freizeit und wie verbringen Sie diese?
G.R.: Ja, ich bin wirklich sehr stolz darauf, dass ich von allen 200 Volkshochschulen zur ersten stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden, bereits in zweiter Wahlperiode, gewählt wurde. Und das als Repräsentantin einer relativ kleinen Vhs neben München, Würzburg, Passau, Nürnberg oder Augsburg, um nur die großen Player zu nennen. Ich kann dort wesentliche gesellschaftspolitische Weichenstellungen mit beeinflussen und mich konstruktiv für alle in die Volkshochschullandschaft einbringen. Das erfüllt mich sehr und ich trage damit gleichzeitig eine große Verantwortung. In meiner eher spärlichen Freizeit mache ich Sport und schnüre mit Rad oder zu Fuß durch die Wälder, um neue oder bekannte archäologische Denkmale zu suchen – meist alleine und querfeldein. Und natürlich verbringe ich möglichst viel Zeit mit meinem Lebensgefährten. Wir besuchen Museen, interessante Städte und Länder und sind einfach kulturell viel unterwegs. Zudem bin ich ja bei der Vhs noch Kursleiterin und Vortragsreferentin.
Mein persönliches Steckenpferd sind jedoch meine Studien zu den Franzosen- und napoleonischen Kriegen 1796 bis 1815 in Bezug auf Nordschwaben. Ich forsche seit acht Jahren und habe schon viele bisher unbekannte Dokumente erfasst – auch durch Vorort-Recherchen. Gottlob sind viele Akten in Archiven mittlerweile digitalisiert. Da kann ich am Schreibtisch in eine ganz andere Welt abtauchen. Ein Ziel ist es, meine Ergebnisse zu publizieren.
Woher rührt Ihre Faszination für die Archäologie und was macht dieses Themengebiet so spannend?
Das weiß ich eigentlich gar nicht. Das wurde mir nicht in die Wiege gelegt, keiner in unserer Familie hatte dafür Interesse. Während andere Mädchen noch Barbie gespielt haben oder mit ihren Müttern shoppen gingen, las ich Büchlein zur ägyptischen Geschichte. Das älteste habe ich heute noch. Ich war dann auf Äckern und Feldern unterwegs und brachte immer wieder mal Knochen und Scherben zur Begutachtung ins römische Museum nach Augsburg. Dort hat man mir dann den Kontakt zu dem Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte geknüpft. Seither war ich immer dabei. Deshalb „kontrolliere“ ich in meiner Freizeit immer wieder in unserer Region Burgställe, Ringwallanlagen oder Grabhügel, ob sich etwas verändert hat, oder ob sie ggf. durch Raubgräber beschädigt wurden.
Die Vhs ist eine wichtige Anlaufstelle für Deutsch-Kurse, speziell für Flüchtlinge aus der ganzen Welt. Wie wichtig ist Ihnen dieses Engagement – auch persönlich?
G.R.: Zu Beginn des Ukraine- Krieges habe ich viele Spendengelder zusammengetragen, um Erst-Sprachkurse für Flüchtlinge zu ermöglichen. Sprachkurse deshalb, weil mir wichtig war, dass Mütter zum Arzt gehen, einkaufen können und Behördengänge selbstbestimmt erledigen konnten. Wir sind einer der ersten Ansprechpartner für Migranten, und das schon seit 2015. Für Teilnehmer mit Berechtigung vom Jobcenter, vom Ausländeramt oder direkt vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) bieten wir Integrations- und Berufssprachkurse an. Wir stemmen mittlerweile fünf Kurse und benötigen für deren Verwaltung eine Vollzeitkraft, die sich ausschließlich um Integration kümmert. Die Bürokratie, die das BAMF fordert, ist immens und enorm arbeitsintensiv. Gottlob haben wir mit unserem Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Grzega einen Mitarbeiter, der vielsprachig ist. Ich weiß derzeit gar nicht, wie viele Nationen bei uns im Haus sind. Aber das Miteinander verläuft meist ohne Probleme. Kathrin Rees in der Vhs-Geschäftsstelle und unsere versierten Dozenten meistern das vorbildlich. Ich kann voll verstehen, dass Kommunen und Verwaltungen vor der absoluten Belastungsgrenze stehen. Sie und wir versuchen trotzdem nach Möglichkeit, Hilfe und Unterstützung zu bieten.
Kommen wir zum Self-Rating-Test. Schätzen Sie bitte Ihre Fähigkeiten von null Punkten – völlig unbegabt – bis zu zehn Punkten – maximale Begabung – ein. Archäologin?
G.R.: 9 Punkte.
Geduld?
G.R.: 0 Punkte.
Gesprächspartnerin?
G.R.: 10 Punkte.
Welche persönliche Eigenschaft würden Sie beim Selfrating - Test außerdem mit 10 Punkten bewerten?
P.K.: Ganz klar Zuverlässigkeit!
Vielen Dank, Frau Reißer, für das Gespräch!