SG Amerdingen/Hohenaltheim

"Fußball ist einfach mein Leben"

Fabian Schmidt, Melanie Einberger und Sebastian Stegel. Bild: Manuel Habermeier
Nachdem sie früh als Spielerin aufhören musste, kam Melanie Einberger eher zufällig zum Coachen. Nun steht sie bei der SG Amerdingen/Hohenaltheim erstmals als Cheftrainerin im Herrenbereich in der Verantwortung.

Während der Trainingseinheiten der SG Amerdingen/Hohenaltheim steht Melanie Einberger immer wieder mit den Armen hinter dem Rücken oder den Händen in die Hüften gestemmt auf dem Platz und beobachtet die Übungen. Sieht sie etwas, was ihr nicht gefällt, gibt sie sofort Kommandos. Dass sie dabei auch mal ein DFB Trikot anhat, kommt wohl nicht von ungefähr. „Es macht Spaß, da ist wieder eine Mannschaft, die will“, zeigt sie sich von den Auftritten des DFB-Teams seit der Berufung von Bundestrainer Julian Nagelsmann begeistert.

Diese Begeisterung will die 31-Jährige, die im Sommer die Herren der Spielgemeinschaft übernommen hat, auch entfachen: „Man muss sich zu 100 Prozent reinhauen.“ Sollte es nicht zum Sieg reichen, müsse man das akzeptieren. „Aber es darf nicht der Eindruck aufkommen, dass man sich die letzten Meter spart“, fügt Einberger hinzu. Mit dieser Einstellung hat sie bei den Verantwortlichen von Beginn an punkten können. „Wie sie sich vorbereitet und präsentiert hat, so hat sich noch kein Coach vorgestellt“, erinnert sich Petra Haluk, Vereinsvorsitzende des SV Amerdingen, an das erste Gespräch mit Einberger. „Und was sie uns vorgestellt hat, setzt sie auch um“, so Haluk weiter.

Feuer und Flamme für Einberger

An der Seitenlinie ist Melanie Einberger in ihrem Element. Bild: Manuel Habermeier

Der Umstand, dass Einberger als einzige Frau im Landkreis eine Herrenmannschaft trainiert, wird dabei von den Verantwortlichen ausgeblendet. Natürlich ist man sich bewusst, dass dies ein Thema sein kann. „Es gibt bestimmt Leute, die darauf warten, dass es nicht funktioniert, aber das kann immer passieren“, sagt Fabian Schmidt, Amerdingens Abteilungsleiter Fußball. Noch deutlicher wurde dessen Amtskollege von der SV Hohenaltheim, Sebastian Stengel: „Es interessiert uns einfach nicht, was die anderen denken.“

Als im Januar beschlossen wurde, mit einem neuen Coach in die Saison 2024/25 zu gehen, stand bei der Trainersuche vor allem ein Punkt im Fokus: Know-how. Dieses hat Einberger. Bereits seit über zehn Jahren ist sie Co-Trainerin, hat sowohl die C- als auch B-Lizenz und war schon im Nachwuchsleistungszentrum Nördlingen aktiv. Zudem ist sie bei der Regionalauswahl Westbayern der Mädchen im Einsatz und fährt mit dem DFB Mobil zu Vereinen, um diese bei der Trainingsgestaltung zu unterstützen. Stengels Kommentar zu dieser Expertise: „Wir waren sofort Feuer und Flamme.“ Dabei spielte es keine Rolle, dass es Einbergers erste Cheftrainerstelle ist.

Dass Einberger allerdings die Trainerlaufbahn eingeschlagen hat, war eher Zufall. Seit ihrem fünften Lebensjahr wollte sie Fußball spielen, beschreibt sie ihren Werdegang. Im Alter von 17 Jahren musste sie jedoch wegen Rückenproblemen mit dem Fußball aufhören – und wurde plötzlich Trainerin in ihrem Heimatverein in Wittislingen. „Ich wollte mir ein Training der D-Jugend der Jungs anschauen. Als ich da war, hieß es, ich solle paar Sachen übernehmen. Dann habe ich das Training zu Ende gebracht“, erinnert sich die junge Frau. Danach trainierte sie das Team für zwei Jahre.

Rückschlag und neue Motivation

Nach mehreren Jugendstationen zog es sie mit Trainerkollege Konrad Nöbauer in den Herrenbereich. Durchsetzungsprobleme hatte sie dort nie. Als Leiterin des technischen Innendiensts bei einem Bauunternehmen sei sie in der Arbeit auch unter vielen Männern und könne sich dort auch gut durchsetzen. Neben Erfolgen hat sie aber auch die Schattenseite des Fußballs kennengelernt. Beim VfR Jettingen, der letzten Station vor ihrem jetzigen Trainerposten, war in der Winterpause Schluss. Sowohl sie als auch Nöbauer warfen hin, nachdem sich der Verein im Sommer neu aufstellen wollte. Grundsätzlich sei das für Einberger in Ordnung, „aber aus der Zeitung zu erfahren, dass es einen neuen Trainer gibt, das macht man nicht“. Dennoch war klar, dass sie weitermachen will. „Fußball ist einfach mein Leben“, betont Melanie Einberger. Auch die Entscheidung für den Herrenbereich war schnell gefallen. „Im Jugendbereich hätte es mehrere Möglichkeiten gegeben, aber ich fühle mich bei den Herren wohl“, so die Trainerin. Dieser Wunsch ging in Erfüllung und nun arbeitet Einberger daran, ihre eigene Vorstellung umzusetzen. „Ich will als Trainer nicht die besten Einzelkönner beisammenhaben, sondern die beste Mannschaft“, sagt Einberger. Worte, die man in Amerdingen und Hohenaltheim gerne hört.

Auch im Training ist sie immer mit voller Konzentration dabei. Bild: Manuel Habermeier

Redakteur. Unterwegs für blättle und online. Geboren in Augsburg ist er über Freiburg, Wien und München endlich im schönen Donau-Ries angekommen. Hier hat er besonders die Themen Kunst, Kultur, Geschichte und Sport im Blick.

Telefon: 0906/977598 – 27
mhabermeier@donau-ries-akutell.de