Ludwig Pfister fährt mit seinem Geländewagen einen schmalen Feldweg entlang, um einen Damm zu begutachten, den Biber nahe Graisbach gebaut haben. Es hat in den letzten Tagen stark geregnet und der Bach staut sich auf. Die angrenzenden Felder werden mehr und mehr unter Wasser gesetzt. Der Damm muss nun etwas abgesenkt werden und Ludwig Pfister vermittelt zwischen Landwirt, Gemeinde und Unterer Naturschutzbehörde. Später trifft er sich mit dem Bürgermeister, um zu besprechen, welche Arbeiten jetzt durchgeführt werden müssen.
Seit über 30 Jahren arbeitet Ludwig Pfister ehrenamtlich als Biberberater und Naturwächter. Sein Gebiet erstreckt sich von Buchdorf über Daiting und Kaisheim bis nach Marxheim. Mit der Natur war Pfister schon immer verbunden, er ist Fischer, Jäger und Mitglied beim Bund Naturschutz, erzählt der Bergstettener stolz. So war es wahrscheinlich naheliegend, dass er Anfang der 90er Jahre von der Gemeinde Kaisheim als sogenannter „Naturwächter“ vorgeschlagen wurde. Bei einem mehrwöchigen Lehrgang und anschließender Prüfung an der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege stellte er sein Wissen und Können rund um schützenswerte Tiere und Pflanzen unter Beweis und ließ sich als Naturwächter ausbilden. Er und elf andere Mitglieder der Naturwacht unterstützen ehrenamtlich die Arbeit der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt.
Die Aufgaben der Naturwacht sind vielfältig, erklärt Ludwig Pfister. So ist er vor allem dafür zuständig, durch Aufklärung, Beratung und Information vor Ort, Verständnis für Naturschutz und Landschaftspflege zu wecken. Oft hat er es mit Umweltverschmutzung und illegaler Müllablagerung zu tun. „Das hat in den letzten Jahren zugenommen“, bestätigt Pfister. Er berichtet von Autoreifen und kompletten Wohnzimmereinrichtungen, die in Wäldern entsorgt wurden. Er meldet die Fälle dann bei der Gemeinde, die sich um eine fachgerechte Entsorgung kümmern muss. „Das sind Aufgaben, die sonst niemand macht“, so Pfister, für den ein gutes Verhältnis zu den Bürgermeistern und Gemeindemitarbeiter*innen unabdingbar ist.
Außerdem kümmert sich Ludwig Pfister um Hecken, die entfernt werden sollen, Gebäude, die verfallen und so für die Natur zur Gefahr werden oder muss bei landwirtschaftlichen Arbeiten hinzugezogen werden. Zum Beispiel, wenn zuvor nass gewordenes Heu, wieder getrocknet wird, um es dann zu verbrennen. Das dürfe nur unter seiner Aufsicht passieren, erklärt Pfister.
Naturdenkmale stehen unter besonderem Schutz
Außerdem gibt es in Pfisters Bezirk mehrere besonders schützenswerte Naturdenkmäler, die er regelmäßig besucht und dort nach dem Rechten sieht. So gibt es zum Beispiel im Kaisheimer Ortsteil Leitheim, neben dem Schloss, drei alte Kastanien, die im Jahr 1720 rund um eine kleine Kapelle gepflanzt worden sein sollen. Da die Bäume nah beieinanderstehen, haben sich die Baumkronen über die Jahrzehnte und Jahrhunderte ineinander verschlungen. Ein kleines grünes Schild deutet auf das Naturdenkmal hin.
Ebenfalls beeindruckend ist die Gerichtslinde in Graisbach, die über dem Dorf thront. Mit einem Alter von über 800 Jahren ist diese Linde der älteste Baum unter den denkmalgeschützten Bäumen im südlichen Landkreis Donau-Ries. Sein Stamm hat einen Umfang von über acht Metern und es ist deutlich zu erkennen, dass ein Teil des Baumstammes mit Beton und Ziegelsteinen aufgefüllt wurde, um den Baum zu erhalten. Er ist nicht nur ein Naturdenkmal, sondern wird seit 2006 auf der Liste der National bedeutsamen Bäume im Deutschen Baumarchiv aufgeführt.
Am meisten hat es Ludwig Pfister aber eine Eiche am Rande eines Feldes in der Nähe von Gut Berg bei Blossenau angetan. Es dürfte wohl die älteste Eiche im Landkreis Donau-Ries sein, darauf lässt ihr Umfang von fast sechs Metern schließen. Wer vor ihr steht und den knorrigen jahrhundertealten imposanten Baum betrachtet, kann Ludwig Pfisters Faszination und sein Bewusstsein für Natur- und Umweltschutz nachvollziehen.