Zum ersten Mal kam die heute 27 Jahre alte Samantha Hill aus Toronto im Jahr 2017 zum Erstligisten aus Nördlingen. Über drei Saisons hinweg wurde die Kanadierin zu einer Säule des Teams und spielte sich in die Herzen der Fans. In der Saison 2019/2020 war sie mit zwölf Punkten, fünf Rebounds und zwei Steals pro Spiel stark unterwegs. Die Angels spielten eine überragende Saison, die aber leider wegen der Pandemie abgebrochen werden musste, eine mögliche Krönung blieb dem Team verwehrt.
Die Stadt wuchs Sami ans Herz. Selbst in Toronto geboren und aufgewachsen, hat Hill das kleine Nördlingen schätzen gelernt: „Es ist eine schöne Stadt. Man trifft Fans in Cafés und Restaurants, und die Leute nehmen Basketball sehr ernst“, sagt die Kanadierin über ihre „deutsche Heimat“.
Neue Erfahrungen in Frankreich
Wie das im Profisport aber so ist, zog es die Sportlerin für die Saison 2020/2021 zu einem anderen Verein. Bei Nantes Rezé Basket bekam Sami Hill die Chance, in der 1. Französischen Liga zu spielen, wo das Niveau nochmals höher ist und die Vereine größer sind. Eine völlig andere Erfahrung für sie: „Es gibt dort viele gute Spielerinnen, jedes Team hat eine große Arena“, berichtet die Kanadierin – allerdings fanden die Spiele in dieser Saison wegen Corona vor leeren Rängen statt. Sami und ihre Mitspielerinnen befanden sich zudem abseits des Sports für die meiste Zeit im Lockdown.
Spielerisch habe sie sich in Nantes zwar verbessert, meint Hill, aber sie bekam nur wenige Einsätze und brach sich schließlich sogar die Hand, wodurch die Saison für sie frühzeitig beendet war. Auch das war für sie eine neue Erfahrung, die Hand musste operiert werden. Es war die erste Verletzung, wegen der sie Spiele verpasste. „Es war ziemlich hart, zurückzukommen“, sagt Hill.
Besinne auf das, was wirklich zählt
Nach Ende der Saison 2020/2021 nahm sich Sami Zeit, um darüber nachzudenken, was sie wirklich will – und sie realisierte, dass das die Rückkehr nach Nördlingen ist. Sie wollte wieder mit Trainer Ajtony Imreh arbeiten und mit den Leuten, die an sie glauben und auf ihre Fähigkeiten vertrauen. Das war Musik in den Ohren der Angels-Verantwortlichen, die der Rückkehrerin gleich die Rolle als Team-Captain antrugen – eine wichtige Geste, die der Kanadierin viel bedeutet. „Das genieße ich wirklich“, sagt Hill. Auch ihr Image als Publikumsliebling tut ihr gut. Hill: „Eine Fanbase zu haben, die an einen glaubt, ist sehr wichtig, und ich spüre das auch bei den Spielen.“
Gleichermaßen wichtig ist Sami, für ihr Land aufzulaufen. Hill ist kanadische Nationalspielerin, „das bedeutet mir die Welt“, so die 27-Jährige. Bei den Olympischen Spielen in Tokio war sie letztes Jahr als „alternate“ dabei und wäre bei einem Krankheits- oder Verletzungsfall im Team zum Zug gekommen, dazu kam es allerdings nicht.
Kraftanstrengung für die Play-Offs
Die aktuelle Saison mit Nördlingen ist geprägt von Hochs und Tiefs, das Team wurde geplagt von Verletzungspech und Spielabsetzungen und zeigte wechselhafte Leistungen. „Ich glaube, dass wir ein besseres Team sind, als die Ergebnisse zeigen. Ich weiß, wir sind besser als Platz neun“, so Captain Hill. Die Angels wollen nun nochmal pushen, um es in die Play-offs zu schaffen.
Lesen, Laufen, Spätzle essen
Bleibt noch die Frage: Wer ist Sami Hill abseits des Basketballs? In der spielfreien Zeit im Sommer liebt sie es zu laufen und Bücher zu lesen, entweder in der Sonne oder auf der Couch. Science-Fiction, Fantasy und Krimis stehen auf dem Programm, aber auch über große Sportler*innen liest sie gerne. Was das Deutschlernen angeht macht sie Fortschritte, aber da alle, denen sie begegnet, schnell anfangen Englisch zu sprechen, ist es manchmal schwer, im Alltag dazuzulernen. Für ihre Einkäufe oder das Kaffeetrinken (praktisch täglich im Lavazza) nutzt sie ihre Deutschkenntnisse aber regelmäßig. Ihr Lieblingswort ist im Übrigen auch ihr Lieblingsgericht: Käsespätzle.
An ihrem College Virginia Tech hat sie Human Nutrition sowie Foods and Excercise studiert. Später möchte sie eine Karriere im Bereich Gesundheitswissenschaften verfolgen, dabei aber dem Basketballsport verbunden bleiben, z.B. als Jugendtrainerin. Privat läuft es derweil sehr gut für Sami. Erst über Weihnachten hat sie sich zuhause in Toronto mit ihrem Freund verlobt – der dreitägige Heimaturlaub war dementsprechend eine goldrichtige Entscheidung.
Was die Zukunft für Sami Hill bringt, steht noch in den Sternen, aber für den Moment lebt und spielt sie sehr gerne in Nördlingen. „Ich würde mich freuen, noch mehr Leute bei den
Spielen zu sehen!“, so die Angels-Kapitänin.