Er prägte das Nördlinger Ingenieurswesen
Nicht nur eine Straße in der Stadt Nördlingen ist nach ihm benannt, sondern auch die Technikerschule und eine Stiftung verdanken ihm den Namen. Fritz Hopf wurde am 14. April 1907 im Baden-Württembergischen Welzheim geboren. Mit nur 17 Jahren begann er sein Studium der Ingenieurwissenschaften in Stuttgart. Was er später einmal erreichen würde, war ihm zu dieser Zeit wohl noch nicht bewusst. Seine aufstrebende Karriere begann damit, dass ihm 1931 nach Beendigung seines Studiums noch zwei Monate Praktikantenzeit fehlten, und ihm deshalb sein Diplom nicht ausgehändigt werden konnte. Diese Zeit holte der gebürtige Welzheimer daraufhin in einem kleinen Stuttgarter Unternehmen nach und entwickelte dort eine neuartige Konstruktion für einen Fahrzeugtachometer. Weil das kleine Unternehmen diese Technik nicht nutzen konnte, verkauften sie die Erfindung 1932 an die Firma Mühle & Sohn in Glashütte. Voraussetzung für den Verkauf war, dass auch Fritz Hopf mit übersiedelte. Im Jahr 1935 suchte sich Fritz Hopf, noch immer in Glashütte, ein neues Betätigungsfeld. Dieses fand er in der Firma von Pilz & Hayard, an der er Teilhaber wurde. Als Paul Hayard 1935 starb und Ernst Pilz sich zur Ruhe setzte, übernahm Fritz Hopf noch im selben Jahr die Geschäftsführung und heiratete am 27. Mai 1939 Lieselotte Pilz, die Tochter des Inhabers. In den darauffolgenden Jahren hatte er mit etlichen Rückschlägen zu kämpfen, wie die Zerstörung seiner Firmen in Glashütte und Dresden. Versuche das Unternehmen zu verlagern scheiterten. Letztlich wurde die Firma Pilz & Hayard von der sowjetischen Besatzungsmacht vollständig demontiert. Nach Kriegsende 1945 beschloss Hopf nach Schwaben zurückzukehren. Seine Frau und ein bewährter Mitarbeiter kamen mit ihm. Während der Reise musste er aufgrund der von den Amerikanern verhängten Sperrstunde in Nördlingen übernachten. Fritz Hopf verbrachte den Abend in der Gaststätte „Braunes Roß“ in Nördlingen. Dort traf er zufälligerweise auf den von der amerikanischen Militärregierung als Landrat eingesetzten Richard Stahl. Stahl gefielen die Visionen von Hopf und so überzeugte er diesen, in Nördlingen zu bleiben und dort einen Neuanfang zu wagen. Fritz Hopf startete 1945 neu, zuerst mit einer „einfachen“ Uhrenfabrik. Aufgrund des mit der Zeit größer werdenden Uhrenmarktes beschloss Hopf mehrmals auf andere Produkte umzusteigen, bis er sich schließlich auf Getriebe spezialisierte. 1996 bekam seine Firma den Namen, den sie bis heute trägt: SPN Schwaben Präzision Fritz Hopf GmbH.
Eine Frau, die soziales Engagement verkörperte
Vor über 120 Jahren, am 24. Februar 1902, wurde Maria Penn als Anna Maria Schmid in Nördlingen geboren. In ihrer Tätigkeit für AWO, SPD-Ortsverein und Arbeitersportverein lernte sie 1928 den aus Nürnberg stammenden Schriftsetzer Josef Wittmann kennen und heiratete ihn in zweiter Ehe. Ihre Ehe endete jedoch tragisch, denn Wittmann schloss sich 1934 der Widerstandsbewegung gegen Hitler an. 1940 wurde er von der Gestapo verhaftet und 1942 zum Tode verurteilt und hingerichtet. 1943 heiratete sie den Wachtmeister Joseph Penn. Im Jahr 1946 wurde die AWO wieder gegründet. Dazu trug Maria Penn maßgeblich bei. Penn war die prägende Figur in der Geschichte der AWO Nördlingen, sie führte den Ortsverband und später auch den Kreisverband bis
in die 1970er Jahre. Ihr starkes soziales Engagement zeigte sie, indem sie damit anfing Sachspenden zu sammeln, um diese an bedürftige Menschen weiterzugeben. Bis heute erinnern sich viele der Nördlinger*innen daran, was das soziale Engagement von Maria Penn in ihrer Stadt bewirkt hat. Was es bedeutet anderen zu helfen, wissen gerade auch die Mitglieder der AWO im Rückblick auf die geleistete Arbeit von Frau Penn genau. Um die Arbeit und das Engagement von Maria Penn zu würdigen, benannte die Stadt Nördlingen 2019 auch eine Straße nach ihr: die Maria-Penn-Straße, auf dem ehemaligen BayWa-Gelände.
Ein Nördlinger Metzgerlehrling wird in den USA zum Würstchenkönig
Die heutige Oskar-Mayer-Straße in Nördlingen ist nach einem der wohl bekanntesten Nördlinger Auswanderer benannt: Oskar (später Oscar) Mayer wurde am 28. März 1859 im Neresheimer Stadtteil Kösingen geboren. Er begann in jungen Jahren eine Metzgerlehre in Nördlingen. Im Alter von 14 Jahren wanderte er zusammen mit seiner Familie nach Amerika aus. Die Familie pachtete später in Chicago eine Metzgerei. Zehn Jahre nach der Auswanderung eröffnete Oscar Mayer im Alter von nur 24 Jahren seinen eigenen Metzgereibetrieb. Gemeinsam mit seinem Bruder Gottfried entstand das Unternehmen
„Oscar Mayer & Bro.“. Dass diese Idee wohl ein voller Erfolg war, zeigte sich schon dadurch, dass der Betrieb über die Jahre immer weiter expandierte, bis hin zu sechs Zweigstellen und 24 Verteilerzentren. Was mit einem kleinen „Wienermobil“ begann wurde zu einem Imperium und noch heute kennen viele Amerikaner den bekannten „Oskar Mayer Wiener-Song“, mit dem er für sein Unternehmen warb. Bis zu seinem Tod 1955, im Alter von 96 Jahren, erwirtschaftete er einen Umsatz von rund 300 Millionen Dollar. Da ihm seine Heimat aber immer im Gedächtnis blieb, würdigte er diese mit verschiedenen Spenden. Eine seiner Spenden ging an die Kirche Mönchsdeggingen, eine andere trug zur Entstehung der Knabenkapelle in Nördlingen bei. Und die Stadt Nördlingen beschloss ihm dieselbe Ehre zu erweisen und benannte deshalb eine Straße nach ihm.
Ein Nördlinger Reformator
Die Caspar-Kantz-Straße in Nördlingen wurde nach dem im Jahr 1483 geborenen Nördlinger Reformator und Theologen Kaspar Kantz benannt. 1501, mit 16 Jahren, trat der aus einer angesehenen Handwerkerfamilie stammende Kaspar dem Karmeliterorden in Nördlingen bei. Zwei Jahre später wurde er zum Studium nach Leipzig geschickt. Nach seinem Studium kehrte er nach Nördlingen zurück und wurde bald darauf zum Prius des Klosters erhoben. 1518 begegnet Kaspar Kantz im Augsburger Karmeliterkloster Martin Luther. Eine Begegnung, die ihn fortan prägt. Zurück in Nördlingen schloss sich Kantz vollends der Reformation an. Er verfasste eine Anleitung für eine evangelische Messe und ein evangelisches Gebetsbuch. Nachdem er sogar heiratete, wurde
er aus der Stadt verbannt und zog infolgedessen nach Wittenberg. Für seine Überzeugungen war Kantz bereit alles aufzugeben. Wenige Jahre später kam er jedoch zurück in seine Heimatstadt Nördlingen und schrieb Bücher, wie auch Predigten und publizierte diese. 1535 übernahm er dann sogar den gesamten Bereich der Kirche in Nördlingen und veröffentlichte 1538 die Nördlinger Kirchenordnung. 1544 starb er in seiner Heimatstadt.
Eine mutige Frau trotzt 62 Folterungen
Zwischen 1589 und 1598 fanden etliche Hexenprozesse in Nördlingen statt. 34 Frauen und ein Mann wurden bei diesen Prozessen zum Tode verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Zwei Jahre vor Beginn der Prozesse, im Jahr 1587, zog die junge Gastwirtin Maria Holl zusammen mit ihrem Mann Michael nach Nördlingen. Am Weinmarkt eröffnete das Paar die Wirtschaft „Die goldene Krone“. Die Geschäfte im Wirtshaus liefen gut. Das rief allerdings auch Neider auf den Plan. Im Jahr 1593 wurde Maria Holl deshalb wegen angeblicher Hexerei angeklagt. Trotz fünf gütlichen und 13 peinlichen Verhören, sowie insgesamt 62 unfassbar grausamen Folterungen blieb Maria Holl standhaft und beharrte auf ihrer Unschuld. Im Oktober 1594 sorgte ihre Heimatstadt Ulm dafür, dass sie nach fast einem ganzen Jahr Gefangenschaft freigelassen wurde. Als Reichsstadt konnte Ulm in jener Zeit politisch und auch rechtlich Einfluss nehmen. Bedingung für Holls Freilassung war jedoch ihre schriftliche Bestätigung, die Unterzeichnung eines Urfehdebriefs, dass sie sich aufgrund der Folterungen nicht rächen würde. Am 22. September 1634, kurz nachdem die Schlacht bei Nördlingen vorüber war, starb Maria Holl im Alter von 85 Jahren an einer Infektionskrankheit. Trotz der Folterungen, darunter auch das Aufziehen auf den Strang, war Maria Holl nicht dazu bereit, ein falsches Geständnis abzulegen. Die Maria-Holl-Straße in Nördlingen verdankt ihren Namen einer couragierten, starken und standhaften Frau.
Ergänzung zum Text über Marie-Luise Jahn aus Ausgabe 43:
Dr. Marie-Luise Schultze-Jahn war nicht nur von 1987 bis 2002 Vorstandsmitglied der Weißen Rose Stiftung, sondern war von Mai 2003 bis zu ihrem Tod 2010 Gründungsmitglied des Weisse Rose Instituts e. V. in München und in dieser Zeit auch Mitglied des Kuratoriums des Weisse Rose Instituts.