Heimat & Tradition

Jahresthema: Namenspaten aus Mertingen, Asbach-Bäumenheim und Tapfheim

Alexander von Bernus. Bild: Gemeinde Tapfheim
In unserem Jahresthema 2022 beschäftigen wir uns damit, warum Straßen, Plätze und Gebäude heißen, wie sie heißen, und nach wem sie benannt wurden. Welche berühmten Persönlichkeiten, Geschichten und Schicksale stecken dahinter? Im fünften von sechs Teilen haben wir uns in Mertingen, Asbach-Bäumenheim und Tapfheim nach interessanten Namenspaten umgeschaut.

Der Alchemist vom Schloss Donaumünster

Alexander Freiherr von Bernus (* 6. Februar 1880 in Aeschach bei Lindau, † 6. März 1965 auf Schloss Donaumünster) war ein deutscher Schriftsteller und Alchemist. Er wurde als zweites Kind des bayerischen Majors August Grashey geboren und bereits kurz nach der Geburt von seinem Onkel adoptiert. Seine Kindheit verbrachte von Bernus in Manchester, Heidelberg und Speyer. 1902 heiratetet er die Schriftstellerin Adelheid von Sybel. Im gleichen Jahr begann er in München ein Studium der Literaturgeschichte und Philosophie, von 1912 ab folgte ein Medizin- und Chemiestudium. Bereits zu Studienbeginn veröffentlichte er erste Gedichte, schließlich folgte 1903 die Veröffentlichung seines ersten Gedichtbands „Aus Rauch und Raum“. Seine Gedichte wurden vor allem durch die literarische Strömung der Romantik beeinflusst.

Anfang des 20. Jahrhunderts besaß er mit den „Schwabinger Schattenspielen“ außerdem ein eigenes kleines Theater in München. Fördernd für von Bernus war, dass er schnell in einen literarischen Freundeskreis aufgenommen wurde, in dem auch Stefan Zweig, Rainer Maria Rilke, Thomas Mann und Hermann Hesse zugegen waren. Im Jahr 1929 trennte sich Alexander von Bernus von seiner zweiten Ehefrau und lernte seine dritte Ehefrau, die Schauspielerin Isolde Oberländer, kennen. Bereits einige Jahre zuvor erwarb Bernus das kleine Barockschloss Donaumünster, das er bis 1943 in den Sommermonaten bewohnte. Als sein Anwesen in Stuttgart 1943 bei einem Bombenangriff zerstört wurde, machte er das vorher bereits erworbene Schloss Donaumünster zu seinem Lebensmittelpunkt und führte dort seine alchemistischen Studien weiter. Alexander von Bernus hat 450 Werke verfasst, darunter Dramen, Novellen, Schattenspiele, Mysterienspiele, Gedichte, Prosatexte sowie das alchemistische Werk „Alchymie und Heilkunst“. Im Jahr 1921 gründete er in Tapfheim das noch heute in Donauwörth ansässige Unternehmen Laboratorium Soluna. In Tapfheim-Donaumünster ist die Alexander-Von-Bernus-Straße
nach ihm benannt.

Josef Bestle: Kirchenmalerei auf hohem Niveau

Bild: Gemeinde Tapfheim

Josef Bestle (*8. Dezember 1864 in Tapfheim, † 23. oder 24. Februar 1947) war ein Kirchenmaler aus Tapfheim, der in ganz Süddeutschland seiner Arbeit als Maler und Restaurator nachging. Es wird angenommen, dass Bestle die Dorfschule besuchte, allerdings gibt es keine Aufzeichnungen über seine Jugend oder seine Lehrjahre. Erst 1892/93 finden sich Dokumente darüber, dass er sich an der Kunstgewerbeschule in München mit Kunstgeschichte und Maltechniken auseinandersetzte.

In seinen Wanderjahren arbeitete er zusammen mit einem Malertrupp einer Münchener Kunstmalerfirma in Südbayern, wo er vorzugsweise Gotteshäuser restaurierte. Seine Tätigkeit kann in Zell am See, Baiersdorf bei Augsburg, Burgau, Velden an der Vils, Dünzlau bei Ingolstadt und Inchenhofen nachgewiesen werden. Arbeiten in Degerndorf am Inn oder im Tölzer Land vervollständigen seine Arbeiten auf der Wanderschaft. Neben seinen Arbeiten als Restaurator schuf er schon damals – in seiner Freizeit – Landschaftsbilder, die all das enthielten, was Bestle auf seinen Reisen faszinierte. Nach dem 1. Weltkrieg arbeitete Bestle in Nordschwaben. Er nahm vor allem Renovierungs- und Malerarbeiten in den Kirchen der Region vor. Durch seinen Beitrag zum Erhalt und der Bewahrung des Kulturguts der Region blieb Bestle in deutlicher Erinnerung. Arbeiten aus dieser Zeit sind etwa die Renovierung der Kirchen in Tapfheim, Donaumünster, Schwenningen, Blindheim, Unter- und Oberliezheim oder in Lutzingen. Andere Beispiele für Bestles Werk sind Malerarbeiten in den Pfarrhöfen von Mörslingen, dem Kloster Hochaltingen oder im Schlössle in Schwenningen. Ihm zu Ehren wurde eine Straße in Tapfheim in „Maler-Bestle-Straße“ benannt.

Dr. Oskar Mey: Der "König von Bäumenheim"

Zeichnung aus dem Jahr 1938. Bild: Heimatfreunde Bäumenheim

Oskar Mey (*2. März 1866 in Bünauburg, †23. Januar 1942 in Donauwörth) war ein deutscher Leinenfabrikant. Er studierte an der Universität München und an den Technischen Hochschulen in München und Dresden. Nach dem Studium ging Mey für lange Zeit auf Reisen, ehe er 1892 in die „Leinenspinnerei und Weberei M. Droßbach & Co“ eintrat. Drei Jahre später wurde Oskar Mey Besitzer der Fabrik. In den darauffolgenden Jahrzehnten entwickelte er diese zu einem bedeutenden Standort der schwäbischen Textilindustrie. Im Buch „Die Bayerischen Kommerzienräte“ von Marita Krauss wird Dr. Oskar May wie folgt beschrieben: „Gewiss, auch ein Alleinherrscher, dabei aber ein innovativer, kluger und geschickt taktierender Unternehmer. Er gründete für seine Belegschaft
ein Säuglings- und Kinderheim, dazu einen Konsumverein und baute Einzelhäuser für über hundert Arbeiterfamilien.“

In der Chronik der Gemeinde Asbach-Bäumenheim heißt es: „Dr. Mey war von der Jahrhundertwende bis Ende der zwanziger Jahre in Bäumenheim eine äußerst einflussreiche Persönlichkeit und genoss bei den älteren Einwohnern einen fast legendären Ruf. Gelegentlich wurde er sogar in Anerkennung seiner Position als ,König von Bäumenheim‘ tituliert. Dr. Mey besaß nicht nur außergewöhnliche finanzielle Mittel, sondern auch Durchsetzungsvermögen und einen erstaunlichen Ideenreichtum, der sich nicht nur auf ein Gebiet beschränkte. Wohlstand und Unabhängigkeit ermöglichten es ihm, spontane Einfälle ohne Rücksicht auf die Kosten in die Tat umzusetzen.“ Mey wurde bereits am 1. Januar 1906 im Alter von nur 39 Jahren zum Kommerzienrat und am 17. April 1924 zum Geheimen Kommerzienrat ernannt. Im Werk von Marita Krauss heißt es weiter: „Der Regierungspräsident von Schwaben und Neuburg schreibt in seinem Vorschlag zur Ernennung zum Geheimen Kommerzienrat vom 27. März 1924, M. sei ein ,hochgebildeter Mann‘, der, ,abgesehen davon, daß er in der Stille sehr viel Gutes tut, von jeher von seinem großen Vermögen einen wohlbemessenen Gebrauch für wohltätige Zwecke sowohl zu Gunsten seiner Arbeiter als auch der Allgemeinheit‘ mache.“

Zudem ließ Oskar Mey im Jahr 1904 auf der Tiroler Seite des Hochvogels, einem 2592 Meter hohen Berg in den Allgäuer Alpen, einen gesicherten Klettersteig bauen. Ab 1905 wurde der Weg von der Sektion Donauwörth des Deutschen Alpenvereins betreut. Im Jahr 2014 wurde dieser Weg aufgrund akuter Felssturzgefahr und damit verbundener Lebensgefahr gesperrt. Zum 90. Geburtstag der Sektion stiftete die Gemeinde Asbach-Bäumenheim im Jahr 1995 eine Bronzetafel, welche sich am ehemaligen Einstieg in den Weg befindet.Nach ihm wurde der Oskar-Mey-Weg in Asbach-Bäumenheim benannt.

Anton Steichele: Ein Erzbischof aus Mertingen

Bild: gemeinfrei

Anton Steichele, seit 1878 Ritter von Steichele (*22. Januar 1816 in Mertingen, † 9. Oktober 1889 in Freising), war ein deutscher römisch-katholischer Priester, Kirchengeschichtler und von 1878 bis 1889 Erzbischof von München und Freising. Bekannt ist Steichele heute vor allem durch das von ihm verfasste Werk „Das Bisthum Augsburg“.

Als ältestes von zehn Kindern besuchte Anton Steichele von 1826 bis 1833 die Lateinschule in Dillingen. Anschließend studierte er Philosophie und katholische Theologie. Am 28. August 1838 wurde Steichele zum Priester geweiht. Weitere Studien an der Universität München schlossen sich an und bereiteten ihn auf eine philologische Lehrtätigkeit vor. Gleichzeitig war er Hauslehrer der Familie des späteren Staatsrats Franz von Berks. Gemeinsam mit der Familie zog er 1839 nach Landshut um, wo er den Augsburger Bischof Peter von Richarz kennen lernte. Zwei Jahre später wurde Steichele Domvikar und bischöflicher Archivar in Augsburg. Am 27. April 1844 wurde er zu Richarz’ bischöflichem Sekretär und zum Geistlichen Rat ernannt, am 30. Dezember 1847 als Domherr in das Augsburger Domkapitel gewählt, dessen Vorsitzender er am 9. August 1873 wurde.

Am 30. April 1878 wurde Anton Steichele von König Ludwig II. zum Erzbischof von München und Freising nominiert, am 15. Juli 187 von Papst Leo XIII. präkonisiert und am 13. Oktober 1878 zum Bischof geweiht. Mit Verleihung des Verdienstordens der Bayerischen Krone wurde er zudem in den persönlichen Ritterstand erhoben. Steichele starb nach längerer Krankheit im Jahr 1889 in Freising und wurde in der Münchner Frauenkirche beigesetzt. In seinem Geburtsort Mertingen erinnert vieles an Anton Steichele. Nach ihm sind eine Straße sowie eine Schule benannt. Außerdem ist eine Büste von ihm an der Schmutterbrücke aufgestellt.

Redakteurin. Recherchiert und schreibt für online und im blättle. Immer unterwegs, ob bei einer politischen Diskussion, einem Unfall oder im Eins-zu-eins Gespräch mit ihren Interviewpartnern. Zimmerpflanzenbeauftragte im Redaktionsbüro. Steht in ihrer Freizeit auf dem Tennisplatz.
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