Der Kampf gegen den Klimawandel gehört zu einer der größten Herausforderungen der Gegenwart. Davon bleibt auch die Stadt Nördlingen nicht verschont, die darauf bereits vor über zehn Jahren reagierte und ein ‚Integriertes Klimaschutzkonzept‘ verfasste. Dieses soll als „strategische Entscheidungsgrundlage und Planungshilfe für zukünftige Klimaschutzanstrengungen und eventuelle Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel“ dienen. Eine aktuelle Überarbeitung steht in Kürze an. Um diese Anstrengungen weiter voranzutreiben, wurde nach längerem Tauziehen ein Klimaschutzmanager eingestellt. Seit Anfang des Jahres ist nun Holger Biller für den Klimaschutz in Nördlingen verantwortlich – wobei „man sich über die Bezeichnung streiten kann“, wie er selbst betont und erklärend hinzufügt: „Das Klima muss man nicht schützen, man muss die Menschen vor den Klimaveränderungen schützen."
An der Notwendigkeit der Aufgabe lässt er jedoch keinen Zweifel. „Im Thema Klimawandel ist es fünf vor zwölf“, macht er unmissverständlich klar. Deshalb ist die Reduktion der Treibhausemissionen für die Stadt Nördlingen seine dringlichste Aufgabe. Dabei gilt es jedoch stets zu bedenken: Klimaschutz ist nicht nur Ökologie, es ist immer der komplette Dreiklang aus Ökologie, Ökonomie und Sozialem zu beachten. Bei jeder Entscheidung müssen diese drei Säulen neu gegeneinander abgewogen werden. Die beste ökologische Maßnahme wird keinen Erfolg haben, wenn sie nicht bezahlbar oder den Menschen zu vermitteln ist. Daher ist das Zauberwort ‚Transparenz‘.
Transparenz, um die Bürger*innen mitzunehmen
Und genau hier scheint Biller bereits einen Schwachpunkt ausgemacht zu haben. „Grundsätzlich neigen wir dazu, die Problematiken der Klimapolitik zu kommunizieren. Was schon Gutes passiert, wird selten erzählt.“ Als Beispiel führt er das städtische Klärwerk an. Dies produziert bereits einen Großteil des eigenen Stroms selbst – dies gilt auch für den Eigenbedarf an Wärme. „Das weiß aber kaum jemand“, fügt er hinzu.
Um die Bürger*innen auf diesem Weg mitzunehmen, ist jedoch genau diese Kommunikation erfolgreicher Projekte wichtig. Denn es warten bereits die nächsten Herausforderungen auf die Stadt. Vor allem das Thema Wärmegewinnung wird in Zukunft zu einem der Hauptthemen werden, ist sich Biller sicher. Denn hier steht die Verwaltung vor denselben Problemen wie jeder Hausbesitzer. In den Liegenschaften gibt es bestehende Heizungssysteme, die mit verschiedenen Energieträgern betrieben werden.
Gerade hier müsse man jedoch zu Investitionen bereit sein. Das wird sich zwar nicht innerhalb kurzer Zeit amortisieren, dennoch drängen sich Fragen auf: „Wie investiere ich zum Beispiel in ein Nahwärmenetz in der Altstadt?“ Daher muss das Thema Klimaschutz in jede Ecke der Stadtverwaltung, um den Bürger*innen als gutes Beispiel voranzugehen. Dass darin Konfliktpotenzial liegt, will Biller nicht schönreden. „In solchen Themen ist immer Sprengstoff.“
Grüner Strom! Nördlingen setzt auf Nachhaltigkeit
Dennoch muss man diese Themen ansprechen, denn die Zeit drängt. „Wir entscheiden jetzt über die Bedingungen in zehn oder zwanzig Jahren.“ Daher braucht es alles an Reduktion, was möglich ist. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, bleibt Biller optimistisch.
Und Grund zum Optimismus gibt es. Im Bereich Strom macht Nördlingen vor, was eine Verwaltung leisten kann. Schon seit langem setzt Nördlingen bei der Stromgewinnung auf regenerative Energien. Zwar sind Photovoltaikanlagen aus Denkmalschutzgründen in der Altstadt nicht möglich, aber außerhalb der Stadtmauer gehören diese schon zum Standard – teilweise sind das eigene Anlagen, teilweise werden die Dächer hierfür vermietet. Zudem gibt es einen permanenten Prüfprozess, wo man die Stromgewinnung durch Sonnenenergie weiter ausbauen kann. Das Ergebnis ist grüner Strom für alle städtischen Liegenschaften. Um die Umwelt- und Raumverträglichkeit der regionalen Energiewende sicherzustellen, wurden vom Stadtrat zudem transparente Parameter für Freiflächen-Photovoltaikanlagen in ein Konzept gefasst, das auf der städtischen Homepage für alle Interessenten einsehbar ist.
Damit geht die Stadt Nördlingen einen großen Schritt in die richtige Richtung. Um die ambitionierten Klimaschutzziele Bayerns – der Freistaat will ab 2040 klimaneutral sein und damit fünf Jahre schneller als die Bundesrepublik – zu erfüllen, braucht es allerdings weitere Anstrengungen. Dass die Stadt dazu bereit ist, darauf hofft Nördlingens Klimaschutzmanager – oder wie er es ausrückt: „Mit einem Image als ‚grünes Nördlingen‘ könnte ich gut leben.“