17. Dezember 2022, 06:10
Weihnachten

Oberndorf blickt auf lange Krippentradition zurück

Die Herrgottsruhkapelle in Oberndorf. Bild: Christian Hornung
Die Gemeinde Oberndorf kann auf eine lange Krippentradition zurückblicken, die in den vergangenen Jahren neu entdeckt wurde. So ist bereits im Heimatbuch aus dem Jahr 1927 vom "Kapellenkripple" zu lesen.

Bereits im ersten Oberndorfer Heimatbuch von Pfarrer Heinrich Heldwein aus dem Jahr 1927 heißt es: „Seit fünf Jahren erfreut Groß und Klein zur Weihnachtszeit ein allerliebstes Kripplein, die Arbeit eines wackeren Burschen.“ Dieser „wackere Bursche“ war Josef Speer (1906–1981), der von Kindheit an der katholischen Kirche eng verbunden war und sich daran machte, mit einfachen Mitteln und in Handarbeit eine Krippe für die Wallfahrtskapelle „Zu unseres Herren Ruh“ zu bauen. Diese Krippe wurde in den ersten Jahren am rechten Seitenaltar aufgestellt, ehe sie vor dem Hochaltar ihren endgültigen Platz fand, wo sie sich auch heute noch befindet. Von Anfang an erfreute sich die mit viel Liebe und Ehrgeiz gestaltete Krippe großer Beliebtheit. Zumal von Anfang an auf die Kinder eine besondere Attraktion wartete Ein kleines Christkind, das zu Weihnachtsmusik aus einer kleinen Kapelle tritt und die Kinder segnet.

Bis heute freuen sich die Kleinen, wenn sie eine Münze einwerfen dürfen und das Christkind erscheint. Josef Speer, der über viele Jahrzehnte auch Mesner, Chorleiter, Kapellmeister und Bürgermeister in Oberndorf war, kümmerte sich zusammen mit seiner Familie ein Leben lang um das Aufstellen „seiner“ Krippe. Diese wurde mit den Jahren immer interessanter gestaltet. Prächtiges Tannengrün und Girlanden unterstrichen das hier gefeierte Weihnachtsgeheimnis. Einige Teile der heutigen Krippe stammen noch aus dieser Anfangszeit vor 100 Jahren. Nach dem Tod von Josef Speer im Jahr 1981 übernahm seine Familie die Krippentradition.

Bürger*innen übernehmen Krippen-Patenschaften

Sohn Heinrich Speer und einige Jahre auch Enkel Josef Franke bauten nun die Krippe auf. Dennoch kam die Krippentradition vor circa zehn Jahren beinahe zum Erliegen. Heinrich Speer konnte aus gesundheitlichen Gründen die große Krippe nicht mehr aufbauen und so blieb die Kapelle für einige Jahre in der Weihnachtszeit geschlossen. Schließlich entschlossen sich Jörg Speer und Christian Hornung, die Krippentradition weiterzuführen. Viele Teile der alten Krippe mussten allerdings erneuert werden, da sie durch Verschleiß und die klimatischen Bedingungen in dem kleinen Gotteshaus nicht mehr einsatzfähig waren. Auch die selbst gemachten alten Drahtfiguren mit Wachsköpfen waren zum großen Teil defekt und konnten nicht mehr verwendet werden. So starteten die beiden Krippenbauer eine Patenschaftsaktion, bei der in den folgenden Jahren zahlreiche Oberndorfer, Eggelstetter und Fleiner Bürger Patenschaften für neue Krippenfiguren übernahmen.

Krippenstall von JVA Kaisheim angefertigt

Inzwischen konnte auf diese Weise eine stattliche Anzahl an schön gestalteten Hirten, Königen, Tieren und Engeln erworben werden. Es sind Ankleidefiguren der berühmten Südtiroler Krippenbauerfamilie Heide. Ein von der JVA Kaisheim angefertigter neuer Krippenstall sowie das von der Oberndorfer Malerin Anneliese Mayer neu gestaltete Panoramabild vervollständigen den harmonischen Gesamteindruck.

Seither ist das „Kripple“ wieder zu einem Anziehungspunkt für Besucher*innen aus Nah und Fern geworden. Die Herrgottsruhkapelle in Oberndorf ist in der Weihnachtszeit, ab 24. Dezember, täglich von 10:00 Uhr bis zum Einbruch der Dämmerung geöffnet. (pm)