Umwelt

Obstbäume schützen, pflegen und ernten

Landrat Stefan Rößle (Bildmitte) startet zusammen mit den Kreisfachberatern Sophia Och (links) und Paul Buß (rechts) die Aktion „Gelbes Band“. Bild: Andreas Krumpholz/Landratsamt Donau-Ries
Jährlich landen in Deutschland etwa elf Millionen Tonnen Lebensmittel in der Mülltonne – ein Großteil davon ist Obst und Gemüse. Einen Beitrag gegen die Lebensmittelverschwendung leistet das deutschlandweite Ernteprojekt „Gelbes Band“. Seit 2021 nimmt auch der Landkreis Donau-Ries sowie einige Städte und Gemeinden daran teil. Zusätzlich dazu gibt es im Landkreis Donau-Ries mit dem Botanischen Obstgarten in Wemding oder der Teilnahme am Streuobstpakt weitere Unternehmungen für die Stärkung von regionalen Obstsorten.

Jedes Jahr im Sommer und Herbst hängen an zahlreichen Obstbäumen im Landkreis Donau-Ries gelbe Bänder. Diese signalisieren: Hier darf kostenlos und ohne Rücksprache geerntet werden. Wer vorbeikommt, kann so für den Eigenbedarf kostenlos Obst aus der Umgebung ernten und verwenden. Im Jahr 2021 hat der Landkreis Donau-Ries erstmalig an der bundesweiten Aktion teilgenommen. Überall im Landkreis verteilt, hängen zur Erntezeit gelbe Bänder, vor allem an Apfel- und Birnbäumen. Sophia Och, Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege beim Landratsamt Donau-Ries, betreut das Projekt „Gelbes Band“. Sie sagt, dass Ziel der Aktion sei es, dass kein Obst aus der Region entsorgt werden muss. Die Initiative gegen Lebensmittelverschwendung kommt bei den Donau-Riesern gut an, berichtet Och. Besonderes Engagement bringt die Stadt Donauwörth bei der Aktion mit ein. Im Jahr 2023 hat die Stadtgärtnerei an mehr als 180 städtischen Obstbäumen Markierungen angebracht. Geerntet werden konnte so zur jeweiligen Jahreszeit Äpfel, Kirschen und Pflaumen.

Mitmachen können auch Pravatpersonen

Wer Obstbäume oder -sträucher besitzt, aber während der Obstsaison die vielen Früchte nicht abernten kann, markiert die Bäume und Sträucher mit einem gelben Band. Vorbeikommende können dann für den eigenen Bedarf Obst pflücken und bereits von diesem Baum gefallenes Obst auflesen. Wer möchte kann die Bäume auch bei Sophia Och anmelden. Im Herbst gibt es für Interessierte auf der Internetseite des Landratsamtes eine Karte, wo überall im Landkreis Obstbäume zum Selberpflücken stehen.

Alte und seltene Obstsorten im botanischen Garten in Wemding entdecken

Botanischer Garten in Wemding. Bild: Judith Strohhofer, Stadt Wemding

Im Jahr 2022 wurde der „Botanische Obstgarten Donau-Ries“ in Wemding eröffnet. Auf dem 1,6 Hektar großen Grundstück befindet sich eine Streuobstwiese mit alten und neuen Obstsorten und eine Niederstammanlage zum Sortenerhalt von über hundert alten regionalen Apfel- und Birnensorten. Das Grundstück übertrug Antonie Schäble 2011 dem Landkreis Donau-Ries. Verbunden mit der Schenkung war der ausdrückliche Wunsch, das Stück Land „zum Wohle der Natur und der Menschen durch naturgemäße Pflegemaßnahmen zu erhalten und als lehrreiches Naturobjekt vor allem für die Jugend auszubauen.“ Überall auf dem großen Gelände geben Infotafeln, die jeweils mit einem QR-Code versehen sind, nützliche Informationen zu den Obstbäumen. Noch sind die Bäume zu jung, um einen großen Ertrag an Früchten zu liefern, jedoch, so Sophia Och, sollen in Zukunft die Besucher*innen zum Probieren Obst von den Bäumen pflücken dürfen. Der Botanische Garten befindet sich zwischen Wemding und Fessenheim auf Höhe Wemdinger Ried und ist frei zugänglich. Neben seltenen, regionalen Sorten gibt es auch Neuzüchtungen und alternative Anbauformen zu sehen. Im Jahr 2024 finden noch zwei Führungen durch den Garten statt. Diese finden am 11. Juli um 19:00 Uhr und am Donnerstag, 19. September um 18:00 Uhr statt. Jeder ist herzlich eingeladen, an einer der kostenlosen Führungen teilzunehmen. Individuelle Führungen für Kleingruppen sind auf Anfragen ebenfalls möglich.

Streuobstpark Donau-Ries im April 2024 gestartet

100.000 Euro Fördermittel stellt der Freistaat Bayern für den Erhalt, die Pflege und Neupflanzung von Obstwiesen zur Verfügung. Auch im Landkreis Donau-Ries ist das Projekt „Streuobstpakt“ im April 2024 gestartet. Im Burggraben von Schloss Harburg, umringt von zahlreichen weiteren alten Obstbäumen, hat ein neuer Apfelbaum der seltenen Sorte „Leitheimer Streifling“ sein Zuhause gefunden. Anlass für die Pflanzaktion am 26. April 2024 war der Auftakt des mehrjährigen Projekts „Streuobstpakt Donau-Ries“, mit dem die fachgerechte Pflege vorhandener Obstbäume und die Neupflanzung von Obstbäumen gefördert wird. Das Projekt zielt aber nicht nur auf den Erhalt und die Neupflanzung von Bäumen ab, sondern soll auch die Verwertung regionaler Früchte, wie zum Beispiel Äpfel oder Birnen, in den Fokus stellen. Günter Riegel, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Donau-Ries, betonte den regionalen Gedanken des Projektes: „Pflanzen pflegen und Obst essen.“ Als Ort für den Projektauftakt sei bewusst die Burg Harburg gewählt worden. Seit dem Mittelalter gibt es dort rund um die Burg einen großen Bestand an Obstbäumen. Da davon Mensch und Natur profitierte, gab es zu dieser Zeit sogar Gesetze, die das Pflanzen von Obstbäumen zur Pflicht machten. Bis in die 1960er Jahre waren die Bestände konstant, ehe es in den darauffolgenden Jahrzehnten zu einem massiven Einbruch kam. Die Initiierung des Streuobstpaktes knüpft nun an das wieder steigende Interesse der Menschen nach regionalen Lebensmitteln an. Ziel des Streuobstpaktes: Die Streuobstwiesen in Bayern erhalten und bis zum Jahr 2027 eine Million neue Obstbäume pflanzen.

Im Burggarten von Schloss Harburg wurde ein Apfelbaum der seltenen Sorte „Leitheimer Streifling“ symbolisch gepflanzt. Auf dem Bild zu sehen (v.l.n.r.): Ralf Hermann Melber, Pomologe, Michaela Weber, Streuobstkoordinatorin Regierung von Schwaben, Friedrich Hertle, Leiter Kulturstiftung Harburg, Martin Weiß, Landschaftspflegeverband Donau-Ries, Landrat Stefan Rößle, Franz Miller, Leiter Kulturstiftung Harburg und Christoph Schmid, Bürgermeister Harburg. Bild: Jenny Wagner

Redakteurin. Recherchiert und schreibt für online und im blättle. Immer unterwegs, ob bei einer politischen Diskussion, einem Unfall oder im Eins-zu-eins Gespräch mit ihren Interviewpartnern. Zimmerpflanzenbeauftragte im Redaktionsbüro. Steht in ihrer Freizeit auf dem Tennisplatz.
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