Das Darmstädter Planungsbüro VAR+ von Dipl.-Ing. Uwe Petry hat das Konzept im Auftrag der Stadt erstellt und dargelegt, wie das Nördlinger Radwegenetz verbessert werden kann. Herausgekommen sind ein 117 Seiten langer Abschlussbericht und ein Katalog mit knapp 300 einzelnen Maßnahmen, die der Stadtverwaltung nun als Maßstab für künftige Radverkehrsprojekte dienen. „Es war uns wichtig, einmal das gesamte Stadtgebiet zu beleuchten“, berichtet Fabian Makolla, der bei der Stadt Nördlingen im Sachgebiet Stadtplanung arbeitet, an der Erstellung des Konzeptes mitgewirkt hat und nun an der Umsetzung des Ganzen arbeitet. Dabei unterstützt ihn Jens Karl vom Ordnungswesen, der sich um die Koordination und die Umsetzung der Maßnahmen in Verbindung mit verschiedenen beteiligten Stellen kümmert. Schließlich kann Nördlingen nicht ausschließlich auf sich schauen, auch die Anbindung von Nachbargemeinden und die Belange anderer Bauträger, z.B. Landkreis Donau-Ries und Staatliches Bauamt Augsburg, müssen bedacht werden.
Das Ziel: mehr Menschen auf das Rad bekommen
Die im Konzept enthaltenen Baumaßnahmen sollen den Radverkehr in der Stadt und ihren Ortsteilen schneller und sicherer machen und damit mehr Menschen zum Radfahren bewegen, insbesondere im Alltag. Gefahrenstellen, die in Zusammenarbeit mit der Nördlinger Polizei und durch eine Bürgerbefragung ermittelt wurden, sollen entschärft werden. Außerdem sind im Radverkehrskonzept Lösungen für verschiedene Lücken im Radwegenetz beschrieben. Dazu kommen Möglichkeiten für das sichere Parken der Fahrräder.
Das Nördlinger Radwegenetz wurde von VAR+ klassifiziert in überregionale Pendlerrouten (z.B. West-Ostverbindung nach Bopfingen bzw. nach Wemding), lokal verbindende Basisrouten (z.B. Pfäfflingen bis Maihingen) und ein kleinteiliges Verdichtungsnetz (z.B. kleine Querverbindungen und Erschließungswege). In Sachen Alltagsradverkehr sieht das Büro VAR+ ein großes Verlagerungspotenzial bei Berufspendlerinnen und -pendlern, die mit dem Rad statt mit dem Auto an die Arbeit fahren könnten. Die Lage im flachen Nördlinger Ries ist zum Radfahren sehr günstig, innerhalb von circa zehn Kilometern um den Stadtkern sind alle Ziele des Radverkehrs ohne größere Höhenunterschiede zu erreichen.
Keine strikte Vorgabe, sondern Handbuch und Leitfaden
Dennoch verfolgt man in Nördlingen nicht das Ziel, Radfahrende auf ein Podest zu heben: Alle Verkehrsteilnehmer*innen sollen sich in der Stadt vertreten und versorgt fühlen. Ein Anstieg des Radler-Anteils ist allerdings sowohl aus Gründen des Klimaschutzes als auch zur Entlastung der Kraftverkehrs- und Parksituation in der Stadt wünschenswert. Für die Umsetzung des Konzeptes sind zunächst bis ins Jahr 2030 jährlich 100 000 Euro im Haushalt der Stadt vorgesehen – innerhalb dieses zeitlichen und finanziellen Rahmens ist das Konzept nicht in Gänze umsetzbar, daher wird es voraussichtlich eine Fortschreibung der Finanzierung geben müssen.
Als erste Maßnahme war vergangenes Jahr angedacht, die Kreuzung Nähermemminger Straße/Ulmer Straße mit einem Kreisverkehr aufzuwerten und so einen Unfall-Hotspot für Radfahrende zu entfernen. Für den Kreisverkehr gab es letztlich im Stadtrat keine Mehrheit, die Gefahrenstelle wurde stattdessen mit einer neuen Markierung für den Schutzstreifen und in Verbindung mit dem Ausbau des Straßenzugs „Am Emmeramsberg“ entschärft. Bei der Beschilderung der Kerschensteiner Straße und der Anbringung von „Sharrows“ (auf die Straße gemalte Radfahr-Piktogramme) vor dem Reimlinger Tor wurde ebenfalls das Radverkehrskonzept zu Rate gezogen. Dafür ist es schließlich gedacht, sagt Fabian Makolla: als Handbuch und Leitfaden, der bei künftigen Projekten helfen kann.