Spaziergang durch... Ehingen am Ries

In Ehingen am Ries angekommen, erwartet mich Bürgermeister Thomas Meyer bereits in seinem kleinen Gemeindehaus (1). Von hier aus – mitten im Ortskern gelegen – leitet Meyer seit 2020 ehrenamtlich die Geschicke seiner Gemeinde, in der aktuell rund 780 Einwohner*innen leben. Obwohl das Bürgermeisteramt mit vielen Herausforderungen und einem großen zeitlichen Aufwand verbunden ist, möchte der selbstständige Versicherungskaufmann keine Sekunde seiner Arbeit missen. „Ich will während meiner Amtszeit den ländlichen und dörflichen Gedanken in Ehingen erhalten und dazu beitragen, dass das Dorf gut für die Zukunft aufgestellt ist. Ein Spagat, der nicht immer ganz einfach ist“, erklärt mir Meyer, als wir uns auf den Weg zu unserer ersten gemeinsamen Station und zeitgleich zum absoluten Highlight der Gemeinde Ehingen machen.

An einem der höchsten Punkte der Gemeinde steht seit dem 12. Jahrhundert die Simultan-Pfarrkirche St. Stephanus und Ulrich (2) – zumindest wurde in dieser Zeit der Westturm erbaut. Das Besondere: Infolge der Reformation wurden große Teile der damaligen Bevölkerung konfessionell geteilt. Zwar war dies auch in Ehingen der Fall – trotzdem nutzen Protestanten und Katholiken seit jeher die Kirche gemeinsam. Bis heute hat sich diese Tradition fortgesetzt und St. Stephanus und Ulrich ist eine von nur wenigen Simultankirchen in Deutschland. Im Außenbereich ist nach wie vor die ursprüngliche Nutzung des Gotteshauses als sogenannte Wehrkirche zu erahnen. Schießscharten in den Mauern und in der Kirche selbst zeugen von einer Zeit, in der die Simultankirche als Rückzugsort vor Plünderern genutzt wurde. Auch das Innere der Kirche birgt einen „großen Schatz“, wie mir das Gemeindeoberhaupt erklärt. „Das Romanische Kruzifix im Altarraum ist eines der ältesten erhaltenen Kunstwerke im gesamten Ries“, so Meyer stolz. 

Von der St. Antonius-Kapelle Belzheim überblicken

Wir lassen Ehingen hinter uns und machen uns auf den Weg in den Ehinger Ortsteil Belzheim. Die erste schriftliche Erwähnung erfolgte bereits 1053 als „Villa Bellesheim“. Damals gehörte der Ort nicht zu Ehingen, sondern den Grafen von Hürnheim, die ihren Besitz 1488 an den Deutschen Orden verkauften.

In einem kleinen Wäldchen im Flurstück „Mähder“ südöstlich von Belzheim sind circa 170 Grabhügel aus der mittleren Hallstattzeit verborgen, die von der langen Geschichte der Region zeugen. Außerdem ist der Ortsteil der Geburtsort des ehemaligen Bayerischen Staatsministers Anton Jaumann (gestorben 1994). Er war es auch, der seinem Heimatort die St. Antonius-Kapelle (6) stiftete. Sie befi ndet sich oberhalb des Ortskerns auf dem Belzheimer Berg. Dort angekommen, erstreckt sich vor uns ein wunderschönes Panorama. Hier entlang führt auch der neue Ries-Panorama-Weg. Bürgermeister Meyer zeigt mir in der Ferne zwei kleine Häuser – die Ried- und die Beutenmühle. Seit kurzem leben dort zwei junge Familien, die die alten Gebäude zum Teil komplett renoviert haben. Für den Bürgermeister ein klares Zeichen dafür, dass man sich auf dem richtigen Weg hin zu einer attraktiven Gemeinde – auch für junge Menschen – befindet.

Im Hinblick auf eine modern ausgerichtete Zukunft, versucht sich die Gemeinde stets weiterzuentwickeln. Dazu gehört auch die Idee einer ausgebauten Nahversorgung. „Zwar ist in den kommenden zehn Jahren kein eigener Dorfladen angedacht, trotzdem wollen wir gerade unsere älteren Bürgerinnen und Bürger entlasten und zeitnah Teilunterstützung beim Einkauf anbieten“, erzählt mir Thomas Meyer. Für den Bürgermeister und seine Gemeinde ein weiterer Schritt in eine moderne Zukunft.

Zurück an unserem Startpunkt angekommen, verabschiede ich mich von Thomas Meyer. Im Gepäck habe ich großartige Einblicke in die kleine Gemeinde. Besonders der wunderschöne Ausblick von der Simultankirche St. Stephanus und Ulrich hat mich begeistert und wird mich noch länger begleiten.