26. Januar 2019, 10:00
Spaziergang durch Mönchsdeggingen

Südriesgemeinde mit 1000-jähriger Geschichte

Von der Aussichtsplattform aus hat man einen tollen Blick auf Mönchsdeggingen. Bild: Diana Hahn
Für blättle Nummer 24 hat unsere Redakteurin einen Spaziergang durch Mönchsdeggingen unternommen. Was sie dort erlebt hat, lest ihr im Artikel.

Am Südrand des Nördlinger Ries liegt die Gemeinde Mönchsdeggingen. Zum ersten Mal erwähnt wurde Deggingen 1007 in einer Urkunde Kaiser Heinrichs II. In dieser war die Rede davon, dass die Gemeinde als Gründungsausstattung dem Hochstift Bamberg übergeben wurde. Am 11. Dezember 1930 wurde der Name der Gemeinde amtlich von Deggingen in Mönchsdeggingen geändert. Zur Gemeinde gehören heute die Ortsteile Merzingen, Ziswingen, Schaffhausen, Rohrbach und Untermagerbein. Am 1. Januar 1972 wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Merzingen, Schaffhausen und Ziswingen eingegliedert. Untermagerbein kam am 1. Januar 1976 hinzu. Rohrbach folgte schließlich am 1. Mai 1978.

Als ich Mönchsdeggingen von Möttingen kommend erreiche, steuere ich zunächst das Rathaus in der Ortsmitte an. Denn dort bin ich mit dem Bürgermeister der Gemeinde, Karl Wiedenmann, verabredet, der mir einige Tipps für meinen Spaziergang mit auf den Weg geben wird. Das Kloster, das Almarin und auch die Aussichtsplattform am Buchberg seien besonders sehenswert, erklärt mir der Bürgermeister in seinem Büro und zeigt mir für eine bessere Orientierung auf einer Luftbildaufnahme an seinem PC, wo sich alles befindet. Außerdem erklärt er mir kurz, wie es um die Bauplatzsituation in den einzelnen Gemeindeteilen bestellt ist. Bewaffnet mit einer Ortschronik des geschichtsträchtigen Ortes mache ich mich dann auf eigene Faust auf den Weg, um Mönchsdeggingen zu erkunden.

Ich verabschiede mich vom Bürgermeister und mache mich auf den Weg zu meinem ersten Ziel: Kloster Mönchsdeggingen. Ich trete aus dem Rathaus heraus, wende mich nach links und gehe dann eine ganze Weile durch die Albstraße, ehe ich nach rechts auf die Klosterstraße abbiege und nach wenigen Minuten, in denen ich der ansteigenden Straße gefolgt bin, schließlich das Kloster erreiche. Bis vor kurzem war das Kloster Mönchsdeggingen im Besitz der Mariannhiller Missionare. Das St. Martin geweihte Kloster wurde Mitte des 10. Jahrhunderts durch das Herrscherhaus der Ottonen (Vorfahren Kaiser
Heinrichs II.) gegründet. Anfang des 11. Jahrhunderts war das Kloster in Mönchsdeggingen ein Benediktinerinnenkloster. Die Umwandlung ein Mönchskloster der Benediktiner erfolgte 1142. Im Jahre 1512 brannte das Kloster ab und wurde unter Abt Alexander Hummel wieder neu aufgebaut. Später wurde die Wallfahrtskirche barock umgestaltet. Im Zuge der Säkularisation wurde das Kloster 1802 aufgelöst. Der Besitz des Klosters ging an die Fürsten von Oettingen- Wallerstein. Bis 1807 durften die Mönche im Kloster bleiben. Im Jahr 1950 übernahmen die Missionare von Mariannhill das Kloster als Noviziat für ihre angehenden Priester. Zwischenzeitlich war auch das Generalat des Ordens hier untergebracht, das seit 1970 in Rom ansässig ist. 2018 verkauften die Mariannhiller Missionare das Kloster an eine Privatperson, die das Kloster nach und nach wieder renovieren möchte.

Gegenüber dem Kloster befindet sich ein Bildstock, der 1592 errichtet wurde. Im Volksmund wird dieser einfach „Moses“ genannt. Er gehört zu den ältesten Bauwerken der Südriesgemeinde. Erstmals renoviert wurde er 1750 unter dem Abt Michael Dobler. Auf dem Bildstock ist dargestellt, wie Moses die zehn Gebote erhält. Für die 1000-Jahr-Feier des Ortes im Jahr 2007 wurde der über 400 Jahre alte Bildstock in vielen freiwilligen Stunden von ehrenamtlichen Helfern des Dorfvereins behutsam renoviert.

Nachdem ich eine Weile am Bildstock verbracht habe, möchte ich noch höher hinaus und mache mich auf den Weg zur Aussichtsplattform am Buchberg, die über den Rundwanderweg „Geotope Kühstein“ erreichbar ist. Die Plattform auf dem ehemaligen Wasser-Hochbehälter am Buchberg errichtete die Gemeinde auf Anregung des Dorfvereins im Frühjahr 2010. Nach wenigen Minuten erreiche ich den Aussichtspunkt und staune: Die ganze Gemeinde liegt mir zu Füßen. Trotz des eisigen Winds, der mir bei meinem Besuch um die Nase weht, kann ich mich an dem Ausblick kaum sattsehen. Schließlich mache ich mich auf den Weg zurück ins Dorf, da noch einige Ziele vor mir liegen. Vor allem durch die Schlacht bei Nördlingen im Dreißigjährigen Krieg wurde Mönchsdeggingen schwer zerstört. Weil diese auch mit einem starken Bevölkerungsverlust einherging, wurden 1684 Juden, die aus Pfalz-Neuburg vertrieben wurden, angesiedelt. In den folgenden zwei Jahrhunderten übten diese einen nachhaltigen Einfluss auf Wirtschaft, Kultur und das Ortsbild des Dorfes aus.

Die jüdische Gemeinde des Ortes löste sich 1879 wegen Abwanderung nach Übersee und Nördlingen auf.

Zeugnisse der jüdischen Bevölkerung gibt es noch immer in Mönchsdeggingen, unter anderem eine Mikwe, ein jüdisches rituelles Bad. Dorthin führt mich mein Weg jetzt. Wiederum gehe ich durch die Albstraße. In dieser stand früher die erste Synagoge der jüdischen Gemeinde. Die Mikwe befindet sich in der Alemannenstraße 17 und hat ihren Eingang an der Straßenseite. Über dem Portal des 1841 errichteten Ritualbades befi ndet sich eine
Portalzier im maurischen Stil. Genutzt wird eine Mikwe im jüdischen Glauben, um rituelle Waschungen durchzuführen.

Von der Mikwe aus setze ich meinen Weg fort. Mein nächstes Ziel ist das Almarin. Nachdem das Erlebnisbad sieben Jahre lang still stand und nach und nach zu verfallen drohte, wurde es 2018 durch die unermüdliche Eigeninitiative von vielen Helfern saniert und renoviert und konnte schließlich für eine Woche wieder eröffnet werden. 272 Helfer brachten das Bad innerhalb von 2,5 Monaten auf Vordermann und leisteten insgesamt 12 000 Arbeitsstunden.
Und der Einsatz der Initiative „Rettet das Almarin“ trägt mittlerweile erste Früchte. Mittlerweile konnte eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden. Diese Studie soll die Investitionskosten zur dauerhaften Wiederinbetriebnahme des Bades, dessen Betriebskosten, sowie mögliche Betreiberkonzepte klären und auch bereits belastbare Zahlen für mögliche Mitglieder eines Zweckverbandes liefern.

Nach dem Abstecher zum Almarin schaue ich mir außerdem noch die Grundschule in Mönchsdeggingen an, die sich direkt gegenüber befindet. Die Schule war 1967 ursprünglich als Grund- und Hauptschule erbaut worden, ist aber mittlerweile eine reine Grundschule. Alle Klassen der Grundschule sind zweizügig. Außerdem verfügt die Schule über einen offenen Ganztag und eine Inklusionsklasse in Zusammenarbeit mit der Hermann-Keßler-Schule in
Möttingen, erinnere ich mich an die Worte, die mir der Bürgermeister der Gemeinde mit auf den Weg gegeben hatte. Ich gehe zum Haupteingang der Schule und überquere dort mein letztes Ziel, bevor ich mich auf den Rückweg zum Rathaus mache: Der jüdische Friedhof in Mönchsdeggingen befindet sich außerhalb des Ortes in Richtung Bissingen an der Magerbeiner Steige. Die jüdische Gemeinde bestattete zunächst ihre Toten auf dem jüdischen Friedhof in Harburg. Der Friedhof in Mönchsdeggingen wurde um 1832/33 angelegt. Die erste Bestattung war die von Rikel Krischer, geborene Heimann, im Jahr 1833. Die letzte Bestattung fand 1879 statt. Heute sind auf dem Friedhof noch 142 Grabsteine vorhanden. Neben dem Eingang steht ein großes Taharahaus, in dem die Verstorbenen vor der Bestattung gewaschen wurden.

Während der Zeit des Nationalsozialismus gab es keine Zerstörungen auf dem Friedhof. Der evangelische Kirchendiener Friedrich Wiedemann erwarb das Friedhofsgelände 1939 und bewahrte es dadurch vor Zerstörungen durch die Nationalsozialisten.

Ich beende meinen Spaziergang und gehe zurück zum Rathaus. Von dort aus verlasse ich Mönchsdeggingen mit vielen neuen Eindrücken im Gepäck.