11. Februar 2024, 07:00
Faszination Fliegen

Überflieger vom Stillberghof

Bild: SFG Donauwörth-Monheim
Bei gutem Wetter sieht man sie häufig elegant durch die Lüfte gleiten, ganz ohne Motor, Kraftstoff und CO2-Ausstoß. Die Rede ist von Segelflugzeugen, die am Stillberghof in der Nähe von Zirgesheim starten.

Wer den Blick zum Himmel schweifen lässt und die Segelflieger beobachtet, der hat sich vielleicht schon einmal die Frage gestellt, wie um alles in der Welt ein Flugzeug ganz ohne Motor in der Luft schweben kann. Das Ganze ist physikalisch zu erklären: Segelflieger werden oft von Motorflugzeugen in die Luft gezogen, und starten dann ohne eigenen Antrieb. Wenn die Sonne den Boden erwärmt, heizen sie auch die Luftschichten darüber auf. Da warme Luft leichter ist als kalte, steigt sie auf. Der aufsteigende Luftstrom bildet thermische Aufwinde. Segelflugzeuge nutzen diese Aufwinde, um in der Höhe zu bleiben oder sogar weiter aufzusteigen. Die Pilot*innen sind deshalb immer auf der Suche nach diesen Aufwinden. Um die beste Position und Stärke des Aufwinds zu finden, fliegen sie in spiralförmigen oder kreisenden Flugbahnen. Dadurch können sie Höhe gewinnen, ohne einen eigenen Motor zu haben. Das wiederum erlaubt ihnen längere Strecken zu fliegen und länger in der Luft zu bleiben.

Und um genau das geht es beim Segelfliegen: Wie lange können die Pilot*innen in der Luft bleiben und welche Strecken legen Sie in dieser Zeit zurück? Der Segelfluggruppe (SFG) Donauwörth-Monheim vom Stillberghof gelingt das regelmäßig hervorragend. Für Laien ist es gar nicht so einfach zu überblicken, wie die Wettkämpfe ablaufen, welche Leistungen genau gemessen und verglichen werden. Helge Zembold von der SFG erklärt die unterschiedlichen Wettkämpfe: „Bei individuellen Flügen geht es darum wie weit man kommt. Bei Meisterschaften muss eine vorgegebene Strecke möglichst schnell abgeflogen werden“, so Zembold. In der Bundesliga erhalten die Pilot*innen Punkte, je nachdem wie weit ihre zurückgelegten Strecken waren und vor allem wie hoch die Durchschnittsgeschwindigkeit ihres Fluges war.

Bereits 2009 sind die Flieger aus Donauwörth-Monheim in die 1. Segelflug Bundesliga aufgestiegen und wurden 2010 als Aufsteiger Deutscher Meister. Seitdem belegt der Verein regelmäßig Plätze in den Top Ten. In der vergangenen Saison landete das Team vom Stillberghof auf einem soliden Platz 8. „Wir sind völlig zufrieden und können uns auf unsere Leistungsträger im Team verlassen“, so Zembold. In der Bundesliga fliegen derzeit gut 15 bis 20 Piloten und Pilotinnen der SFG. Im Verein, der sich 2005 aus Teams aus Monheim und Donauwörth zusammenschließ, gibt es gut 70 aktive Segelflieger*innen. Die Hälfte davon gleitet lieber ohne Zeit- und Streckenmessung zum Entspannen oder als Freizeitvertreib durch die Lüfte, die anderen betreiben das Segelfliegen mit Wettkampfgedanken und leistungsmäßig.

Von Donauwörth nach Genf und zurück

Einer davon ist Stefan Langer. „Er ist ein herausragender Segelflieger“, beschreibt ihn sein Vereinskollege Zembold. Der 31-Jährige kommt aus Gachenbach im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Seit September kann er sich Segelflug-Grand-Prix Weltmeister nennen. Im italienischen Pavullo sammelte Langer in einer Art Formel-1-Wertung Punkte und setzte sich schließlich gegen 18 Konkurrenten durch. Bereits im Juni des vergangenen Jahres gelang es Langer gleich mehrere bundesweite Rekorde aufzustellen. Ohne einen Tropfen Kraftstoff legte er an einem Tag 1039 Kilometer zurück. Er flog mit seinem Segelflugzeug vom Stillberghof bis nach Genf und wieder zurück. Dafür war er fast zehn Stunden in der Luft.

Stefan Langer ist das Ausnahmetalent der Segelfluggruppe Donauwörth Monheim. Bild: SFG Donauwörth-Monheim

Stefan Langer wird dritter Segelflug-WM

Kurz vor Jahresende schloss Stefan Langer das Jahr mit einem weiteren Erfolg ab. Während in Europa im Winter ans Segelfliegen kaum zu denken ist, fand die Weltmeisterschaft 2023 in Norromine in Australien statt. Stefan Langer kämpfte zehn Tage lang in der Clubklasse der Segelflug-WM. Er und sein Teamkollege Uwe Wahlig flogen überwiegend im Teamflug. Das bedeutet, sie flogen nur wenige hundert Meter voneinander entfernt, sprachen sich gegenseitig über Funk ab, unterstützten einander und sicherten sich so hohe Platzierungen. Das Wetter war eine große Herausforderung, mit über 40 Grad Hitze und einem abgesagten Flug wegen Buschfeuerqualms. Trotz eines Rückschlags an Tag fünf kämpfte sich Langer zurück und landete letztendlich auf dem dritten Platz. Deutschland dominierte auch in anderen Klassen und holte die Goldmedaille in der Teamwertung. Für Langer ist dieser Erfolg ein weiterer Meilenstein, bevor er im Sommer 2024 in der 18-Meter Klasse bei der nächsten Weltmeisterschaft in Texas startet.