Interview mit Christiane Kickum

„Uns gehen die Ideen nicht aus!“

Christiane Kickum. Bild: Markus Sommer
Christiane Kickum ist seit April 2015 die Leiterin der Stabsstelle Stadtmarketing der Stadt Donauwörth. Zudem ist sie geschäftsführende Vorsitzende der City-Initiative Donauwörth (CID) und leitet als stellvertretende Vorsitzende den Berufsverband City- und Stadtmarketing Bayern. Unsere Redakteurin Jenny Wagner hat sich mit Christiane Kickum zum Interview getroffen.

Hallo liebe Frau Kickum, vielen Dank, dass Sie sich heute für uns Zeit nehmen. Wo kommen Sie gerade her und was steht heute auf Ihrer Agenda?

Christiane Kickum: Die letzten zwei Tage habe ich mich ausschließlich mit dem Thema Flächenmanagement beschäftigt. Für die vom Landratsamt initiierte Aktion „Pass mer zam?“ gab es für Donauwörth sehr viel Rückmeldung. Das freut uns sehr! Heute Abend findet eine Sitzung des Gesellschafterrats des Donauwörther Stadtladens statt. Diese halten wir alle zwei Wochen ab. Es gibt immer sehr viel zu tun!

Beginnen wir mit einigen Entweder-Oder-Fragen 

Logik oder Bauchgefühl?

CK: Logik! Manchmal werde ich schon ein wenig als Spaßbremse betitelt. (lacht) Aber ich habe tolle Mitarbeiterinnen mit dem nötigen Bauchgefühl.

Im Urlaub lieber aktiv sein oder auch mal faul auf der Haut liegen?

CK: Unbedingt aktiv sein! Das hat auch meine drei Kinder geprägt. Wir können alle nicht auf der faulen Haut liegen.

Fahrrad oder Auto?

CK: Wenn immer es geht nutze ich das Fahrrad, aber nicht bei Schnee oder Eis.

Kommen wir zur Person Christiane Kickum

Wo sind Sie geboren und aufgewachsen?

CK: Ich bin in Passau geboren, aufgewachsen und habe dort BWL mit dem Schwerpunkt Absatz, Wirtschaft und Handel studiert. Anschließend habe ich im Lederwarengeschäft meines Ex-Mannes gearbeitet. Nebenbei habe ich mich ehrenamtlich im City-Marketing-Verein Passau engagiert, ehe ich beruflich ins City-Marketing gewechselt bin.

Im Jahr 2015 haben Sie Ihrer Heimat Passau beruflich den Rücken gekehrt und sind nach Donauwörth gezogen. Was waren die Gründe?

CK: Ich bin zu meinem Lebensgefährten gezogen.

Was an Donauwörth schätzen Sie am meisten?

CK: Vor allem schätze ich die Offenheit der Donauwörther gegenüber Neuem und auch gegenüber anderen Menschen. Mit genau dieser Offenheit spielen wir oft auch bei Veranstaltungen wie DONwud. Und natürlich weil Donauwörth einfach „a scheene“ Stadt ist.

Im vergangenen Jahr mussten Sie sich aus gesundheitlichen Gründen eine längere Auszeit nehmen. Haben Sie aus dieser Zeit etwas Bestimmtes für sich mitgenommen?

CK: Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, zukünftig etwas langsamer zu tun. Meine Kolleginnen sagen, das klappt nicht besonders gut. (lacht) Ich versuche aber etwas später ins Büro zu kommen und auch pünktlich wieder nach Hause zu gehen.

Sie leiten seit 2015 bei der Stadt Donauwörth die Stabsstelle Stadtmarketing und sind geschäftsführende Vorsitzende der City-Initiative Donauwörth (CID). Was sind Ihre Hauptaufgaben?

CK: Mein Arbeitsfeld ist sehr breitgefächert. Als ich hier begonnen habe zu arbeiten, lag der Schwerpunkt auf Veranstaltungen. Mittlerweile habe ich eher strategische Aufgaben übernommen. Die Bereiche CID und Stadt zu trennen, ist sehr schwer. Oft vermischen sich die Arbeitsgebiete und gehen fließend ineinander über. Für die CID betreue ich, gerade seit der Corona-Pandemie, noch stärker das Online-Schaufenster. Wichtig ist natürlich auch, dass wir für unsere Händler ein zuverlässiger Ansprechpartner sind. Zudem kümmere ich mich um die „Donauwörther 10er“, die wir künftig auch um eine digitale Variante ergänzen wollen. Ebenso betreue ich Projekte, wie den „Donauwörther Fashion Star“, die Kunst- und Lichternacht oder natürlich den Stadtladen. Als Leiterin der Stabsstelle Stadtmarketing betreue ich unter anderem den Webauftritt der Stadt, das Projekt „City River“, die Weihnachtsbeleuchtung, das Innenstadtflächenmanagement sowie Veranstaltungen wie zum Beispiel den Freilichtbiergarten, die Eislaufbahn oder die Donauwörther Weihnacht. Uns gehen die Ideen und, Gott sei Dank, die Projektleiter nicht aus. Langweilig wird es mir daher nie! (lacht)

Auf welche Projekte schauen Sie gerne zurück, auf welche nicht so gerne?

CK: Ich erinnere mich gerne an sehr viele Projekte! In letzter Zeit war vor allem der Lichtpark eine schöne Attraktion, die so gut angekommen ist. Es gab dazu viele tolle Rückmeldungen, das hat unsere Stimmung in den letzten beiden Saisonen wirklich aufgehellt. Wir haben, das muss man so sagen, die Aktion völlig aus der Hüfte geschossen im Sommer 2020 und waren dann sehr überrascht, wie viele Menschen, auch von weiter entfernt, nach Donauwörth gekommen sind. Weniger schön hingegen war der Schwäbischwerder Kindertag 2018, dieser bleibt mir in Erinnerung. Am Sonntag hat es damals so geregnet, dass wir den Festzug und das Historienspiel absagen mussten. Das ist schwer mitanzusehen, weil sich die Kinder immer sehr darauf freuen. Noch bitterer ist das natürlich, weil wir 2020 den Kindertag aufgrund von Corona komplett absagen mussten. Wir hoffen nun, dass wir diesen dieses Jahr feiern dürfen.

Im Dezember 2020 wurde der Stadtladen in Donauwörth eröffnet. Wie zufrieden sind Sie, aber auch die Kund*innen bisher mit der neuen Einkaufsmöglichkeit in der
Reichsstraße?

CK: Wir sind sehr zufrieden! Wir haben im ersten Jahr unsere Umsätze übertroffen. Nur an den Ausgaben und Margen müssen wir noch arbeiten! Ich denke, dass der Stadtladen auch bei unseren Kunden gut ankommt. Das Projekt „Stadtladen“ ist natürlich nur möglich, weil wir viele Personen haben, die sich ehrenamtlich engagieren. Ohne sie wäre es nicht möglich. Mit der Entwicklung sind wir aber noch lange nicht am Ende: Auf der Agenda steht derzeit der Umbau des Bistros und die Gewinnung von neuen Lieferanten. Wir möchten uns stetig verbessern!

Nach der Schließung des Müller-Marktes und der Netto-Filiale im Stadtzentrum, wollte man mit dem Stadtladen eine Einkaufsmöglichkeit bieten, in der Bürger*innen ihren täglichen Bedarf an Lebensmitteln decken können. Den Hauptumsatz im Stadtladen machen nun aber regionale Produkte undErzeugnisse aus. Überrascht?

CK: Ja, wir waren darüber alle überrascht. 70 Prozent des Umsatzes machen regionale Produkte aus. Dieses Umsatzziel wollten wir eigentlich in den ersten drei Jahren erreichen, haben es aber schon in den ersten sechs Monaten geschafft. Für unsere Kunden ist es natürlich toll, wenn sie für den Einkauf von regionalen Produkten nicht von Hofladen zu Hofladen tingeln müssen, sondern alle Produkte im Stadtladen kaufen können. Den Stadtladen gibt es auch, weil die Netto-Filiale im Jahr 2018 in der Kapellstraße zugemacht hat und wir die Grundversorgung in der Innenstadt aufrechterhalten wollten. Daher hatten wir schon Angst, als im Oktober 2021 die neue Netto-Filiale in der Berger Vorstadt eröffnete, dass unser Umsatz einbricht. Das ist aber nicht passiert!

Oftmals hört man solche Sätze wie „In der Reichsstraße ist nichts geboten“ oder „In der Reichsstraße gibt es keine Geschäfte mehr zum Bummeln“. Wie beurteilen Sie persönlich die Attraktivität der Reichsstraße?

CK: Wir haben in 1A-Lage insgesamt 115 Betriebe. Das ist nicht wenig! Dass sich Innenstädte im Laufe der Zeit verändern, das gibt es schon immer. Wir haben einen guten Mix und auch große Ketten wie zum Beispiel H&M, Woha oder Schmid. Natürlich müssen wir aber auch am Ball bleiben. Mit dem Projekt „Innenstadt Reloaded“ haben wir genau definiert, was wir in welcher Lage haben wollen. Das ist ein Ansatz mit dem wir wirklich gut arbeiten können. Die Aktion „Pass mer zam“ vom Landkreis Donau-Ries spielt uns natürlich in die Karten. Derzeit haben wir in der Innenstadt zwei freie und vermittelbare Ladenflächen.

Das Tanzhaus soll in den kommenden Jahren saniert werden. Macht die lange Baumaßnahme die Reichsstraße unattraktiver für Besucher*innen?

CK: Natürlich bringt eine größere Baustelle immer ein bisschen Beeinträchtigung mit sich. Aus meiner Zeit als City-Managerin von Passau habe ich aber sehr viel Erfahrung im Baustellen-Management sammeln können und weiß, dass eine solch große Baumaßnahme auch viele Menschen anzieht. Daher planen wir einige Baustellen-Events zu veranstalten.

Die Corona-Pandemie bringt nahezu alle Einzelhändler*innen an den Rand der Verzweiflung. Wie sieht die Situation in Donauwörth aus?

CK: Coronabedingt gab es bisher nur eine einzige Ladenschließung in Donauwörth. Natürlich wissen wir nicht, was noch auf uns zukommt. Die 2G-Regelung im Einzelhandel hat aber die Stimmung vor allem in der Weihnachtszeit merklich bei Händlern und bei Kunden negativ beeinflusst.

Gegen Ende des Jahres 2021 fiel der Startschuss für die Aktion „Flanieren in der Reichsstraße“. Wie kamen die autofreien Samstage in der Reichsstraße bei Kund*innen und Einzelhändler*innen an?

CK: Wir haben dafür schon vor zwei Jahren im Wirtschaftskreis gekämpft. Eigentlich hätte die Aktion schon im Frühjahr 2020 starten sollen – aber dann kam Corona. Die Osterdekoration steht noch immer im Lager. (lacht) Die Aktion soll vor allem Kunden und Händlern mehr Raum geben und die Öffnungszeiten in der Reichsstraße bis 16 Uhr
etablieren. Wenn keine Autos in der Reichsstraße sind, dann ist es schon recht leer. Daher haben wir für schöne Deko gesorgt und auch der Stadtladen konnte sich im unteren Bereich austoben. Das tut dem Laden und der Reichsstraße gut. Und die Kunden waren begeistert! Die zwei ersten Termine im September und Oktober sind sehr gut angekommen, im November – am autofreien Samstag fand abends die Lichternacht statt – war es eher ruhig. Aber das ist natürlich klar, wenn am Abend alles schön beleuchtet ist. Auf alle Fälle wollen wir die autofreien Samstage dieses Jahr wieder anbieten. Als erster Termin ist der 5. März geplant.

Im Jahr 2021 wurde der Sonderpreis „Unser Soziales Bayern“ an die Stadt Donauwörth verliehen. Von links: Staatsministerin Carolina Trautner, Leiterin der Stabsstelle Stadtmarketing Christiane Kickum, Bürgermeister Josef Reichensberger und Ehrenamtsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung Eva Gottstein. Bild: StMAS/Göttert

Für das Projekt „DONwud“ hat die Stadt Donauwörth schon mehrere Preise eingeheimst, darunter auch den Integrationspreis der Regierung von Schwaben. An der Entwicklung des Projekts waren Sie maßgeblich beteiligt. Können Sie unseren Leser*innen, die „DONwud“ noch nicht kennen, ein wenig näher erklären?

CK: Entstanden ist die Idee in der Arbeitsgruppe Weihnachten. Wir wollten die Zeit vor dem Romantischen Weihnachtsmarkt, der am 4. Adventswochenende stattfindet, etwas beleben. Einen normalen Christkindlsmarkt haben wir aber ausgeschlossen, weil es in der Region schon einige gibt. Da in Donauwörth Menschen aus einhundert verschiedenen Nationen wohnen, wollten wir diese kulturelle Diversität mit einbinden. Der Name DONwud ist eine Anlehnung an das „Tollwood“-Festival in München. Als DONwud dann im Jahr 2017 erstmalig stattfand, waren wir als Veranstalter schon sehr aufgeregt. Wir wussten ja nicht wie die Leute – zu einer Zeit als es das Ankerzentrum in der Parkstadt noch gab – auf zum Beispiel eine afrikanische Trommelgruppe reagieren würden. Zu unserer Freude gab es aber zu keiner Zeit fremdenfeindliche Aktionen. Das hat uns wirklich positiv gestimmt.

Ebenso wie „DONwud“ mussten in den vergangenen zwei Jahren nahezu alle Veranstaltungen vor allem im Herbst und der Adventszeit abgesagt werden. Wie groß ist die Motivation Veranstaltungen und Feste zu planen, ohne zu wissen, ob sie je stattfinden werden?

CK: Immer noch gleich! Wir planen jetzt definitiv kurzfristiger und merken, das geht auch! (lacht) Wir haben immer noch die gleiche Leidenschaft wie vor der Pandemie. Meine Mitarbeiterinnen und ich brennen nach wie vor für unsere Arbeit.

Mit Aktionen wie dem Freilicht-Biergarten oder der „Umbrella Road“ hat die CID versucht, Donauwörth attraktiver und bunter zu gestalten. Gibt es bereits konkrete Planungen für 2022?

CK: Wir haben unsere Jahresplanung ganz normal erstellt, und hoffen viel davon auch umsetzen zu können.

Lassen Sie uns doch noch einmal über Sie als Privatperson sprechen

Das Osterfest steht vor der Tür. Wie wird bei Ihnen zuhause gefeiert?

CK: Ostern wird traditionell als Familie gemeinsam mit meinen Kindern und Enkelkindern in Passau gefeiert. Es gibt ein Osterfrühstück mit dem geweihten Osterschinken aus der Ostermesse. Danach werden immer die Osternester gesucht. Ich wüsste gar nicht wie schlecht das Wetter sein müsste, dass meine drei erwachsenen Kinder nicht mehr auf die Suche nach ihrem Osternest gehen. (lacht)

Wer beruflich stark eingespannt ist, braucht in seiner Freizeit einen Ausgleich. Was mache Sie gerne, um abzuschalten?

CK: Ich fahre gerne Fahrrad und liebe unseren Garten. Wir hatten als Familie früher einen sehr großen Gemüsegarten. Es ist so schön, wenn man sich aus seinem eigenen Anbau ernähren kann.

Haben Sie für dieses Jahr schon konkrete Urlaubspläne?

CK: Ja, die gibt es immer schon relativ früh! Wenn an Weihnachten die ganze Familie zusammenkommt, dann nehmen wir uns die Zeit, um den gemeinsamen Urlaub im nächsten Jahr zu planen. Wir mieten uns immer eine Ferienwohnung. In diesem Jahr werden wir nach Wien und Umgebung fahren. Wir lieben Wien einfach, da haben wir unseren Lieblingswirt. (lacht)

Kommen wir zum Self-Rating Test. Schätzen Sie bitte Ihre Fähigkeiten von null Punkten – völlig unbegabt – bis zu zehn Punkten - maximale Begabung – ein

Handwerkerin?

CK: Bei groben Arbeiten würde ich mir eine 8 geben, feine Sachen kann ich überhaupt nicht. Eine 0!

Optimistin?

CK: 9 Punkte.

Genießerin?

CK: 8 Punkte.

Vielen Dank, Frau Kickum, für das schöne und interessante Gespräch!

Das Team der CID-Geschäftsstelle. Von links: Tamara Haein, Andrea Eisen, Christiane Kickum und Claudia Kretzschmar. Bild: Marco Kleebauer

Redakteurin. Recherchiert und schreibt für online und im blättle. Immer unterwegs, ob bei einer politischen Diskussion, einem Unfall oder im Eins-zu-eins Gespräch mit ihren Interviewpartnern. Zimmerpflanzenbeauftragte im Redaktionsbüro. Steht in ihrer Freizeit auf dem Tennisplatz.
Telefon: 0906 / 977 598 - 22,  E-Mail: jwagner@donau-ries-aktuell.de