Die Gemeinde Holzheim gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Rain und liegt beschaulich und sehr ländlich direkt an der Landkreisgrenze zu Aichach. Hier hat die Unsinn Fahrzeugtechnik GmbH ihre Wurzeln und mittlerweile auch einen beachtlichen Firmensitz. Was spätestens im Jahr 1992 durch die Firmenübernahme von Rosa und Josef Unsinn begann, hat sich besonders in den vergangenen 20 Jahren zu einem stetig wachsenden Unternehmen entwickelt, das mittlerweile über 350 Mitarbeiter*innen am Standort Holzheim hat.
Reparatur und Produktion von Landmaschinen
Fangen wir von vorne an. Bereits 1958 gründete Leonhard Unsinn einen Landtechnikbetrieb, der im Umkreis von Holzheim schnell an Bekanntheit gewann. Die Unternehmensgründung basierte dabei auf einer langjährigen Familientradition. "Bereits mein Urgroßvater und mein Großvater waren Schmiede. Mein Vater hat diese Tradition nach dem Krieg einfach weitergeführt", erklärt Josef Unsinn, Sohn des Gründers, stolz. Anders als heute war es zur damaligen Zeit durchaus üblich, dass Schmiede auch für die Konstruktion und Fertigung von Landmaschinen und Anhängern zuständig waren. Auf dieser Basis errichtete Leonhard Unsinn, der vergangenes Jahr im Alter von 86 Jahren verstorben ist, bereits 1960 eine erste Werkstatt am Ortsrand von Holzheim. Über die Jahre kamen neben der Reparatur und Produktion von Landmaschinen auch der Handel mit Pkw und die Produktion von Güllefässern hinzu. Bis zum Juli 1991.
Brand als Wendepunkt der Unternehmensgeschichte
In diesem Jahr fiel das Unternehmen einem Brand zum Opfer. "Ein Blitzschlag hat die Halle 3 und unser komplettes Bürogebäude in Brand gesetzt und zerstört", erinnert sich Seniorchefin Sofie Unsinn zurück. Dieses Ereignis kann aus heutiger Sicht wohl als Wendepunkt in der Unternehmensgeschichte gesehen werden. In Folge übernahmen Rosa und Josef Unsinn die Unternehmensführung und auch die Produktionsschwerpunkte wurden umgestellt, wie Josef Unsinn erzählt: "Die Trendwende in der Landwirtschaft und fehlende Zukunftsaussichten in der Produktion und Reparatur von landwirtschaftlichen Geräten führte dazu, dass wir uns relativ früh auf die Produktion von Anhängern spezialisiert haben. Wir wollten unabhängig von der regionalen Landwirtschaft sein und auch deutschlandweit Kunden erreichen." So entstand ein großes Sortiment an verschiedenen Modellen, als Klassiker gilt bis heute der U822 – ein Kastenanhänger mit Bordwänden aus Holz. "Am Beispiel des U822 kann man gut erklären, wie sich das Unternehmen seither entwickelt hat", so Josef Unsinn. Früher habe ein einzelner Mitarbeiter in der Fertigung acht Stunden pro Anhänger gebraucht, heute sind es bis zur Endabnahme durchschnittlich nur 38 Minuten, erzählt er.
Firmenphilosophie von Mitarbeiternähe geprägt
Obwohl sich Unsinn in den letzten Jahren kontinuierlich auf allen Ebenen weiterentwickelt hat, liegt es der Unternehmensführung besonders am Herzen, den Charakter des Familienunternehmens zu erhalten. "Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter ist ein zentraler Baustein für unseren Gesamterfolg. Viele langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben unsere Unternehmensgeschichte entscheidend mitgeschrieben", erzählt Rosa Unsinn stolz. "Wir haben einige Mitarbeiter, die bereits seit 1992 bei uns arbeiten, viele weitere sind über die Jahre dazugekommen und machen Unsinn zu dem, was es heute ist", erklärt Geschäftsführer Bregler. Zur Firmenphilosophie gehört neben der Mitarbeiternähe auch das Vertrauen in den Standort Holzheim. "Hier liegen die Wurzeln von Unsinn und die Zusammenarbeit mit der Gemeinde, dem Gemeinderat, Bürgermeister Josef Schmidberger und Altbürgermeister Robert Ruttmann ist etwas ganz Besonderes. Außerdem haben wir hier im ländlichen Raum die Möglichkeit flächenmäßig zu wachsen", erklärt Geschäftsführer Gunnar Bregler. So sind in den letzten Jahren neue Produktionshallen und ein komplett neues Bürogebäude entstanden, das 2019 in Betrieb genommen wurde.
Fokus auf Individualisierung und Flexibilität
Um auch in den nächsten Jahren ein entsprechendes Wachstum zu garantieren, hat sich das Unternehmen klare Ziele gesetzt. "Wir wollen in Zukunft ein größeres Augenmerk auf die Weiterentwicklung der Unternehmenskultur legen. Dazu gehört vor allem eine ausgewogene Work-Life-Balance unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Außerdem wollen wir in der Produktion neue Wege gehen und noch mehr Wert auf Individualisierung legen", so Bregler. Dabei ist die Kundenorientierung seit jeher eines der Steckenpferde von Unsinn. "Es gibt keine Sonderanfertigungen, die wir nicht bearbeiten. Wir können deshalb behaupten, der flexibelste Anhängerproduzent in Europa zu sein", erklärt Josef Unsinn stolz. So seien in den letzten Jahren fast schon skurril anmutenden Anhänger, wie z. B. ein Aufbau in Form eines hochhackigen Damenschuhs oder ein Anhänger zum Transport eines Helikopters entstanden.
Stetiges Wachstum seit 1992
Seit über 20 Jahren geht es bei Unsinn Fahrzeugtechnik stetig bergauf. So hat man es u.a. geschafft, den Gesamtumsatz seit 1992 alle fünf bis sieben Jahre zu verdoppeln. Ähnlich sieht es in der Produktion aus. "Wir sind 1992 mit 203 Anhängern gestartet, mittlerweile produzieren wir pro Jahr mehr als 14 000 Fahrzeuge", weiß Gunnar Bregler. Dieses Wachstum spiegelt sich auch in der Auszeichnung „Bayerns Best 50“ wider, die Unsinn 2021 bereits zum dritten Mal für "dynamische Entwicklung, organisches Wachstum und solide Finanzierung" erhalten hat. Ein Erfolg, der laut Unternehmensführung nicht nur auf die Produkte, sondern vielmehr auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurückzuführen ist.
Die Unsinn Fahrzeugtechnik GmbH hat in den letzten 30 Jahren eine beachtliche Erfolgsgeschichte "made in Holzheim" geschrieben. Trotz der Erfolge der Vergangenheit ist der Blick aber stets nach vorne gerichtet. Außerdem ist mit Josef Unsinn (Jr.) bereits die nächste Generation im Unternehmen tätig. "Ich würde mir wünschen, dass wir in den nächsten Jahren ein ähnliches Wachstum vorweisen können wie die Jahre zuvor. Neben neuen Gesichtern ist es uns dabei ein großes Anliegen, möglichst viele alte Gesichter bei Unsinn zu behalten", so Geschäftsführer Gunnar Bregler und Josef Unsinn fügt mit einem Augenzwinkern an: "Wenn ich auf die letzten 30 Jahre zurückblicke und eine Sache ändern könnte, hätten wir vielleicht doch früher mit der Produktion von Anhänger beginnen sollen."