Seit vielen Jahren engagiert sich Sonja Gerstmayr schon für den Tierschutz. Sie selbst ist mit Tieren aufgewachsen und besitzt mittlerweile auch Pferde. Vor rund vier Jahren trifft sie die Entscheidung, eine Mischlingshündin aus einer rumänischen Tötungsstation bei sich ein Zuhause zu geben. Seitdem wohnt die mittlerweile fünfjährige Mischlingshündin Smiley bei ihr. Anfangs, sagt die 43-Jährige, war Smiley sehr schüchtern: „Ich war froh, dass ich sie anfassen durfte.“ Durch viel Training und den Besuch einer Hundeschule hat Smiley viel gelernt. Sie ist mittlerweile aufgeschlossen, freundlich, folgt auf Kommandos und bleibt ruhig liegen. Dass Smiley einmal Therapiehund werden würde, daran hat die Gesundheits- und Krankenpflegerin lange keinen Gedanken verschwendet: „Ich habe immer gesagt, Arbeit und Privates möchte ich trennen.“
Erst nach und nach habe sich die Idee gefestigt, dass Smiley psychisch Erkrankten helfen und dabei selbst noch lernen könnte. „Smiley ist ein Hund mit Handicap. Sie hat in vielen Situationen immer noch Angst, aber sie trainiert und wir versuchen gemeinsam ihre Ängsten zu schmälern. Sie ist ein Vorbild für Patienten, die auch mit Ängsten kämpfen und diese überwinden müssen.“ Ehe Sonja Gerstmayr ihre Hündin erstmals zur Arbeitsstelle mitnehmen konnte, schrieb sie ein detailliertes Konzept und absolvierte eine spezielle Ausbildung mit Smiley. Diese stellte ihr und ihrer Hündin ein Zeugnis aus.
Smiley leistet wichtigen Auftrag in der Gesellschaft
Als Gesundheits- und Krankenpflegerin im Bezirkskrankenhaus betreut Sonja Gerstmayr psychisch Erkrankte nach einem stationären Aufenthalt oder begleitet sie bei ambulanten Therapien. Sie leistet damit Präventionsarbeit vor neuen stationären Krankenhausaufenthalten. „Die Patienten sollen durch meine Betreuung nicht die Anbindung an die Psychiatrie verlieren“, sagt sie. Manchmal, so Gerstmayr, reiche es schon, wenn Smiley einfach dabei ist. Denn dann läge der Fokus „einfach mal nicht“ auf der Krankheit. Einfache Dinge, wie das Haus zu verlassen und nur kurz in den Garten gehen, fallen manchen Patient*innen sehr schwer, erzählt Sonja Gerstmayr. „Wenn Smiley dabei ist, fällt vielen der Gang nach draußen einfacher. Schließlich müsse ein Hund ja in den Garten“, schmunzelt sie. Die Resonanz von ihren Patient*innen sei durchweg positiv gewesen: „Manche meiner Patienten hatten früher einmal selbst Tiere, sind nun aber aufgrund ihrer Krankheit nicht mehr in der Lage sich um ein Tier zu kümmern. Daher freuen sie sich umso mehr, wenn Smiley mit dabei ist.“
Wer möchte darf Smiley streicheln, ihr Leckerlies füttern, mit ihr einen Spaziergang machen oder Kommandos üben. „Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Oxytocin und Serotonin – also die sogenannten Kuschel- und Glückshormone – steigen, wenn man einen Hund streichelt“, sagt die 43-Jährige.
Etwa drei Mal pro Woche nimmt Sonja Gerstmayr Smiley mit an ihre Arbeitsstelle, anstrengend sei die Therapie nicht nur für ihre Patient*innen, sondern natürlich auch für Smiley. Dennoch ist die Freude bei der Kranken- und Gesundheitspflegerin groß, dass Smiley eine neue Aufgabe hat: „Alle profitieren davon: In erster Linien die Patientinnen und Patienten, die den Hund führen und füttern dürfen und dank des Tiers sich leichter öffnen; der Hund selber, der aus dem Tierschutz kommt und früher keine guten Erfahrungen mit Menschen gemacht hat, und natürlich ich als Hundebesitzerin, die sich darüber freut, dass meine Smiley mich auch während der Arbeit begleitet.“