Sie ist der langsamste Zufluss zur Donau und wird oft als kurvenreichster, fischreichster und einer der schönsten Wasserläufe Bayerns beschrieben. Ab Donauwörth fließt ihr Wasser mit Europas zweitlängstem Fluss durch zehn Länder Richtung Schwarzes Meer.
Im Dialekt wird die Wörnitz oft „Wenz“ genannt. Seinen Namen hat der Fluss übrigens von den Kelten. Sie nannten die Wörnitz „Warantia“, „die sich Krümmende“. Weil sie sich bis heute weitgehend naturbelassen in vielen Schleifen und Bögen bildet, wird sie auch heute noch „Schlangenfl uss“ genannt. Mit mehreren Flussschwimmbädern, Ruderbootanlegestellen und dem Wörnitzradweg, der vielerorts dicht am Ufer entlang verläuft, ist die Wörnitz auch Magnet für Ausflügler*innen und Tourist*innen.
Wo Ochsen die Wasserpumpe bewegten
Das Barockschloss Schillingsfürst überragt das kleine Städtchen auf einem Bergsporn der Frankenhöhe. Das Schloss, welches früher die Fürsten zu Hohenlohe-Schillingsfürst beheimatet hat, ist heute für Besucher*innen zugänglich. Weiter unten in der Stadt entspringt die Wörnitz. Die Quelle am Ende des Hirtengäßchens ist in einen Brunnen gefasst. Von dort nimmt der 132 Kilometer lange und kurvenreiche Fluss seinen Lauf in Richtung Süden zur Donau.
Im deutschsprachigen Raum einzigartig in Schillingsfürst ist die historische Ochsentretanalage von 1702. Das Pumpwerk diente einst zur Wasserversorgung des gut einen Kilometer entfernten Schlosses. Betrieben wurde die Wasserpumpe mit Hilfe von Ochsen, die auf einer schiefen Ebene bergauf laufen mussten. Im Brunnenhausmuseum kann die Tretscheibe und die Antriebstechnik besichtigt werden. Außerdem sind im Museum Ausstellungsstücke zu Wohnkultur, Handwerk und Landwirtschaft aus dem ausgehenden 18. und 19. Jahrhundert zu entdecken.
Auf mittelalterlichen Spuren
2014 zeichnete der Focus Dinkelsbühl als „schönste Altstadt Deutschlands“ aus und der US-amerikanische Nachrichtensender CNN hat das mittelfränkische Städtchen als eine der schönste Städte Europas bezeichnet. Regelmäßig wird die Stadt an der Romantischen Straße von Reiseführern und Institutionen ausgezeichnet und empfohlen. Unzählige Gäste und Besucher*innen aus Nah und Fern besuchen jedes Jahr die Stadt. Ein Stadtrundgang startet am „Haus der Geschichte“, das über 800 Jahre Reichsstadtgeschichte erzählt. Vorbei an mittelalterlichen Türmen und Toren, verwinkelten Gassen, prächtigen Giebelhäusern, eindrucksvollen Fachwerkbauten und romantischen Plätzen gelangt man zum Zeughaus der Kinderzeche. Das Gebäude wird als Museum für den Fundus der Kinderzeche, ein farbenprächtiges historisches Festspiel, das jährlich im Juli stattfindet. Vorbei an Dinkelsbühls historischer Altstadt, windet sich die Wörnitz dann weiter entlang des Hesselbergs.
Fluss und Teich verstehen
In Wassertrüdingen, der Stadt am Hesselberg, macht die Wörnitz eine Kurve, um dann weiter in Richtung Süden ins Ries zu laufen. Das ehemalige Markgrafenstädtchen besitzt ein Museum, in welchem Besucher*innen die Wörnitz von einer ganz anderen Seite kennenlernen können. Das barrierefreie Museum entführt in die faszinierende Welt des heimischen Flusses. Auf zwei Ebenen laden Mitmach-Stationen zum Sehen, Fühlen, Hören und Staunen ein. Besucher*innen erfahren alles rund um Fluss- und Teichlandschaften, ihre Entstehung, Besonderheiten und Lebewesen. Ein weiteres Highlight für Groß und Klein ist das große Aquarium mit heimischen Fischen. Im Dachgeschoss finden immer wechselnde Sonderausstellungen statt. Kurz nach Wassertrüdingen verlässt die „Wenz“ den Landkreis Ansbach und fließt von nun durch das Donau-Ries.
Der schiefe Turm von Munningen
Der schiefe Turm von Pisa in Italien ist weithin bekannt – vom schiefen Turm von Munningen erfährt man, wenn man entlang der Wörnitz in Richtung Süden unterwegs ist. Kurz nach Oettingen fließt die Wörnitz östlich an der 1 700-Seelen-Gemeinde vorbei. Den schiefen Kirchturm der katholischen Pfarrkirche St. Peter und Paul sieht man schon von weitem – er ist das Wahrzeichen von Munningen. Der Unterbau des Turmes stammt im Kern aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts, der Oberbau kam in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dazu. Auffällig ist der 41 Meter hohe Turm durch seine deutliche Schieflage. Er neigt sich 1,41 Meter nach Westen. Seit über dreißig Jahren wird der Turm gestützt. Mehrere bis zu zwanzig Meter lange Betonsäulen im Untergrund sollen eine weitere Absenkung verhindern
Einzigartiges Gestein am Wennenberg
Zwischen Alerheim und Rudelstetten schlängelt sich die Wörnitz vorbei am Wennenberg. Die 461 Meter hohe Anhöhe ragt als Teil des Inneren Kraterrings aus der Landschaft heraus. Er ist Start- und Zielpunkt des 7-Hügel-Wegs und bietet eine wunderbare Aussicht über das ganze Ries.Bereits in der Jungsteinzeit siedelten sich hier Menschen an, was Funde belegen konnten. Dicht vorbei am Wennenberg führte eine wichtige Römerstraße zur römisch Losodica in Munningen und weiter zum Limes. Im Dreißigjährigen Krieg fand am 3. August 1645 hier die Schlacht von Alerheim statt. Bayerisch-kaiserliche Truppen und die französisch-weimaranisch-hessische Armee trafen am strategisch wichtigen Wennenberg aufeinander. Unter schweren Verlusten endete die Schlacht mit einem französisch-alliierten Sieg. Im 19. Jahrhundert legte die Alerheimer Brauerei zwei Bierkeller im Felsen des Wennenbergs an, um dort Bier kalt zu lagern. Bis 1941 waren die Bierkeller mit Kegelbahn beliebtes Ausflugsziel.
Einzigartig ist der Wennenberg auch aus geologischer Sicht. Das durch das Riesereignis vor 14,5 Mio. Jahren entstandene kristalline Grundgebirge, aus dem der Wennenberg größtenteils besteht, ist mit einem sehr dichten Gestein durchzogen. Der sogenannte „Wennenbergit“ ist in geologischen Fachkreisen bekannt und in dem kleinen Steinbruch am Plateau des Wennenbergs aufgeschlossen.
Ein verschwundenes Lustschloss
Am rechten Ufer der Wörnitz liegt der Harburger Stadtteil Schrattenhofen. Bereits 1209 lassen sich die Herren von Schrattenhofen in mehreren Urkunden nachweisen. Ihr Besitz ging 1595 an die Grafschaften Oettingen über. 1689 ließ Fürst Albrecht Ernst II. von Oettingen den Wald am Hang des Steinbergs in Richtung Appetshofen in einen Park umwandeln. Im sogenannten „Tiergarten“ befand sich ein Lustschloss, eine Falknerei und mehrere andere Gebäude. Ein prachtvoller Garten, steinerne Statuen, 16 Kanonen, eine Kapelle und sogar eine Kaserne rundeten das Schloss „Tiergarten“ ab. Doch nach dem Tod des Fürsten Albrecht Ernst II. im Jahr 1731 gerieten die Gebäude mehr und mehr in Verfall. 1737 zog die gräflich Oettingen-Wallersteinische Fayencenmanufaktur nach Tiergarten, bevor sie 1757 ins Dorf verlegt wurde. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das weithin berühmte Porzellan in Schrattenhofen hergestellt.
Vom damaligen Lustschloss Tiergarten ist heute kaum mehr etwas zu sehen. Das Bauwerk wurde abgebrochen und brauchbare Steine und Statuen für den Ausbau des Jagdschlosses in Hohenaltheim verwendet. Die Gärten wurden zu Feldern und Äckern umgewandelt. Nur noch ein Gedenkstein und eine Tafel erinnern an die kurze Geschichte des prächtigen Lustschlosses.
Als man in Donauwörth im „Saubad“ schwamm
Vorbei an der Harburg windet sich die Wörnitz ihrer Mündung in Donauwörth entgegen. Bevor sie am Donauspitz in die Donau fließt, führt die Wörnitz durch Donauwörths Altstadt Während es entlang der Wörnitz in Dinkelsbühl, Wassertrüdingen und Oettingen noch eine der wenigen Flussfreibäder Deutschlands gibt, sind die Tage, als man auch in Donauwörth die Wörnitz zum Schwimmen und Plantschen nutzte, längst vorbei. Am Mühlgrabenweg teilt ein kleiner Wasserfall die Wörnitz in zwei Flussarme, die am Fußgängersteg bei Heilig Kreuz wieder zusammenfinden. Der eine Teil der Wörnitz, der am Wehrgumpen geradeaus weiterfließt, der Mühlgraben, fließt direkt zur Stadtmühle. Der andere bildet nach dem Wehr ein natürliches Becken. Ab 1930 war es auch Frauen erlaubt, hier im Familienbad baden zu gehen. Vorher gab es lediglich Badehäuser für Männer an Donau und Wörnitz. Frauen mussten getrennt von den Männern einen eigenen Platz nutzen. Das kostenpflichtige Familienbad setzte sich schließlich durch – das Gebäude des heutigen Kanuclubs ist ein Überbleibsel aus dieser Zeit, es wurde als Badehaus genutzt. Das Familienbad ist nicht zu verwechseln mit dem bis heute geläufigen „Saubad“, das sich ein Stück weiter vorne am Mühlgraben befindet. Weil nicht alle Donauwörther*innen das Eintrittsgeld des Familienbads zahlen wollten oder konnten, sprangen sie am „Saubad“ kostenlos ins kühle Nass. Schweine haben dort allerdings nie gebadet, der Name geht zurück auf einen alten Flurnamen. 1960 wurde das Baden in Donauwörths Flüssen laut Stadtratsbeschluss verboten, drei Jahre später öffnete das Freibad am Schellenberg.