Im März 2020 gab es im Landkreis Neuigkeiten zum Thema Frauenfußball: Aus Spielerinnenmangel meldete der SC Athletik Nördlingen seine seit 1982 bestehende Frauenmannschaft vom Spielbetrieb in der Bezirksoberliga ab. Die Fußballlandschaft im Donau-Ries war um ein Team ärmer. Das sollte allerdings nicht lange so bleiben. Bereits im Mai 2021 formierte sich unter dem Dach des TSV 1861 Nördlingen eine neue Frauenmannschaft, die dann bereits zur Saison 2021/22 in den Spielbetrieb eingriff. Treibende Kraft hinter dieser Premiere beim TSV war Sarah Eberhardt, die auf den Verein zuging und in einer Abteilungsleiterversammlung die Verantwortlichen überzeugte und so den Weg für den Frauenfußball innerhalb des Nördlinger Traditionsvereins ebnete. Große Unterstützung erhielt sie dabei von Markus Klaus, der zum Vorstand des TSV 1861 Nördlingen gehört.
Querelen mit dem BFV um die Liga-Einordnung waren ein großes Thema zu Beginn der Gründung. Zunächst wurde überlegt, die Spielklasse des SC Athletik Nördlingen zu übernehmen und so direkt in der BOL (Bezirksoberliga) anzutreten. Dafür hätten jedoch 50 Prozent der SCA-Spielerinnen in die neue Mannschaft wechseln müssen. Da das nicht der Fall war und der Bayerische Fußball Verband auch den Einstieg in der zweituntersten Liga, der Kreisliga, ablehnte, begann die Geschichte der TSV-Frauen in der untersten Klasse, der Kreisklasse. „Das war die beste Entscheidung!“, ist sich Trainerin Melanie Hander sicher. Denn zunächst musste aus Spielerinnen, die aus 13 unterschiedlichen Mannschaften kamen, ein Team werden. „Bis man die Laufwege der Mitspielerinnen kennt, dauert es seine Zeit“, so Hander weiter. Nachteil der Kreisklasse waren jedoch die teilweise sehr weiten Strecken zu den Auswärtsspielen. Für die Saison 2023/24 hat der Verband beschlossen die beiden untersten Klassen, Kreisklasse und Kreisliga, zusammenzulegen, was sich positiv auf die zurückzulegenden Strecken auswirken soll.
Aufstieg in die Bezirksliga
Schnell gelang es der Frauenmannschaft ein eingeschworenes Team zu werden. Bereits in der ersten Saison sicherte sich das erste Frauenteam des TSV den Titel und den Aufstieg in die Kreisliga. „Lediglich zwei Punkte haben wir in unserer ersten Saison liegen lassen, weil wir einmal unentschieden gespielt haben“, erinnert sich die Trainerin an den Durchmarsch. Auch im zweiten Jahr setzte sich die Erfolgsgeschichte der Damen fort.
Am Ende wurde das Team zum zweiten Mal in Folge Meister und machte somit den Aufstieg in die Bezirksliga klar. „Wir haben schon einiges erreicht und haben noch großes vor. Der Wille ist da und die Spielerinnen können beißen“, ist Athletiktrainer Curd Jäckle schon voller Vorfreude auf die Herausforderungen in der höheren Liga.
Verantwortung auf und neben dem Platz
Auch B-Juniorinnen und D-Juniorinnen gibt es mittlerweile beim TSV Nördlingen. „Für die neue Saison haben wir bereits zwei Eigengewächse in den Kader aufgenommen“, freut sich Trainerin Melanie Hander. Der Altersdurchschnitt liegt im Kader bei 21 Jahren, die nötige spielerische Erfahrung und Gelassenheit bringt unter anderem Kapitänin Sarah Eberhardt ins Team. Die 30-Jährige, die maßgeblich zur Gründung der Damenmannschaft beigetragen hat, übernimmt im Team viel Verantwortung auf und neben dem Platz. „Auf dem Platz ist sie mein verlängerter Arm“, erklärt Melanie Hander und fügt lachend hinzu „manchmal haben ihre Worte mehr Gewicht als meine.“ „Wir ergänzen uns da einfach, denn als Trainerin kann und soll Melanie gar nicht alle Aufgaben übernehmen. Deshalb sorge ich im Team dafür, dass jeder Neuzugang Anschluss findet. Ich habe zu allen einen guten Draht, kümmere mich aber auch um Dinge wie die Trikots oder den Eiskoffer“, so die Kapitänin.
Von Saison zu Saison wolle man auch die Professionalität steigern. „Wir haben die Winterpausen, die schon sehr lang sind, bisher nicht optimal für die Fitness benutzt. Aber auch das soll sich ändern“, erklärt Curd Jäckle. Und auch die Öffentlichkeitsarbeit soll weiter ausgebaut werden, damit das Team noch mehr wahrgenommen wird. Innerhalb des Vereins sei man im Moment dabei, sich seinen Platz zu erarbeiten. „Uns ist klar, dass wir erst einmal Leistung bringen müssen, um zu zeigen, dass wir es ernst meinen“, sind sich die Verantwortlichen der Mannschaft einig.
Was bringt die neue Saison?
Ernst meint es die erste Frauenmannschaft des TSV 1861 Nördlingen auf jeden Fall. Auch in der kommenden Saison, die am 9. September mit einem Heimspiel startet, soll oben mitgespielt werden, so die einhellige Meinung der Spielerinnen. Die Hinrunde wird also der Gradmesser dafür werden, was das Team in der ersten Bezirksliga-Saison erreichen kann. Vielleicht sind die TSV 1861 Nördlingen Spielerinnen in der Saison 2023/2024 für eine Überraschung gut, frei nach dem Motto: Aller guten Dinge sind drei!