86720 Nördlingen
Zehn Jahre hatte sich Mendelssohn mit dem Stoff des alttestamentlichen Propheten Elias beschäftigt, bevor das Oratorium 1846 – ein gutes Jahr vor dem frühen Tod des Komponisten - in England uraufgeführt wurde. Schon 1837 kündigte er in einem Brief an, hier die Gelegenheit zu „recht dicken, starken, vollen Chören“ zu haben, und in der Tat: Den „Elias“ könnte man gut und gerne als „musikalischen Monumentalfilm“ bezeichnen.
Im ersten Teil des Oratoriums steht der Prophet mit seinem „Job“ als eifriger religiös-politischer Mahner im Mittelpunkt. Nachdem er einen Fluch über das Volk Israel ausgesprochen hatte, das immer mehr dem heidnischen Baalskult anhing, kommt es am Berg Karmel zu einem Showdown mit den Baalspriestern, bei dem Elias siegt und nach dreijähriger Dürre der lebensrettende Regen einsetzt. Darin eingebettet findet sich eine innige Episode, in der Elias den verstorbenen Sohn einer Witwe zum Leben erweckt. Im zweiten Teil wird ihm sein Prophetendasein zum Verhängnis, und Elias wird selbst zum Verfolgten. Desillusioniert zieht er sich in die Wüste zurück, um zu sterben. Aber er hat die Rechnung ohne Gottes Engel gemacht, die ihm den Weg zu neuen Aufgaben zeigen. In der legendären Gottesbegegnung am Berg Horeb fasst Elias Mut. Der Schluss des Oratoriums weist auf das Kommen des Messias hin.
In der solistischen Hauptrolle des Elias gibt es ein Wiederhören mit dem stimmgewaltigen Bass Felix Rathgeber. Durch zahlreiche Engagements an deutschen Opernhäusern bringt er viel Erfahrung in dramatischen Rollen mit. Darüber hinaus gehören fast alle gängigen Werke der Kirchenmusik zu seinem Repertoire. Die weiteren Rollen (König Ahab, Königin Isebel, Elias‘ Vertrauter Obadja, die Witwe, eine Knabenstimme u. a.) werden von den anderen drei Solisten verkörpert: Julia Küßwetter ist als Konzertsängerin in Deutschland weit darüber hinaus unterwegs und außerdem Dozentin für Gesang an der Berufsfachschule für Musik Dinkelsbühl und der Hochschule für Musik in Würzburg. Maria Pizzuto studierte u. a. in Israel. Neben ihren konzertanten Engagements unterrichtet sie Gesang und ist als Stimmbildnerin in verschiedenen Chören tätig. Christian Rathgeber studierte in Mainz u. a. bei Prof. Andreas Karasiak. Sein Schwerpunkt liegt auf Tenorpartien von “Alter Musik” bis Mendelssohn, die ihm eine rege Konzerttätigkeit europaweit und darüber hinaus ermöglichen. Als gewichtiger instrumentaler Begleiter fungiert das sinfonisch besetzte Oettinger Bachorchester mit Konzertmeister Günter Simon an der Spitze. Mit rund 90 Sängerinnen und Sängern ist die Kantorei St. Georg in den Rollen als Volk Israel, Baalspriester oder Engel Träger der Handlung, bildet aber auch Ruhepole in reflektierenden Chören.
Das Konzert findet im Rahmen der diesjährigen Rieser Kulturtage statt. Karten gibt es bei der Tourist-Information Nördlingen (09081/84116), die Abendkasse öffnet um 17 Uhr. (pm)