Objekte aus den Donauwörther Museen in Erfurt und Berlin.
Donauwörth - Die Donauwörther Städtischen Museen erreichten im Frühjahr zwei Leihanfragen von Museen aus der Bundesrepublik, die nicht nur gerne erfüllt wurden, sondern zu einem wertvollen Erkenntnisgewinn über eines der Exponate führten: Die Planungen für die Ausstellung „Als Fels errichtet, um zu danken.“ - Synagogenbau im Mittelalter, die in der Alten Synagoge Erfurt gezeigt wird, löste in Donauwörth eine eingehende Beschäftigung mit einer Eisentüre aus dem Haus der Stadtgeschichte aus: Bisher war bekannt, dass sie als Türe zur Schatzkammer des Rathauses eingesetzt wurde und ursprünglich aus der Mangoldsburg stammt. Durch die außergewöhnliche Gestaltung der Beschläge wurde aber immer wieder auch diskutiert, ob ein ursprünglich jüdischer Zusammenhang nicht ebenso wahrscheinlich sein könnte. Für eine weitere, sehr ähnlich gestaltete Türe aus Mödling in Österreich ist nämlich gesichert, dass es sich um eine Synagogentüre handelt. Durch dieses Vergleichsbeispiel kann inzwischen mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass auch die Türe aus dem Bestand der Donauwörther Museen als Synagogentüre verwendet worden war.
So kam es zur Leihanfrage der Erfurter Kuratoren, dieses Türblatt in der Erfurter Sonderausstellung zeigen zu wollen - nun markiert es als besonderes Objekt den Eingangsbereich zur Sonderausstellung, die noch bis 17. Februar 2019 gezeigt wird. Eine Untersuchung von hochspezialisierten Metallrestauratoren hat inzwischen zudem ergeben, dass die Türe zwar mehrfach umgestaltet wurde, aber ganz sicher in der ersten Phase in das 14., wenn nicht in das 13. Jahrhundert zu datieren ist. Belegt ist, dass im Jahr 1518 die Juden aus der Stadt ausgewiesen wurden und nach 1521 die Synagoge abgebrochen und der jüdische Friedhof entfernt wurden. Damit kann mit gutem Grund angenommen werden, dass die Türe, die im Donauwörther Haus der Stadtgeschichte aufbewahrt wird, ursprünglich ebenfalls als Synagogentüre verwendet wurde. Damit zählt sie international zu den wenigen erhaltenen Zeugnissen mittelalterlicher Synagogen.
Doch noch ein zweites Exponat aus der Schatzkammer Donauwörther Bestände ist derzeit auf Reisen: Eine international beachtete Ausstellung wird im Martin-Gropius-Bau in Berlin gezeigt. „Bewegte Zeiten“ beleuchtet die Archäologie in Deutschland. Es ist gelungen, die bedeutendsten Funde der vergangenen Jahrzehnte zusammen zu tragen und – noch bis 6. Januar 2019 - zu präsentieren. Vom Plakat glänzt der Sensationsfund der Himmelscheibe von Nebra. Aus dem Bestand des Donauwörther Archäologischen Museums sind Objekte in die Berliner Ausstellung in den Konzeptbereich „Mobilität und Fortbewegung“ integriert: Dies sind die besonders gut erhaltenen Hängestöcke eines römischen Reisewagens aus dem 2./3. Jahrhundert mit den fein gestalteten Löwenköpfen und das Leichenbrand-Gefäß des Acisius aus dem 1./2. Jahrhundert. Diese Urne war bei Grabungen in den 1970er und 1980er Jahren in einem Römischen Gräberfeld in Oberpeiching geborgen worden. Ihre Besonderheit ist es, dass die Gefäßform nur in den östlichen Provinzen Noricum oder Pannonien vorkommt. So liegt es nahe, dass Acisius auf einer Reise in diese Provinzen verstarb, eingeäschert wurde und seine sterblichen Überreste in einer mit seinem Namen markierten Urne in die Heimat zurück gebracht und bestattet wurde.
Die Museen der Stadt Donauwörth haben sich sehr gerne mit den Objekten an beiden Ausstellungen beteiligt, ein besonderer Wissensgewinn hat sich im Zuge dessen für die Eisentüre ergeben. Es ist daran gedacht, diese Türe im Rahmen einer vergleichenden Studie mit der Synagogentüre aus Österreich noch genauer zu untersuchen. Dabei soll zum Beispiel die Frage geklärt werden, ob die Beschläge der Donauwörther Tür so, wie es bei der Mödlinger Türe der Fall ist, ursprünglich ebenfalls auf einem hölzernen Türblatt montiert waren. Reste von umgebogenen Nägeln, die heute ohne Funktion sind, sprechen dafür. (pm)
Info
„Als Fels errichtet, um zu danken.“ Synagogenbau im Mittelalter Alte Synagoge, Erfurt 22.08.18-17.02.19 https://juedisches-leben.erfurt.de/jl/de/service/aktuelles/ausstellungen/2018/129330.html Bewegte Zeiten Martin-Gopius-Bau, Berlin 21.09.18 – 06.01.19 https://www.smb.museum/ausstellungen/detail/bewegte-zeiten.html