Wie geschaffen für den romanischen Kirchenraum der Klosterkirche Auhausen wählten die künstlerischen Leiter der beiden Chöre Nikolaas Scheer und Volker Hagemann die Worte eines uralten Antiphons, eines liturgischen Wechselgesangs als Motto für ihr Konzert : „O Magnum Mysterium - O großes Geheimnis“. Die sieben sogenannten O - Antiphone , die in der kirchlichen Liturgie den letzten sieben Adventstagen zugeordnet sind, drücken den freudigen Charakter der Adventszeit aus und knüpfen an das Alte Testament an.
Im Konzert führten sie als Roter Faden durch das Programm. Nicht in lateinischer Sprache, sondern auf Deutsch , vertont vom zeitgenössischen estnischen Komponisten Arvo Pärt in der Tradition kirchlicher Wechselgesänge, wurden sie vom Gemeinschaftschor interpretiert. Gemäß der Intention des Komponisten nach Einfachheit, Spirtualität und Verinnerlichung verstanden es die beiden Chorleiter gekonnt, ihre jugendlichen Sänger und Sängerinnen zu überragenden Leistungen zu bringen:
Hohe Kunst zeigten sie durch ihr Mitgehen beim An- und Abschwellen des Tons, im Halten der Spannung zwischen sehr hohen Soprantönen und sehr tiefen Basstönen. Im 7. Antiphon “ O Emmanuel“ steigerte sich der Chor in hoher Dramatik.
Die musikalische Reise führte durch unterschiedliche Jahrhunderte und Regionen der Welt, auch einige junge Komponistinnen und Komponisten waren mit interessanten Werken vertreten. Francis Poulenc, ein französischer Komponist des 20. Jahrhunderts trug vier Motetten zur Weihnachtszeit bei, bei denen besonders die klaren Sopranstimmen glänzen konnten. In einem rhythmisch-lautmalerischen Lied aus Puerto- Rico von Juan M.V. Garcia , einem jungen Komponisten und Musikpädagogen, der in Weimar lehrt brachte der Jugendchor sein vielfältiges Können und Temperament zu Gehör, indem er pfiffig die Kontraste zwischen Melodie und rhythmischen Elementen herausarbeitete.
Wunderbar auch die Interpretation des dreiteiligen Werks von Peter Cornelius durch das Vokalensemble Crescendo: Ein Gesangstrio mit ihren klaren Stimmen bildete durch melodischen Gesang den Gegenpol zum choralartigen Gesang des Hintergrundchors. Ein variantenreiches, aus an - und abschwellendem Summen bestehendes anspruchsvolles Musikstück der jungen Amerikanerin Caroline Shaw „And the Swallow“ zeigte die Klasse dieses Ensembles.
Abwechslungsreich machte der Einsatz einer durchgehenden Basslinie durch einen Kontrabass die Kompositionen des Heinz Werner Zimmermann, differenziert interpretiert durch den Jugendchor. Es war ein Wechsel der beiden hochkonzentrierten Ensembles, unterbrochen durch gemeinsame, ebenso homogene Auftritte, dirigiert im Wechsel von beiden Dirigenten. Dies mündete in einem weiteren Höhepunkt des Abends, der von Volker Hegemann dirigierten Doppelchorbearbeitung des schwedischen Komponisten Jan Sandström des Lieds „Es ist ein Ros entsprungen“ von Michael Praetorius: Aus einem vielstimmigen Summen, einem achtstimmigen Summchor als Klangteppich erhob sich der Choral aus dem hinteren Kirchenraum. Ein erhebendes Klangereignis!
Der letzte Höhepunkt nun das “Stille Nacht“ von Berthold Hummel, gestorben im Jahre 2002 in Würzburg:
Aus einem Klanggewirr aus Dissonanzen, dann dem gesprochenen Text des Weihnachtslieds erhob sich die altbekannte Weise, erneut stellten die Choristen der beiden Vokalgruppen ihre hervorragenden Einzelstimmen, wie auch ihren homogenen Gesamtklang mit ihrer Fähigkeit zu einem biegsamen und differenzierten Chorgesang unter Beweis.
Mit ihrem Dank für die „herzensberührende Einstimmung auf den Advent“ und die anrührende musikalische Reise verabschiedete Ute Vieting als Vorsitzende von Musica Ahuse e.V. all die begabten jungen Menschen mit ihren künstlerischen Leitern Nikolaas Scheer und Volker Hagemann, nicht ohne auch dem engagierten Team des Vereins und allen Helfern zu danken. (pm)