Harburg: Pächter der fürstlichen Burgschenke bangen um ihre Existenz

Die fürstliche Burgschenke auf der Harburg. Bild: Diana Hahn
Seit 13 Jahren sind Christiane und Volker Singwald die Pächter der fürstlichen Burgschenke auf der Burg Harburg. Das könnte sich bald ändern.  Durch den 2015 eingeführten Eintritt, der auch dann bezahlt werden muss, wenn man nur in die Burgschenke möchte, bleiben den Pächtern die Gäste aus. Die wirtschaftliche Lage des Ehepaars hat sich so zugespitzt, dass sie nicht wissen, wie lange sie noch durchhalten. Friedrich Hertle, Vorstand der gemeinnützigen Fürst zu Oettingen-Wallerstein Kulturstiftung Harburg, glaubt nicht, dass der Eintritt den Pächtern Probleme bereitet.
Harburg - Die Verzweiflung und die Wut sind Volker und Christiane Singwald deutlich anzumerken, wenn sie von ihren Problemen berichten: „Seit 2003 sind wir Pächter der fürstlichen Burgschenke auf der Burg Harburg. Bis 2015 lief alles wunderbar. Dann haben die Verantwortlichen den Eintritt eingeführt, den man bezahlen muss bevor man den Hof der Burg betritt.“ Dieser Eintritt muss auch dann entrichtet werden, wenn man nur zur Burgschenke möchte. Im Hof selbst, können die Besucher einen Brunnen besichtigen und den Burgladen betreten. Wer eine Führung machen möchte um das Innere der Burg zu besichtigen kann das tun, wenn er sich für eine Führung anmeldet und diese bezahlt. Die Singwalds sind mittlerweile verbittert: „Es geht uns nicht darum, dass wir nicht verstehen, dass für den Unterhalt der Burg Gelder generiert werden müssen“, so Volker Singwald „aber unsere Stammkunden bleiben weg und unser wirtschaftliches Überleben ist nicht mehr gesichert“. Es ginge ihnen vor allem auch um ihre Mitarbeiter. „Wenn sich nichts an der Lage ändert, dann müssen wir wahrscheinlich noch im Juli erste drastische Maßnahmen einleiten“, zeigt sich Volker Singwald besorgt.
Kein Konsens möglich
Das Pächterpaar fühlt sich in der Situation vollkommen allein gelassen. „Jeden Tag müssen wir uns die Beschwerden der Gäste anhören, die es nicht nachvollziehen können, dass man für den Besuch eines Restaurants Eintritt bezahlen muss. Die Diskussionen zehren an unseren Kräften, die wir eigentlich für den laufenden Betrieb benötigen“, so Christiane Singwald.  Natürlich habe man sich mit Leonhard Dunstheimer, dem stellvertretenden Vorsitzenden und Friedrich Hertle, dem Vorstand der gemeinnützigen Fürst zu Oettingen-Wallerstein Kulturstiftung Harburg auch schon zusammengesetzt. Zu einem Konsens sei man allerdings nicht gekommen. Auch auf Lösungsvorschläge der Singwalds seien die Verantwortlichen nicht eingegangen. „Wir haben mehrere Lösungsansätze vorgeschlagen. Zum einen könnte man die Kasse doch so versetzen, dass der Weg zu unserem Restaurant frei bleibt. Oder man könnte den Gästen, die eine Rechnung der Burgschenke vorweisen können, den Eintritt an der Kasse erstatten. Aber darauf kam keinerlei Reaktion“, schildert Volker Singwald die Lage.
Die Beiden fragen sich mittlerweile, wofür sie überhaupt Pacht bezahlen, denn in ihrem seit 2003 bestehenden Pachtvertrag ist auch die Terrasse ein Bestandteil der Schenke. „Wir sind davon ausgegangen, dass das auch das Ambiente für unsere Gäste beinhaltet“, so Christiane Singwald. Eigentlich wollten wir eine gütliche Einigung erzielen, da wir uns gut vorstellen können, auch in Zukunft Pächter der Burgschenke zu bleiben. Wir haben soviel Herzblut in unser Restaurant gesteckt. Aber mittlerweile ist die Frustration sehr hoch“, sagt Volker Singwald und fügt hinzu “ wir erhalten nämlich auch Beschwerden, dass es auf den Schildern nicht ersichtlich ist, dass auch dann ein Eintritt zu entrichten ist, wenn man nur in die Schenke möchte. Auch darauf haben wir die Verantwortlichen hingewiesen. Geändert hat sich aber nichts.“ Vor allem an Sonntagen sei das Ausbleiben der Gäste deutlich zu spüren: „Sonntags ab 16 Uhr können wir eigentlich zusperren. Früher waren an diesen Tagen alle Plätze voll besetzt“, schildert Christiane Singwald die Lage. Als Grund für das Ausbleiben der Gäste sehen die beiden ganz klar dem Eintritt. „Wir bekommen das ja mit, wenn die Gäste abdrehen und sich anschließend telefonisch oder per Email beschweren. Oft ist in den E-Mails von Wegezoll die Rede. Sie müssen nur überlegen, was der Eintritt für eine vierköpfige Familie bedeutet, die spontan einen Kaffee trinken möchte. Die bezahlen schon 12 Euro, nur damit sie zu uns kommen dürfen. Das macht keiner mit. 50 Cent bekommen Sie zwar bei uns wieder, aber darauf wird an der Kasse oft nicht hingewiesen“, macht Volker Singwald, der gelernter Koch und Betriebswirt ist, seinem Ärger Luft. Sehr ärgerlich sei vor allem, dass auch Gäste, die eine bevorstehende Feier besprechen möchten, nicht vom Eintritt verschont bleiben.
Friedrich Hertle glaubt nicht daran, dass der 2015 eingeführte Eintritt dazu führt, dass die Singwalds Gäste verloren haben: “ Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Eintritt die Singwalds so beeinträchtigt. Es ist schon möglich, dass sie dadurch 50-60 Stammgäste verloren haben, aber dafür besuchen ja auch ganze Reisegruppen die Burgschenke“, so Hertle. Im letzten Jahr habe man, so der Vorstand, auf der Burg 60000 Besucher gezählt. Bei solchen Zahlen könne er sich nicht vorstellen, dass die Existenz der Singwalds bedroht ist. „Ich bin auch oft hier oben und sehe wie viele Besucher hereinströmen. Ich würde nicht sagen, dass die Singwalds unter dem Eintritt leiden müssen“, so Hertle. An diesem lasse sich auch nicht rütteln: „Der Eintritt wird definitiv bleiben“, sagt Hertle und begründet es damit, dass die Stiftung Geld brauche, um die Burg zu erhalten und zu renovieren. Außerdem habe man beobachtet, dass viele Besucher sich den Burghof angesehen und die Aussicht genossen haben, dann aber keine Führung gebucht haben, so Hertle zu den weiteren Gründen. Auch gäbe es keine Möglichkeit, dass Kassenhaus weiter nach oben zu verlagern. „Es ist sogar geplant, dass die Kasse weiter nach unten verlagert werden soll“, erläutert Hertle die Pläne der Stiftung.
"Wir sind zu weiteren Gesprächen bereit"
Auch die fehlenden Hinweise auf den Schildern, sieht Friedrich Hertle als unproblematisch: „An der Kasse sehen die Besucher ja, dass es Eintritt kostet. Sie können sich dann entscheiden, ob es ihnen das wert ist. Auf anderen Burgen ist dieses Vorgehen schon lange gängige Praxis“, erklärt Hertle. Er gehe auch davon aus, dass die Singwalds in Zukunft auch noch mehr von den Veränderungen auf der Burg profitieren werden: „Wir wollen die Attraktivität der Burg weiter steigern und dann werden natürlich noch mehr Besucher kommen. Wir gehen davon aus, dass das in Zukunft bis zu 100 000 Gäste pro Jahr sein können.“  Zu den Vorwürfen, dass auch Gäste, die eine bevorstehende Feier besprechen möchte, Eintritt bezahlen müssen, sagt Hertle: „Das liegt in der Verantwortung der Singwalds. Wenn die Singwalds das bei uns anmelden, geben wir die Informationen an die Kasse weiter und dann brauchen die angemeldeten Personen natürlich keinen Eintritt bezahlen“, so der Vorstand der Stiftung. Außerdem gelte der Eintritt ja auch nur zwischen 10 und 17 Uhr. In der Zeit davor und danach, sei der Eintritt ja ohnehin frei. Auf die Frage, wie es weitergehen soll, sagt Friedrich Hertle: „Wir haben uns mit den Singwalds schon öfter getroffen und sind auch zu weiteren Gesprächen bereit.“
Auch Volker und Christiane Singwald möchten nicht aufgeben: „Wir sind auf jeden Fall dazu bereit, nochmal miteinander zu sprechen.“ Bleibt zu hoffen, dass die beiden Parteien es schaffen, eine Lösung zu finden, mit der sowohl Pächter als auch Verpächter leben können.

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