(v.l.n.r): Oberst Jean-Babtiste Kabore, Landrat Stefan Rößle, Geschäftsträger Isidore Taro und Erster Botschaftsrat Pema Bationo. Bild: MK Fotografie
Hochrangige politische Vertreter der Botschaft von Burkina Faso besuchten vom 24. - 26. Juni den Landkreis Donau-Ries, um Landrat Stefan Rößle und seinen Einsatz für das Bildungswesen in Burkina Faso auszuzeichnen.

Ausgezeichnet wurde Landrat Stefan Rößle mit dem Chevalier de l'Ordre des Palmes Académiques burkinabè (Ritter des Ordens Palmes Académiques). Die Auszeichnung fand im Rahmen des Netzwerktreffens Burkina Faso am 25. Juni im Landratsamt statt. Engagierte aus dem Landkreis und benachbarten Regionen stellten hier ihr Engagement für Burkina Faso vor, bei dem mit über 700.000 Euro Spendengeldern, zehn Schulbauprojekte initiiert werden konnten.

Austausch

Rund zwanzig Teilnehmer aus sechs Kommunen trafen sich am Samstag den 25. Juni im Sitzungssaal des Landratsamts um sich mit Vertretern der Botschaft von Burkina Faso über ihre Beziehungen und Aktivitäten zu dem westafrikanischen Land auszutauschen. Bereits am Freitag war die Delegation bestehend aus dem Geschäftsträger Herrn Isidore Taro, dem ersten Botschaftsrat Herrn Pema Bationo und dem Verteidigungsattaché Oberst Jean-Baptiste Kabore für die Veranstaltung aus Berlin angereist.

Zum Auftakt des Treffens bedankte sich Geschäftsträger der Botschaft, Isidore Taro für das Engagement des Landkreises und aller Anwesenden sowie den herzlichen Empfang. In seiner Begrüßungsrede fand Taro anerkennende Worte für die Aktivitäten der Teilnehmenden und ging gleichzeitig auf die politische Situation seines Landes ein: „Burkina Faso wird immer wieder von Terroranschlägen heimgesucht, was mittlerweile zu fast zwei Millionen Binnenvertriebenen geführt habt. Ich möchte mich daher bei der Bevölkerung des Landkreises für die Solidarität mit unserem Land bedanken, die auch durch die Förderung der Schulbauprojekte zum Ausdruck gebracht wird“, so der Geschäftsträger.

Zusammenarbeit seit 2018

Die erwähnte Zusammenarbeitet begann im Jahr 2018, als der Landkreis sein Vorhaben startete, in der Provinz Poni, im Südosten Burkina Fasos, zwei Schulbauprojekte umzusetzen. Die Bürgerinnen und Bürger im Donau-Ries unterstützen diese Idee und ermöglichten durch ihre großzügigen Spenden von insgesamt 130.000 Euro den Bau einer Grundschule in Talière und den einer Mittelschule in Boussera. Das Besondere dabei war, dass das Landratsamt hierbei direkt in die Planungs - und Bauphase involviert war und in ständigem, engen Kontakt zu den Ansprechpartnern vor Ort stand. Die Grundschule in der Ortschaft Talière wurde 2019, die weiterführende Schule in Boussera 2020 eröffnet. Die Schülerzahlen sind seitdem stetig angestiegen. Um den Schülerinnen und Schülern das Lernen auch am Abend zu ermöglichen, meldete der Ansprechpartner vor Ort Anfang 2021 den Bedarf zur Elektrifizierung der Schule. Die Stadt Rain übernahm daraufhin die Finanzierung einer Solaranlage in Höhe von 5.000 Euro.

Rains Bürgermeister Karl Rehm bekräftigte seinen Wunsch, künftig die Partnerschaft der Stadt Rain mit der Partnergemeinde in Tougan wieder aufleben zu lassen. Und auch Landrat Stefan Rößle möchte die Beziehungen, die durch die Projektarbeit entstanden sind, weiter vertiefen und kündigte an, „leider konnten wir bei den Schuleröffnungen nicht anwesend sein, sobald es die politische und wirtschaftliche Situation erlaubt, möchten wir aber mit einer Delegation nach Burkina Faso reisen und die Schulen sowie unsere Partner vor Ort persönlich kennen lernen“. 

Projekt: Hotel Maternel

Eine treibende Kraft im Landkreis für das Engagement in Burkina Faso ist Josef Keller aus Genderkingen, der sein Projekt, das Hotel Maternel, vorstellte. Herr Keller unterstützt seit vielen Jahren mit großem persönlichen Einsatz Waisenkinder in der Hauptstadt Ouagadougou. Im Laufe der Jahre konnte er über 70.000 Euro an Spendengeldern für sein Hotel Maternel sammeln. Zusätzlich wurde durch eine Spendenaktion des Landkreises eine Küche für 13.000 Euro errichtet und im Jahr 2018 eingeweiht. Herr Keller hob vor allem die Wichtigkeit der vielen Spenden hervor, ohne die seine Arbeit nicht möglich gewesen wäre und betonte, dass durch die persönlichen Kontakte über all die Jahre sicher gestellt werden konnte, dass die gespendeten Gelder komplett dem Waisenhaus zu Gute kamen.

Josef Keller unterstützt zudem beratend die Stadt Rain in ihrer Partnerschaftsarbeit mit der Stadt Tougan und den Dachauer Verein Perspektiven für Burkina Faso. Dessen Aktivitäten wurden von Irmgard Hetzinger-Heinrici präsentiert. Gemeinsam mit Josef Keller war sie Anfang Juni nach Burkina Faso gereist um sich vor Ort ein Bild über die Bedürfnisse für den geplanten Schulkomplex des Vereins zu machen. Ursprünglich sollte eine Schule mit vier Klassenzimmern und Sanitäranlagen für 80.000 Euro gebaut werden. Nach dem Austausch mit den Verantwortlichen in Kogologho wird das Gebäude nun inklusiv gestaltet und zusätzliche Toiletten für Mädchen eingeplant. Die Kosten erhöhen sich damit auf 94.000 Euro, doch der Verein ist zuversichtlich die Gelder in den nächsten Monaten einwerben zu können.

Eine überraschende und interessante Demonstration erfolgte durch Wilhelm Kirchsteiner, der sich ebenfalls für das Dachauer Projekt einsetzt. Kirchensteiner stellte den Teilnehmenden seinen Solarkoffer vor, der es mit einfachen Mitteln ermöglicht, Strom zu erzeugen und so auch Einsatzmöglichkeiten bei den Schulbauprojekten bietet. Für seine Erfindung war Wilhelm Kirchsteiner im Mai mit dem Bayerischen Klimaschutzpreis ausgezeichnet worden.

Auch in weiteren Nachbarlandkreisen ist das Interesse an Burkina Faso groß. So engagiert sich die Gemeinde Buttenwiesen (LK Dillingen) seit 2019 für die Schule in Koudougou. Insgesamt 53.860 Euro an Spendengeldern konnten für den Bau von 3 Klassenzimmern , die Erweiterung des Schulkomplexes um eine Sportanlage sowie eine Solarstrom- und Wasserversorgungsanlage eingeworben werden. Bürgermeister Hans Kaltner hob hervor, dass es der Gemeinde von Anfang an wichtig gewesen sei, die Bevölkerung mit ins Boot zu holen und dass er tief bewegt sei vom großen Rückhalt, welches das Projekt bei den Bürgerinnen und Bürgern genieße. Er hoffe sehr, dass sich durch den Bau künftig weitere Beziehungen zur Schule entwickeln und sich auch ein Besuch in den nächsten Jahren realisieren lasse.

Für den Landkreis Günzburg war Herr Simon Paintner-Frei angereist um die Projekte des Vereins Hilfe für Burkina-Faso vorzustellen. Der Landkreis Günzburg realisiert gemeinsam mit dem Verein sein mittlerweile drittes Projekt in Gofia. Für 2023 ist der Aufbau einer landwirtschaftlichen Schule nach deutschem Vorbild geplant. Insgesamt wurden für die Projekte des Landkreises Günzburg bereits über 160.000 Euro an Spendengeldern aufgebracht.

Die Projekte der Familie Schmidt

In Vertretung stellte Carina Rösch, Koordinatorin für kommunale Entwicklungspolitik abschließend noch die Projekte der Familie Schmidt aus Asbach-Bäumenheim, welche für einen Kindergarten in Tikonti 41.500 Euro gespendet hatte sowie die überregionalen Projekte der Landkreise Karlsruhe (Sorgo/87.300 Euro) und Freudenstadt(Leguema/64.000 Euro) sowie von MdB Martin Patzelt( Kourbo-Mogo/60.000 Euro) aus dem Oder-Spree Kreis vor. Insgesamt flossen im Rahmen der Initiative 1000 Schulen für unsere Welt in die genannten Schulbauprojekte 708.000 Euro an Spendengelder, dadurch wird über 2.500 Kindern den Zugang zu einer besseren Bildung ermöglicht.

„Uns als Landkreis ist neben der finanziellen Unterstützung der Ausbau unserer freundschaftlichen Beziehungen ein wichtiges Anliegen. In unserer Nachhaltigkeitsstrategie haben wir uns vorgenommen, bis 2030 mindestens zehn Schulbauprojekte im Landkreis darin zu unterstützen, persönliche Kontakte in die Projektregionen aufzubauen. Durch das Arbeiten an gemeinsamen Projekten kann das Verständnis kultureller Unterschiede und Gemeinsamkeiten geschärft und gegenseitige Entwicklung angestoßen werden“, fasste Rösch zusammen.

Landrat Rößle ausgezeichnet

Anschließend folgte der feierliche Höhepunkt der Veranstaltung. Isidore Taro zeichnete Herrn Landrat Stefan Rößle für seinen Einsatz für das Bildungswesen in Burkina Faso mit dem Chevalier de l'Ordre des Palmes Académiques burkinabè aus. In seiner abschließenden Dankesrede zeigte sich Herr Rößle geehrt und erklärte „ wir freuen uns sehr, dass wir durch die zahlreichen Spenden viele Projekte in Burkina Faso anstoßen konnten, die vor Ort die Chancen der Kinder auf Bildung und damit auf eine gute Zukunft erhöhen. Genauso freue ich mich aber über die Freundschaft und Herzlichkeit, die uns von unseren Freunden und Partnern aus Burkina Faso immer wieder entgegengebracht wird und von der wir noch viel lernen können. Ich bin überzeugt, dass wir durch eine gemeinsame Zusammenarbeit in den kommenden Jahren noch viel positives bewirken können“.  (pm)