Dorferneuerung

Ein Treffpunkt für die Menschen

Unser Bild zeigt von links nach rechts Wolfgang Fackler MdL, Bürgermeister Martin Scharr, Manfred Blaschek (Marktgemeinderat, 3. BGM), Pfarrer Wieslaw Bujak, Martin Braun, Projektleiter Amt f. ländl. Entwicklung Bild: Doris Dollmann
Der neugestaltete Dorfplatz in Bergstetten wurde offiziell eingeweiht.

Nach nur zwei Jahren zwischen Planung und Fertigstellung wurde am Freitag mit der Einweihung des Dorfplatzes die Dorferneuerung in Bergstetten abgeschlossen. Nachdem die Marktgemeinde Kaisheim alle sechs Runden des Auswahlverfahrens geschafft hat und alle erforderlichen Kriterien erfüllen konnte, flossen knapp 620.000 Euro aus dem Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) in die Gemeindekasse; ein Großteil davon kam von der Europäischen Union, der Rest vom Freistaat Bayern, so Martin Braun, Projektbetreuer Amt für ländliche Entwicklung.

Blumenwiese statt Zierrasen 

Pfarrer Wieslaw Bujak, der für die kirchliche Segnung eigens eine kleine Menge Weihwasser mitgebracht hatte, kommentierte die Blumenwiese mit folgenden Worten: „... da soll ich hier den Platz einweihen, abgemäht haben sie den aber nicht.“ Das war natürlich mit einem Augenzwinkern gemeint. Versehen mit Spielgeräten, besagter Blumenwiese, umrandet von gepflasterten Flächen soll der Platz zukünftig den Bürgerinnen und Bürgern als Treffpunkt dienen.

Von der Schafzucht zum Fabrikstandort

Dritter Bürgermeister und Marktgemeinderat Manfred Blaschek ließ die wechselhafte Geschichte Bergstettens Revue passieren. Bereits im Jahr 1137 betrieb das Kloster Kaisheim hier eine Schafzucht. Im 17. und 18. Jahrhundert entstand ein neues Gut mit Kirche und Schlösschen. Aus dem Königlichen Hofgestüt von 1803 wurde dann 1936 ein sogenanntes Remonte-Amt zur Züchtung von Militärpferden. Tontauben und Fertiggaragen der Firma Siegl sorgten für wirtschaftlichen Aufschwung, so dass es in den 50er Jahren nicht nur eine eigene Schule sondern auch zwei Lebensmittelgeschäfte gab. Nach der durch Todesfall bedingten Schließung der Firma Siegl habe man es jedoch aufgrund falscher Gemeindepolitik verpasst, für Neuansiedlungen zu sorgen. Die Folge waren sinkende Einwohnerzahlen, ein 80 Jahre altes Wasser- und Kanalnetz sowie marode Strassen. Bereits im Jahr 2016 machte man sich deshalb Gedanken zum Thema Dorferneuerung. Nach einem Seminar in Thierhaupten wurden eine Bedarfsanalyse und ein Konzept entwickelt. Die ersten Planungen standen bereits im August 2018. Nach Bewilligung des Zuschusses im Januar 2019 wurde mit der Umsetzung des „Mammut-Projektes“ begonnen, fasste Blaschek zusammen. Was jedoch noch auf sich warten lässt, ist der Ausbau des Breitbandnetzes.

Aufwertung des Dorfes

Dies sei auch in anderen Gemeinden ein Problem, so MdL Wolfgang Fackler. Die Dorferneuerung bezeichnete er als Aufwertung. Lebensqualität lasse sich nicht messen, sondern nur leben und spüren. Damit gratulierte er zum glücklichen Abschluss. Auch die stellvertretende Landrätin Claudia Marb gratulierte Bürgermeister Martin Scharr zu der Entscheidung und sagte, der Landkreis sei stolz auf die Gemeinde.

Hygienekonzept vorbildlich umgesetzt

Musikalisch umrahmt wurde der Festakt vom Musikverein Kaisheim, deren Dirigent und Geschäftsleiter Franz Christ vor Beginn der Veranstaltung humorvoll auf die Umsetzung der Hygieneschutzverordnung hingewiesen hatte. Gerade der Sicherheitsabstand von nur ein-einhalb Metern sei für die Schwaben sehr problematisch, da sie eigentlich viel lieber 4 bis 5 Meter Abstand halten würden, meinte Christ schmuzelnd.

Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger nutzten ihren neuen Dorfplatz gleich für ein gemütliches Beisammensein, wofür er ja auch gedacht ist.