Müller wäre gerne Schreiner geworden, musste aber seine Lehre zu Beginn der 1940er Jahre abbrechen, um zu Hause die Landwirtschaft zu führen, da sein älterer Bruder zur Wehrmacht eingezogen worden war. Die Kriegszeit hat ihn wie viele andere seiner Generation tief geprägt. Zwei seiner Brüder sind im Osten gefallen. Er selbst sollte zwar noch im Jahr 1945 an die Front, aber das rasche Ende des Krieges bewahrte ihn schließlich vor dem Kampfeinsatz.
Als die Amerikaner in Oberndorf einrückten, gehörte er zu denjenigen, die am Kirchturm die weiße Fahne anbringen wollten, aber von SS-Soldaten, die sich im Turm verschanzt hatten, daran gehindert wurden.
Nachdem sein Vater im Jahr 1945 verstorben war, musste der erst 18-jährige Alois den elterlichen Hof allein bewirtschaften. Er war ein Leben lang Bauer mit Leib und Seele und baute seinen Hof mit viel Geschick und harter Arbeit zu einem stattlichen Anwesen aus.
Im Jahr 1954 heiratete er seine Frau Marlies. Aus der Ehe gingen zwei Töchter, vier Enkel und mittlerweile vier Urenkel hervor.
Alois Müller, inzwischen leider seit 32 Jahren Witwer, sah es sein Leben lang als seine Pflicht an, sich für die Gemeinschaft zu engagieren. So ist er bereits seit Jugendjahren Mitglied der Oberndorfer Feuerwehr und gehörte im Jahr 1947 zu den Wiedergründungsmitgliedern des Männergesangvereins. Dort sang er über 70 Jahre lang aktiv im 2. Tenor, war Fähnrich, Kassier und „Mädchen für alles“.
Noch immer in Bewegung
Seine größte Leidenschaft allerdings war immer das Sammeln von Gegenständen der Zeitgeschichte. Er hat das Oberndorfer Heimatmuseum in den 70er Jahren aufgebaut und reich bestückt, war Gründungsmitglied des Heimatvereins und ist bis heute der rührige Museumswart und damit wohl der älteste in Bayern. Zu jedem Gegenstand in „seinem“ Museum kennt er die betreffende Geschichte und Anekdote.
Von 1974-1991 arbeitete Müller neben der Landwirtschaft als Gemeindearbeiter bei der Gemeinde Oberndorf. Seine Tätigkeit als Gemeindediener übte er sogar bis zum Jahr 2008 aus. Nebenbei war er viele Jahrzehnte Feldgeschworener und Mitglied der Kirchenverwaltung in Oberndorf.
Für seine vielfältigen Verdienste um die Gemeinde wurde er bereits im Jahr 1994 mit der Goldenen Bürgermedaille ausgezeichnet und vom MGV und dem Heimatverein zum Ehrenmitglied ernannt.
Alois Müller schaut heute mit großer Dankbarkeit auf ein langes Leben zurück. Auch wenn ihm das Gehen mittlerweile schwerfällt, so ist er doch mehrmals am Tag in Bewegung: Er dreht mit dem Fahrrad seine Runden durchs Dorf oder trifft sich im Oberndorfer Ried an einem Feldstadel mit anderen älteren Herren auf einen Ratsch.(pm)