15 Jahre lang gehörte Turmkatze Wendelstein zum Nördlinger Daniel. Bild: Manuel Habermeier
Der Daniel ist das Wahrzeichen Nördlingens und war 15 Jahre lang das Zuhause von Turmkatze Wendelstein. Nun geht es in Pension und eine Nördlinger Ära findet ihr Ende.

Der Daniel, der Kirchturm der spätgotischen Hallenkirche St. Georg, prägt schon seit über 500 Jahren das Nördlinger Stadtbild. Um einiges jünger, aber ebenfalls schon eine Nördlinger Institution ist die Turmkatze Wendelstein. Seit 15 Jahren lebt die dreifarbige Glückskatze bereits im Turm, leistet den Turmwächtern Gesellschaft und übernimmt die Taubenabwehr.

Damit ist nun aber Schluss. Am Dienstag, dem 5. März, wurde Wendelstein in den verdienten Ruhestand verabschiedet. Zwar gäbe es für tierische Stadtangestellte kein offizielles Renteneintrittsdatum, wie Nördlingens Oberbürgermeister David Wittner im Gespräch mit unserer Redaktion versicherte. Aber „Wendelstein ist nun 15 Jahre und damit eine ältere Katzendame. Sie tut sich mittlerweile auch etwas schwer mit dem Trubel, der hier vor allem in den Sommermonaten herrscht.“ Daher habe man sich jetzt entschlossen, ihr einen „würdevollen und angenehmen Lebensabend“ zu ermöglichen. Dafür zieht sie zu Turmwächter Horst Lenner.

Wie sich das Leben dann ohne Wendelstein auf dem Turm gestaltet? Wilfried Rangette, ebenfalls ein Nördlinger Turmwächter und an Wendelsteins erstem Pensionstag im Dienst, ist gespannt. „Ich weiß nicht, wie das wird.“ Allerdings mache er sich mehr Sorgen um Wendelsteins Wohlergehen. „Sie hat ein gutes Zuhause, da habe ich keinen Zweifel“, betonte er, fügte aber auch hinzu: „Es wird spannend, ob sie das neue Zuhause annimmt. Ich habe etwas Bedenken, weil sie so lange hier oben war.“

Wendelstein wird zum Star

Und da oben auf dem Turm wurde Wendelstein zu einer kleinen Berühmtheit, wie die Türmer erzählen. Egal, ob Reisegruppen oder Hochzeitsanträge: Wendelstein hat auf dem Turm viel erlebt und wusste, sich in jeder Situation zum Star aufzuschwingen. Selbst bis ins japanische Fernsehen hatte es Nördlingens vierpfotige Angestellte geschafft.

Dabei konnte sie allerdings auch zur kleinen Diva mutieren. War das Katzenklo mal nicht sauber, tat sie ihren Unmut kund und machte ihr Geschäft direkt auf den Teppich im Eingangsbereich. Zudem verteidigte sie ihr Revier vehement gegen Artgenossen. „Da hat es manchmal gestaubt, wenn einer gekommen ist“, erinnerte sich Lenner mit einem Lächeln.

Nördlingens Oberbürgermeister mit Urkunde und Präsentkorb für Turmkatze Wendelstein. Bild: Manuel Habermeier

Nachfolge ist noch ungewiss

Nun wird es jedoch ruhiger auf dem Turm. Ob wieder eine Katze einziehen wird, steht aktuell noch in den Sternen. Zwar habe sich die tierische Taubenabwehr in der Vergangenheit mehr als bewährt, wie OB Wittner bestätigte. „Aber wir haben jetzt noch kein Katzencasting geplant.“

An diesem Dienstag stand jedoch noch einmal Wendelstein im Fokus. Die Stadt überreichte ihr eine Diensturkunde für ihre Verdienste. „Bei Menschen gibt es nach 25 oder 40 Jahre in Diensten der Stadt eine Urkunde. Wendelstein hat jedoch mehr oder weniger ihr komplettes Leben auf dem Turm verbracht. Dafür wollen wir ihr im Namen der Stadt Nördlingen danken.“ Dazu überreichte Wittner noch ein Geschenkkorb mit Katzenleckereien und Spielzeug, der Wendelstein wenig überraschend mehr interessierte als die Urkunde.