26. August 2021, 08:27
Katastrophenhilfe

Nördlinger THW im Ahrtal im Einsatz

THW-Helfer*innen befreien die Gaspipeline von Treibholz und helfen so bei der Instandsetzung. Bild: Kai-Uwe Wärner
Das THW Nördlingen hat im August mehrere Teams in das Flutgebiet im Arthal geschickt. Vor Ort unterstützten die Helfer*innen die Krisenregion wo es nur ging, teilweise bis zu 18 Stunden am Tag.

Anfang August wurde bereits die Fachgruppe Notversorgung und Instandsetzung (FG N) des Nördlinger THWs für einige Tage ins Flutgebiet im Ahrtal verlegt. Als Teil weiterer Einheiten aus dem Bereich Ingolstadt hatten die Helferinnen und Helfer die Aufgabe Teileinheiten zu unterstützen sowie das Beräumen von Treibholz und Schwemmgut. 

Gemischte Gruppe aus neuen und erfahrenen Helfer*innen

Eine der Aufgaben der FG N im THW ist die Versorgung von eigenen oder fremden Einheiten durch Unterbringung und Verpflegung sicherzustellen. Weiter können die Helferinnen und Helfer mit der Ausstattung Pump- und Beleuchtungsaufgaben sowie Logistik und weitere Unterstützung für andere Einheiten leisten. Eine Helferin dieser Einheit war Anna. "Ich bin erst seit knapp einem Jahr im THW und hätte niemals gedacht, dass ich so schnell an einem so großen Einsatz teilnehmen werde", meinte die Helferin. Durch eine gute Ausbildung im Ortsverband und einer gemischten Gruppe aus neuen und erfahrenen Helfer*innen konnte der Einsatz erfolgreich absolviert werden.

Bilder aus den Nachrichten konnten Realität nicht darstellen 

Etwas mehr als eine Woche später wurde der Zugtrupp des THW Nördlingen für das Einsatzgebiet in Rheinland-Pfalz angefordert. Der Zugtrupp ist eine Führungs- und Organisationseinheit des THWs. Helfer in der Einheit organisieren die Durchführung von Aufträgen und teilen zugewiesene Einheiten gemäß deren Schwerpunkten ein, um schnellstmöglich die erteilten Aufträge zu erledigen. Weiter unterstützen sie die Einheiten bei Materialanforderungen und Problemlösungen.

"Der erste Eindruck nach der Ankunft in Bad Neuenahr war für mich ernüchternd. Bilder können die Realität nicht darstellen", stellt Zugführer Andreas Mailänder fest. Jedoch sieht er auch, dass die Grundversorgung der Bevölkerung durch die öffentliche Hand sicher gestellt ist. "Es ist ungewohnt und für die Einwohner bedrückend, dass für uns Alltägliches nicht mehr funktioniert und man für Hygiene und Wasser die Wohnung verlassen oder an Verpflegungsstellen Essen holen muss. Einige unserer Helfer haben schon mehrere Hochwassereinsätze mitgemacht, dennoch sind die Schäden durch Sturmtief "Bernd" mit keinem vorherigen Einsatz vergleichbar."

Zugtrupp aus Nördlingen führt gleich zwei Einsatzbereiche an 

Der Zugtrupp aus Nördlingen führte in Zusammenarbeit mit Helfern aus Pfaffenhofen und Ingolstadt gleich zwei Einsatzbereiche. Im ersten Bereich, der übernommen wurde, waren die Hauptaufgaben der zugeteilten Einheiten das Beräumen von Tiefgaragen und Hinterhöfen von Schlamm und das Freihalten der Verkehrswege von Bauschutt und Sperrmüll. "Unser Ziel war es, diesen Einsatzabschnitt bis Montagabend abzuschließen. Dies gelang uns auch, da die Helferinnen und Helfer Unvorstellbares geleistet haben. Mich macht es unfassbar stolz, dass wir neben unserem Auftrag auch noch diverse Anfragen aus der Bevölkerung erledigen konnten. Wenn man sieht, wie Menschen über ihre Grenzen hinaus gehen um zu helfen und Einsatzkräfte, die überall mit Dreck bedeckt sind, eine unvorstellbare Motivation haben, merkt man erst Recht, dass man im THW richtig ist und wir ein THW sind", so Andreas Mailänder.

Durch die einheitliche Aufstellung, Ausstattung und Ausbildung im THW funktionierte die Zusammenarbeit zwischen den eingesetzten Einheiten problemlos. Obwohl man sich zuvor nie gesehen hat, weiß jede Einheit, was die andere kann.

THW befreit wichtige Gaspipeline vom Schlamm 

Am Samstagnachmittag erhielt der Zugtrupp den Auftrag die für die Bevölkerung wichtige Gaspipeline freizuräumen und Zufahrtswege für Energieversorger und Bauunternehmer herzurichten. Diese Vorarbeiten wurden notwendig, damit der Energieversorger schnellstmöglich mit der Reparatur der Pipeline beginnen konnte. Die zusätzlichen Einheiten aus Ellwangen und Markt Schwaben entfernten unter anderem Treibholz und Autowracks an den beschädigten Stellen. Um die Vorarbeiten voranzubringen, arbeiteten die Einsatzkräfte teilweise bis zu 18 Stunden am Tag. "Leider konnten die Arbeiten in unserer Einsatzzeit nicht abgeschlossen werden. Von unserer Ablöse haben wir erfahren, dass der Auftrag fertiggestellt werden konnte und der Energieversorger nach einer Sichtung diesen hoch zufrieden abgenommen hat. Ich bin mir sicher, dass ich für alle Einsatzkräfte spreche, wenn ich sage, dass jeder glücklich ist, einen Beitrag geleistet zu haben um die Folgen des Starkregens zu beseitigen."

Einzigartige Hilfsbereitschaft in Deutschland 

Probleme, wie in den Medien berichtet, hatten die Nördlinger Einsatzkräfte nicht. Überall wurden sie höflich und dankbar begrüßt. Es war eine sehr positive Atmosphäre und ein respektvoller Umgang zwischen Bevölkerung, Einsatzkräften und Flutlichtern. Flutlichter werden die freiwilligen privaten Helfer genannt, die gekommen sind um zu helfen. "In dieser Katastrophe merkt man, dass wir in Deutschland eine einzigartige Hilfsbereitschaft haben, die wir auch künftig bewahren und für diese dankbar sein sollten, da diese etwas Besonderes ist", stellt der Einheitsführer fest.

Andreas Mailänder resümiert: "Ich hatte den Eindruck, dass die Bevölkerung den ersten Schock der Katastrophe hinter sich gelassen hat. Am Samstag hörte man überall Bauhämmer und sah viele fleißige Hände, die Schäden aus den Häusern schafften. An den Straßen türmte sich Bauschutt, der am Sonntag von privaten Firmen herausgeschafft wurde. Anfangs der Woche parkten in unserem Einsatzgebiet an der Seite überall Fahrzeuge von Firmen und Handwerkern. Man spürte förmlich den Aufbruch." (pm)