Den Bauplatz haben Marco Falch und seine Frau bereits. Auch Gespräche bezüglich einer Baufinanzierung liefen und einen groben Bauplan für das zukünftige Zuhause im Harburger Stadtteil Ebermergen hatte die junge Familie schon anfertigen lassen. Doch nun, so zumindest der aktuelle Stand, werden die beiden ihren Traum vom Haus nicht verwirklichen können. Und dass, nachdem die beiden nun endlich einen Bauplatz gefunden hatten, denn ursprünglich war das der Knackpunkt.
„Das Thema Bauen beschäftigt uns schon länger. Die Problematik war die letzten Jahre immer, dass keine Bauplätze in Aussicht waren, bzw. keine geplant wurden. Die Anfragen für Bauplätze speziell in unserem Jahrgang sind sehr groß. Die meisten, die Flächen in Privatbesitz haben, sehen auch keinerlei Bedarf diese zu verkaufen vor allem nicht im Ortskern. Das ist sehr schade, da viele, die aus Ebermergen kommen auch gerne hierbleiben möchten, da es zentral ist, gut angebunden und mit sehr gutem Dorfleben“, erzählt Marco Falch, der sich in Ebermergen ehrenamtlich engagiert und dort fest verwurzelt ist.
Glücklicherweise habe sich dann 2021 die Möglichkeit ergeben, doch noch in Ebermergen einen Bauplatz zu ergattern. „Mit der Hoffnung Förderungen in Anspruch zu nehmen, die es damals gab, dachten wir, dass wir unserem Traum bald näherkommen würden. Die Gespräche mit den Banken und Baufirmen liefen an und wir hatten bereits Entwürfe der Baupläne. Als wir dann die Angebote erhalten haben und wir daraufhin zur Bank gingen, stellten wir gleich fest, dass dies sehr viel mehr kosten würde als gedacht, aber mit sehr vielen Abstrichen wäre es für uns machbar gewesen“, so Falch weiter.
Bauvorhaben: Einfamilienhaus ohne Keller
Bauen wollte die kleine Familie ein rund 150 Quadratmeter großes Einfamilienhaus mit Satteldach und kaum Dachschrägen, um den Platz optimal zu nutzen. Außerdem sollte eine Garage dazukommen. Ein Keller war aufgrund der Kosten schon 2021 keine Option mehr. Doch dann kam es ganz anders als die Falchs es sich ausgemalt hatten. Die Preise für Baumaterialien stiegen enorm an. „Außerdem wurde auch das Baukindergeld gestrichen, genauso wie die Bauprämien der Kfw-Bank“, berichtet Marco Falch. Das sei ein „Nackenschlag“ gewesen. Etwas resigniert stellt er fest: „Heutzutage ist Bauen kaum machbar für eine junge Familie wie wir es sind. 2 500 Euro im Monat müsste man mindestens abzahlen können, damit es realisierbar ist. Seine Kinder somit schon mit Schulden konfrontieren, für uns keine Option.“
Bauzinsen so hoch wie lange nicht mehr
Hieß es lange aufgrund der niedrigen Bauzinsen „bauen, bauen, bauen“, hat sich das mittlerweile drastisch geändert. Für Baufinanzierungen werden anstatt rund einem Prozent Zinsen nun Zinsen in Höhe von rund vier Prozent fällig. Da die Europäische Zentralbank im Sommer 2022 erstmals wieder den Leitzins erhöht hat, haben sich die Hypothekenzinsen seit Jahresanfang 2022 fast vervierfacht. Das treibt die monatlichen Kosten für ein Haus schon einmal deutlich über die Belastungsgrenze einer kleinen Familie.
Trotz der schwierigen Situation wollen die Falchs aber nicht komplett aufgeben. „Die Entscheidung soll für uns nicht endgültig sein, wir hoffen sehr, dass der Staat die Familien wieder mehr unterstützt mit Förderung wie Baukindergeld und ähnlichem.“ Denn mit zwei Kindern und Hund sei ihre Wohnung derzeit nicht die ideale Wohnsituation, da alles langsam zu klein bzw. eng sei, so Falch. Auch wenn vorerst nicht gebaut wird, behalten die Falchs ihren Bauplatz, der so schwer zu bekommen war. „Den Platz behalten wir erstmal auf jeden Fall, da wir keinen Bauzwang haben und ja hoffen, dass es wirklich wieder bezahlbar wird für alle“, hofft Marco Falch.
Mit Blick auf die Zukunft betont der Familienvater:„Des Weiteren wird man auch nicht jünger und man will einfach ein eigenes Zuhause haben, wo man auch Sicherheit hat. Auch ein Hauskauf wäre eine Option, aber aktuell passen da die Preise auch in keinerlei Hinsicht.“ (pm)