Theaterpremiere

Endlich wieder Bastei

Turbulentes Verwechslungsspiel auf der Nördlinger Freilichtbühne (von links): Steffen Höhn als Bernhard, Dominic Birau als Robert und Tine Michel als Janet. Bild: Cara Irina Wagner, Fotohaus Hirsch
Nach einem Jahr coronabedingter Pause meldet sich die Freilichtbühne Nördlingen mit der Komödie „Boeing Boeing“ wieder zurück. Bei der Premiere am Freitagabend bekamen die Schauspielerinnen und Schauspieler des VAN stehende Ovationen.

Es mache ihn stolz, dass es trotz der immer noch nicht überwundenen Corona-Pandemie nun eine Spielzeit 2021 gebe, sagte 1. Vorsitzender Axel Schönmüller in seiner Begrüßung. Die Wertschätzung, die der VAN dafür erfahre, zeige, was der Verein für die Stadt und die Region bedeute.

„Endlich wieder Freilichttheater in der Alten Bastei!“ – so freute sich Nördlingens 2. Bürgermeisterin und frühere VAN-Vorsitzende Rita Ortler über die neue Saison. Im vergangenen Jahr habe es wegen Covid-19 keine Proben, keine Aufführungen und auch sonst keine Vereinstätigkeiten beim VAN gegeben, „alles war gänzlich am Boden, hat gelitten und leidet immer noch“, bedauerte Ortler. Nun befinde man sich aber auf dem Weg zurück in die Normalität. Leider sei es dieses Jahr noch nicht möglich, auch wieder ein Kinder- und Jugendstück anzubieten – allerdings kündigte die ehemalige Vorsitzende an, dass es im Winter wohl eine kleine Alternative dazu geben wird.

Turbulentes Verwechslungsspiel

Die Boulevardkomödie „Boeing Boeing“ von Marc Camoletti stammt aus dem Jahr 1960 und wird auch „Mutter aller Komödien“ genannt, weil es das weltweit meistgespielte Theaterstück ist. In Nördlingen kommt das Werk in einer Bearbeitung von Peter Loos und unter Regie von Markus Hirschberger auf die Bühne. Dass die Komödie nur sechs Rollen bietet ist für die Nördlinger Freilichtbühne ungewöhnlich, erleichtert dafür aber Auftritte und Proben unter den erschwerten Bedingungen der Corona-Pandemie. Das Stück wird in zwei Besetzungen gezeigt, alles Folgende bezieht sich auf die Schauspieler*innen des Premierenabends.

In München führt der Innenarchitekt Bernhard ein polygames Leben: Er ist gleichzeitig mit drei Stewardessen verlobt, die beruflich bedingt immer zu unterschiedlichen Zeiten in München sind und sich somit nie begegnen können. Ein perfektes System, glaubt der Lebemann, wie er seinem Freund Robert erklärt, als dieser aus Nördlingen zu Besuch kommt. Unfreiwillige Komplizin seines dreigleisigen Lebens ist Bernhards Haushälterin Berta, die (als einzige im Rieser Dialekt) immer wieder erklärt, dass das „kein Leben für ein anständiges Dienstmädchen“ sei.

Dass das System nicht so perfekt ist, wie Bernhard glaubt, zeigt sich, als sich bei seinen drei Verlobten Judith, Jacqueline und Janet Flugplanänderungen ergeben und plötzlich alle drei gleichzeitig Zeit mit dem Münchner verbringen wollen. Da geht es turbulent zu in Bernhards zum Glück großräumiger Wohnung, und der „gnädige Herr“, sein Dienstmädchen Berta und Freund Robert haben alle Hände voll zu tun, die Damen voneinander getrennt zu halten.

Bühnenbild, Kostüme und Schauspieler*innen überzeugen

Die Freude, wieder auftreten zu dürfen, ist dem Ensemble deutlich anzumerken, die Schauspieler*innen sprühen wieder vor Spielwitz. Besonders hervor stachen bei der Premiere Dominic Birau als Robert, dessen (auch körperlich fordernden) Kapriolen für die meisten Lacher sorgten, sowie Dienstmädchen Berta (Gabi Bieber) und die Schweizer Stewardess Judith (Annette Seidel, mit köstlichem Schweizer Dialekt). Aber auch Steffen Höhn als Bernhard, Franziska Baumann als französische Stewardess Jacqueline und Tine Michel als Amerikanerin Janet wissen zu überzeugen.

Das Kostümbild von Uschi Rothgang vermittelt mit leuchtend bunten Stewardessenkostümen und Bernhards weiten Schlaghosen das Gefühl der „Swinging Sixties“, auch die Musikauswahl trägt ihren Teil bei. Ein Highlight stellt außerdem das sehr gelungene Bühnenbild von Wolfi und Greta Balzer dar – Bernhards Wohnung gleicht einem Flugzeug, das Telefon ruht auf dem Höhenruder, hinter dem Fenster der Pilotenkabine verbirgt sich die Bar.

Auch wenn es zu Beginn des Flugs „Boeing Boeing“ ein wenig dauert, bis die Maschine voll durchstartet: Ist die Reisegeschindigkeit erst erreicht, geht es rasant über die volle Distanz zu einer sanften Landung. Für das ganze Ensemble und das Team des VAN gab es am Ende der Vorstellung stehende Ovationen. Wer das Stück sehen und eine gute Zeit haben will kann beruhigt die Tickets bestellen und mit der Freilichtbühne abheben.

Redakteur. Mit Block, Stift und Kamera vor Ort wenn etwas Spannendes passiert. Themen im Ries ist er immer auf der Spur. Zuständig für PR-Texte und Sonderthemen. Im Ries tief verwurzelt. Begeisterter Schafkopfer. 

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