Legt ein Huhn wirklich jeden Tag ein Ei? Was bedeutet der Stempel auf den Eiern? Warum sind Eier mal braun, mal weiß? Und was haben damit eigentlich die Ohren der Hühner zu tun? Mara Kutzner hat bei der Familie Landes aus Donauwörth einmal nachgefragt.
Donauwörth - Wenn Anna Landes in den Hühnerstall geht, klopft sie erst einmal an der Tür. „Dass sich die Tiere nicht erschrecken, wenn plötzlich die Tür aufgeht“, erklärt sie. Sie hat 2015 gemeinsam mit ihrem Mann den Schießerhof zwischen Donauwörth und Zirgesheim von ihren Schwiegereltern übernommen. Schon seit 1996 hält die Familie auf dem Hof Legehennen. Bereits vor über 20 Jahren erkannten die Landes’, dass Käfighaltung keine Zukunft hat. Damals wie heute werden die mittlerweile 5600 Hennen in Ställen nach strengen Schweizer Normen gehalten. Die Hühner haben den ganzen Tag über die Möglichkeit, ihre Eier stressfrei und in Ruhe zu legen. Frisches Wasser gibt es rund um die Uhr und gefüttert wird über ein automatisches System siebenmal täglich. Bei der Bodenhaltung haben Tiere eigentlich keinen Auslauf, auf dem Hof der Familie Landes gibt es aber einen „Wintergarten“, wo sich die Tiere tagsüber aufhalten können. Ein Tag auf dem Hühnerhof beginnt meistens früh.
Um 7 Uhr morgens werden die Eier aus den Nestern geholt. „Hühner legen nicht jeden Tag ein Ei, und sonntags auch nicht zwei“, lacht Anna Landes. Die angehende Hauswirtschaftsmeisterin erklärt, dass manche Hühner auch mal nur alle zwei Tage ein Ei legen. Ältere Hennen schrauben ihre Eierproduktion immer weiter zurück.
Wenn die Eier über ein Förderband den Stall verlassen, werden sie zur Kontrolle erst einmal durchleuchtet. Anna Landes zeigt, wie man durch das Licht die Größe der Luftkammer und damit die Frische der Eier erkennen kann. Danach werden die Eier in einer Sortiermaschine nach den Größen S bis XL sortiert und mit einem Code aus Lebensmittelfarbe gekennzeichnet. Neben Haltungsform gibt der Code auch Auskunft über das Herkunftsland, die Region, den Betreib und sogar den Stall, in dem das Ei gelegt wurde.
Die Zahl 2 auf den Eiern vom Hofladen Landes steht für Bodenhaltung, DE steht für das Erzeugerland Deutschland, 09 für Bayern, die Zahlenfolge 7441 für den Betrieb von Anna und Michael Landes und die Zahl 1 oder 2 für einen der beiden Ställe auf dem Donauwörther Hof. Michael Landes und seine Mutter sind jeden Tag etwa zwei Stunden damit beschäftigt, die sortierten Eier in Eierschachteln zu verpacken. Anna Landes’ Schwiegervater fährt die Eier dann zu Metzgereien, Bäckereien, Restaurants und Dorfläden in der ganzen Region.
Zwischen Januar und Ostern gibt es noch eine zusätzliche Tour. Dann werden die Eier nach Tannhausen bei Augsburg gefahren, um sie dort färben zu lassen. Dazu eignen sich die Eier vom Hofladen Landes nämlich besonders gut, denn (fast) alle sind strahlend weiß. Komischerweise entdeckt Michael Landes beim Sortieren seit neuestem immer mal wieder auch ein braunes Ei. Das Huhn dazu hat der Landwirtschaftsmeister bislang unter den fast 6000 noch nicht ausfindig gemacht. Erkennen könnte er dieses ganz bestimmte Huhn aber an seinen Ohren, genauer gesagt an den Ohrscheiben. Das sind Hautlappen unter den Ohren und hinter den Augen. Hühner mit weißen Ohrscheiben legen weiße Eier, haben sie rote Ohrscheiben legen sie braune Eier. Zu kaufen gibt es die Eier der Familie Landes zum Beispiel im Eierautomat in Genderkingen, in einigen Bäckereien und Dorfläden oder direkt im Hofladen am Schießerhof. (pm)