Die Genderkinger Firma Fraundorfer Aeronautics schuf mit eineem Durchbruch in der Rotor-Technologie die Grundlage für eine neue, effiziente Generation von Luftfahrzeugen. Alleinstellungsmerkmale sind zum einen,dass die Autorotations-Rotoren nicht wie sonst üblich von einem Motor angetrieben werden, sondern nach dem Vorbild des Ahornsamens allein durch die Luftströmung bewegt werden. Zum anderen ist es die Skalierung, d. h. die Rotoren können individuell auf das jeweilige Gewicht bzw. die Traglast eingestellt werden, die das Luftfahrzeug besonders machen. „In mehr als zehn Jahren Forschungs- und Entwicklungsarbeit hat Fraundorfer Aeronautics als erstes Unternehmen weltweit eine Pionierleistung im Bereich der Luftfahrttechnologie erbracht“, so Unternehmensgründer und Vorstand Christoph Fraundorfer. Im Vergleich zu marktüblichen Hubschraubern, Kleinflugzeugen, Multicoptern (Drohnen) und e-VTOLs verfügt der Tensor 600X über ganz andere Flugeigenschaften. So benötigt das kleine Flugzeug nur 50 Meter Start- und 10 Meter Landebahn, hat ein Leergewicht von 325 kg und der Propeller am Heck wird derzeit mit einem Rotax 915S-Motor mit Superbenzin betrieben. Dieser kann jedoch durch einen Elektromotor ersetzt werden, was momentan jedoch am Nichtvorhandensein entsprechend leistungsstarker Batterien scheitert. Die Reichweite beträgt 600 km bei einer maximalen Geschwindigkeit von 210 Stundenkilometern. Entscheidend sind aber die minimale Fluggeschwindigkeit und die niedrige Flughöhe, die weder mit anderen Hubschraubern oder Kleinflugzeugen geflogen werden können. Das eröffnet viele Einsatzmöglichkeiten z. B. im Bereich Lufttransport auf Kurzstrecken, der Landwirtschaft, bei Überwachungsflügen, für Selbstflieger oder bei Hilfseinsätzen und nicht zuletzt unter dem Stichwort Air Mobility als Flugtaxi.
Weitere Vorteile sind der geringe Luftwiderstand, der für Energieeffizienz sorgt, und die Wetterunabhängigkeit. Aufgrund der einzigartigen Langsam- und Tiefflugeigenschaften kann der Pilot unter der Schlechtwetterfront bleiben und in 150 Meter Höhe auf 800 Meter Sicht fliegen. Erst vor kurzem zog der 44-jährige Luftfahrtingenieur von Ingolstadt bzw. Manching auf den Genderkinger Flugplatz um, weil dort bessere Testbedingungen herrschen. Sein Team umfasst derzeit neun fest angestellte Mitarbeiter und wird bei Bedarf um weitere 20 Experten erweitert. Wie Fraundorfer selbst sammelten einige davon ihre Erfahrungen bei Eurocopter aber auch DLR, Airbus, Grob und RUAG. Bislang wurden über drei Millionen Euro in das Projekt investiert, das Meiste davon vom Firmenchef selber. In der nächsten Hauptversammlung soll in eine AG umfirmiert werden. Die Weichen dafür sind bereits gestellt. Der Jungfernflug ist für 2020 geplant. Danach soll der Tensor 600X in Serie gehen.
Das sogenannte „Roll out“, die offzielle Vorstellung des Prototyps, fand am Abend vor 200 geladenen Gästen aus Industrie, Wirtschaft aber auch
professionellen Fliegern und Investoren statt.